Global Art of Perfumery 2012 – Die Vierte.

Der vierte Messe-Artikel mit Berichten, Neuigkeiten und Eindrücken von der Global Art of Perfumery – und noch immer habe ich soo viel zu erzählen…

Gestern hatten wir es von LubinCire Trudon, mein One-and-(ok, fast)Only in Sachen Kerzen, war hier mit am Stand vertreten. Ich bin mit der Nase in einem Riesending versunken, das ich gleich als Deluxe-Variante meines erklärten Lieblingsduftes Dada identifizieren konnte. Unauffälliges Entwenden war nicht möglich, das Teil war leider etwas unhandlich – ich schätze die XXL-Variante auf ein paar Kilo, verteilt auf die Größe eines haushaltsüblichen Eimerchens 😉 Ausgestattet wurde ich neben einem netten Gespräch mit dem sehr hübsch gestalteten Dossier über Cire Trudon, das mir noch unbekannte Artikel enthielt, die ich ganz entzückend finde: Les Contés Parfumés – zu Deutsch ungefähr: die parfümierten Märchen. Das verbirgt sich auch tatsächlich dahinter: Sinbad le Marin und Le Petit Chaperon Rouge gibt es bereits, Sindbad und Rotkäppchen, jeweils als Sets – Ein Märchenbüchlein und eine zur Geschichte passende Kerze. Zauberhaft, oder?

Ebenfalls toll ist Nazareth, die Cire Trudon-Weihnachtskerze (endlich mal keine, die nur den Namen Weihnachten in irgendeiner Sprache trägt): Gewürznelken, Zimt und Orangen, diesmal in rotem Glas mit gewohnt goldenem Emblem verziert. Ich hoffe, wir bekommen sie nächstes Jahr.

Martine Micallef war samt Ehemann – Geoffrey Newman, Ihr erinnert Euch? Er hat auch eine Duftkollektion, eine eigene – auf der Messe und hatte gleich sechs neue Düfte im Gepäck: Collection Vanille, eine, wie der Name schon sagt, Vanillereihe, mit vier Düften – Vanille Cuir, Vanille Marine, Vanille Orient und Vanille Fleur. Alle vier waren von gewohnt guter Qualität, Vanille Cuir und Vanille Marine sind mir allerdings noch besonders präsent: Vanille Cuir hat eine wirklich satte Ledernote, die mich in der Kürze der Zeit am Stand auf dem Teststreifen zugegebenermaßen an Knizes Ten erinnerte. Spannend in Kombination mit der Vanille, weil sehr viel heftiger, als ich es erwartet hätte – mal schauen, ob der erste Eindruck sich beim späteren Rezensieren bestätigt. Vanille Marine hatte ich mir gedanklich schrecklich vorgestellt, wenn ich ehrlich bin – umso mehr überraschte es mich, dass ich ihn auf Anhieb am interessantesten fand: Eine Seebrise mit zarter Vanillewärme – eine gelungene Ergänzung, die sehr viel besser harmonierte, als ich mir das vorgestellt hatte. Man lernt nie aus…

Des weiteren gab es noch eine hochexklusive Rose, Rose Extreme genannt, die aus sehr kostbaren (und logischerweise teuren) Rosensorten hergestellt wird. Das hat auch seinen Preis – aber ich bin mir sicher, dass wahre Rosenfreunde vor Freude an die Decke hüpfen werden bei diesem Duft. Ylang in Gold ist ebenfalls eine neue Micallef-Kreation, ein zarter, sehr weiblicher Ylang-Duft mit mandarinig-vanilligen Anklängen. Ihn gibt es zwei Mal, nämlich ein Mal mit Schimmer, güldenem natürlich – und einmal ohne Partikelchen, da erfahrungsgemäß nicht jede Frau so etwas mag.

Gleich um die Ecke von Micallefs stieß ich dann auf Bois 1920, die erfreulicherweise, nachdem sie letztes Jahr irgendwann eingestellt wurden, doch wieder erhältlich sind (genauso wie Odori). Von Bois 1920 kommen auch zwei neue Düfte, Come L’Amore und Oltremare genannt.

„Memories of endless thoughts unfold before the sea, where anything disappears. Only quietness remains.“

Ein Meeres(brisen)Traum, und demgemäß natürlich ein maritimer Duft ist Oltremare, mit frischen, fruchtigen und krautigen Anklängen auf Hölzern gebettet. Ich würde sagen, er trifft mehr als einen Nerv – derzeit sind solche Herrendüfte ja angesagt, wir erinnern uns nur an Creeds Aventus.

Come L’Amore – Wie die Liebe… diese ist bei Bois 1920 unzweifelhaft opulent (weiß)blühend, garniert mit einigen deliziösen Früchtchen (Mirabelle und Pflaume) und getragen von einer weich dahingehauchten Basis. Der Duft taugt zu mehr als einer kleinen Affäre, da bin ich mir sicher – und wird viele Freundinnen finden, die in heißer Liebe erglühen.

Das bin ich auch, aber sowas von: Und zwar brennt, flackert und lodert alles verzehrend in mir eine Flamme, die erst gestillt wird, wenn ich… den neuen Duft von Aedes de Venustas, jener berühmt-berüchtigten New Yorker Parfumerie habe. So. Und zwar nicht der Duft, den L’Artisan Parfumeur von Bertrand Duchaufour für Aedes machen ließen – vielleicht erinnern sich einige von Euch, siehe z. B. hier. Das hier ist ein neuer Duft (mit passender Kerze und Seife, by the way), der nicht unter der Ägide von L’Artisan Parfumeur entstanden ist und ergo nichts mit dem Haus zu tun hat. Nur Aedes, dafür aber wieder Duchaufour – und der hat sich dieses Mal selbst übertroffen: Rhabarber, Vetiver, Rote Beeren, Tomatenblätter, Weihrauch, Apfel, Haselnuss und Geißblatt finden sich im Duft. Es ist ein… Rhabarber-Chypre, ein gehaltvolles, auf eine Art und Weise düster-leuchtendes. Und für mich die Entdeckung des Jahres bisher. DAS ist der Holy Grail in Sachen Rhabarber. Duchaufour hat mit einem Schlag alles vor (und vermutlich auch nach ihm) von dem Rhabarbertischchen gefegt. Das ist die neue Referenz. Sehr hoch gehängt, diese Latte. Und ich brauche, brauche, brauche diesen Traum für den Sommer. Für das Leben. Wie ging es bisher ohne?

Nächsten Montag geht es weiter mit den letzten Neuigkeiten von der Messe – jetzt aber entlasse ich Euch erst einmal ins wohlverdiente Wochenende mit den besten Wünsche!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

11 Kommentare

  1. Jutta L.
    20. April 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    Danke für die schönen Berichte! Eine Probe des Rhabarberduftes ist unterwegs zu mir, darauf bin ich sehr gespannt. Die Kombination von Rhabarber und Chypre ist für mich allerdings ziemlich schwer vorstellbar. Wobei ich mir Rhabarber und Weihrauch vorher auch nicht hätte vorstellen können und dann funktionierte das bei Comme des Garcons in 2 Düften doch ganz gut.

    Und die Nazarethkerze hatte ich auch schon unter der Nase, neben Sapin de Noel von Mizensir ist sie für mich die schönste Weihnachtskerze.

    Lieben Gruss
    Jutta L.

  2. Jutta L.
    20. April 2012
    Antworten

    Oops, habe gerade erst die Noten nachgelesen, der hat ja auch Weihrauch! Ausserdem kam eben die Probe, werde jetzt mal testen gehen….

    Lieben Gruss
    Jutta L.

  3. Margot
    20. April 2012
    Antworten

    Liebe Jutta,
    ich schwöre, Du wirst begeistert sein! Ich empfinde ihn als eine sehr außergewöhnliche, ansprechende, inspirierende, verwirrende Melange und je mehr ich darüber nachdenke und mir versuche den Duft in Erinnerung zu rufen (was auch gelingt mit einem Resthauch auf dem Teststreifen) bin ich mehr und mehr davon überzeugt, dass er sogar bei mir einziehen wird 😀

    LG, Margot

  4. Dorothea
    20. April 2012
    Antworten

    Hallo zusammen,

    Eure Beschreibungen haben mich ausgesprochen neugierig gemacht, ich glaube, ich werde auch mal ein Pröbchen ordern…
    Da ich bisher fast alle Duchafour-Düfte sehr gut fand (auch diejenigen, die ich nicht tragen kann – wie zum Beispiel Vanille Absolument), bin ich sicher, dass auch der hier ein Meisterwerk ist.
    Interessant fand ich auch den neuen Ananas-Duft von Sospiro, wobei ich in Anbetracht des Preises hoffe, dass er mir vielleicht doch nicht gefällt 😉

    Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Dorothea

  5. Avatar photo
    Ulrike
    24. April 2012
    Antworten

    Hallo Ihr,

    bin sehr gespannt wie Ihr den Aedes findet – für mich ist er ein Must-Have. Duchaufour UND Rhabarber ist einfach zuviel für mich – Widerstand zwecklos. Berichtet mal, wenn Ihr getestet habt!

    @ Dorothea: Jaja, das hoffe ich auch immer, dass mich nicht die ganz fiesen teuren erwischen. Dafür sitze ich gerade an der Oud-Kollektion von Xerjoff – und, was soll ich sagen, ich glaube, ich muss nicht nur einen davon haben 🙁 *jammer*

    Viele liebe Grüße zurück,

    Uli.

  6. Dorothea
    24. April 2012
    Antworten

    Hallo,

    ich konnte auch nicht widerstehen und habe ein Aedes-Pröbchen bestellt. Ich liebe Rhabarber und nach der diesjährigen Prämiere am Sonntag (Rhabarber-Crumble mit Eierlikörsauce), musste der Duft einfach her! Nun warte ich gespannt auf die Lieferung.

    Liebe Ulrike, da Du jetzt das Stichwort „Xerjoff“ genannt hast… ich schleiche schon seit langer Zeit um den „Irisss“ herum, habe mich aber aus eben erwähnten Gründen noch nicht getraut, ihn zu testen… Soll ja der ultimative Iris-Duft sein, ist das tatsächlich so (Du kennst ihn ja sicherlich schon…)?

    Liebe Grüße
    Dorothea

  7. Avatar photo
    Ulrike
    25. April 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Dorothea,

    wenn Du sparen möchtest, dann teste Irisss lieber nicht 😉 In der Tat finde ich, dass er zu den schönsten Irisdüften auf dem Markt gehört (obgleich ich meine ebenso stolzpreisige Iris Pallida vorziehe – das ist aber persönliche Präferenz).

    Rhabarber-Crumble mit Eierlikörsauce lässt mich augenblicklich unglaublich hungrig werden… Vielleicht kann ich das mit einem Sprüherchen Aedes beheben? Ich sitze gerade an der Rezension 😉

    Viele liebe Grüße und viel Freude beim Testen –

    Uli.

  8. Dorothea
    26. April 2012
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    genau das habe ich befürchtet 😉 …obwohl mich Dein zweiter Satz tröstet – solche Aussagen von Bloggern habe ich schon öfter mal gelesen (oft wurde allerdings mit ISM verglichen). Vielleicht bleibe auch ich immun ;), testen werde ich ihn dennoch.

    Mein Aedes-Pröbchen ist inzwischen angekommen, aber irgendwie bin ich heute ganz und gar nicht in Rhabarber-Stimmung, bei diesem Wetter brauche ich eher einen kuscheligen „Comfort Scent“ und das ist seit einigen Tagen „Panache“ (der mittlerweile den Langzeit-Test bestanden hat und ein fester Kaufkandidat ist – eigentlich wollte ich ihn erst nächsten Winter kaufen, da ich hoffte, dass nun die Zeit für „richtige“ Frühlingsdüfte gekommen sei, aber wenn das Wetter weiter so bleibt, dann ist er fällig).

    Ich habe ganz zaghaft einen Spritzer Aedes auf mein Handgelenk aufgetragen und musste feststellen, dass das mal wieder irgendwo ein typischer Duchafour ist – auf eine angenehme, nüchterne Art opulent, wenn Du weißt, was ich meine. Der Rhabarber ist sehr authentisch, aber viel schöner finde ich eigentlich das, was danach kommt – vor allem die Tomate (früher gab es doch so einen netten Sommerduft mit Tomate von Nina Ricci, wie hieß er denn noch?), und den Weihrauch, der dafür sorgt, dass der Duft im Verlauf nicht zu flach wird.
    Alles in allem – sehr gelungen, aber um zu entscheiden, ob er im Sommer bei mir einzieht, muss ich noch ausführlicher testen, bei entsprechendem Wetter. Im Moment steht „Pulp“ noch auf Platz 1 der Sommer-Must-Have-Liste, aber wer weiß… Und im Juli kommt noch der Orangenblüten-Weihrauch-Duchafour…

    Liebe Grüße und gute Nacht!

    Dorothea

  9. Dorothea
    27. April 2012
    Antworten

    Huhu,

    habe gerade noch einen potentiellen Sommer-Must-Have entdeckt: Sienne d’Orange von The Different Company. Karotte+Iris+Leder sieht sehr nach meinem Beuteschema aus. Ab wann wird dieser Duft bei Euch verfügbar sein (gelistet ist er wohl schon, aber noch ohne Preise…)?

    Viele Grüße und ein schönes, hoffentlich sonniges, Wochenende

    Dorothea

  10. Avatar photo
    Ulrike
    30. April 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Dorothea,

    testen ist kein Fehler, eigentlich… 😉
    Wie hat sich der Aedes mittlerweile im Test entwickelt?
    Und dass Pulp auf der Einzugsliste steh das verstehe ich natürlich vollkommen 🙂
    Betrefss der neuen Colognes von TDC, die ich auch noch in einem Neuigkeitenartikel vorstelle – die sollten dieser Tage irgendwann eintrudeln, eigentlich.

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

  11. Dorothea
    6. Mai 2012
    Antworten

    Huhuuu,

    Aedes hat sich im Test seeehr positiv entwickelt, nachdem ich bei nstperfume gelesen habe, dass das der „Dzongkha für den Sommer“ sei, habe ich ihn sofort genauer unter die Lupe genommen.
    Und als ich heute den Rhabarber fürs Crumble geschnitten habe (diesmal mit Orangen-Vanille-Sauce, haben sich meine drei Männer gewünscht…) musste ich feststellen, dass Aedes wirklich sehr authentisch ist, meine Finger haben nämlich gerochen als ob ich sie mit Aedes eingesprüht hätte.

    Nun stehe ich aber vor einem großen Dilemma – welcher soll denn jetzt der neue Sommerduft werden? Pulp oder Aedes? Ich denke wahrscheinlich doch Pulp, meine große Liebe, und wenn Aedes nicht so teuer wäre, würde ich ihn sozusagen als „Zweitduft“ für meine „summer rotation“ nehmen (so ähnlich nennen es doch die Damen im nst-Blog, oder?), aber so muss er wahrscheilich noch ein Jahr warten…

    Liebe Grüße
    Dorothea

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert