After Dark…

… „For Maximum Standout Style After Dark“ verspricht uns Vincent Micotti bezüglich seines Duftes Métaboles, dem zweiten der Schweizer Firma YS UZAC, die ich Euch diese Woche vorstellen möchte. Und er hat noch mehr dazu zu sagen: „For a casual chic style or a dazzling glamour, Métaboles will guarantee a standout statement after dark!“

Métaboles garantiert also Aufmerksamkeit und trägt sich gleich gut zum legeren Laissez-Faire-Outfit als auch zur Abendgarderobe. Wie das? Der Duft sei Expressionisten auf den Leib geschneidert, verrät das Pressematerial. Eigentlich paradoxe Elemente verknüpfend, stiften diese einen Touch subtiler Avantgarde. Das hört sich ja alles schon mal spannend an, lassen wir Monsieur Micotti noch ein wenig weiter erzählen:

„Rhapsody of spring! Bold and fragile. An exploration of awakened emotions. Infinite facets gesture a luminous passionate personality.“

Von Frühling ist hier die Rede, einem, der uns hoffentlich demnächst erreichen wird. Angekurbelter Stoffwechsel, alles im Aufbruch, alles in Veränderung, Erneuerung inbegriffen. Diese aufwallenden und zum Teil wechselhaften Frühlingsgefühle finden sich auch in Métaboles: Pfefferminze, eine süß-krautige, von Geranium in der Anmutung noch verstärkt, drängt mir sofort vorwitzig ins Näschen, begleitet von grün-bitteren Tomatenblättern, wie ich sie aus meinem geliebten Parfums d’Orsay Raumspray Feuilles de Tomate kenne. Eindrücke von Frische, Herbheit, einer subtilen Süße, Grün und Bitterkeit vermischen sich – und sehen sich alsbald mit einem überaus interessanten Gegenpol kontrastiert: Lakritze. Fein-holzig-süßer, würzig-wuchtiger Lakritze. Das passt so verdammt gut zusammen, wie ich es nie vermutet hätte. Als Bindeglied fungiert die Süße, kühl-krautig-frisch diejenige der Pfefferminze, samtig-würzig und warm diejenige der Lakritze. Von Himbeerhonig ist da die Rede, der die Ambivalenz des Duftes harmonisch ausgleicht – und in der Tat, Anklänge von Honig sind vorhanden, wenn man es weiß, entdeckt man auch leise Himbeerakzente in Métaboles. Untermalt wird das Geschehen von sinnlichem, zartem weißem Moschus, einem Tupfer cremiger Vanille, sanftem Sandel sowie Ambra, die ich einmal mehr wie gestern bei Lale auch schon nicht zu entdecken vermag.

Métaboles hat etwas Ungestümes – und ist zugleich auf unnachahmliche Art und Weise smart. Und lässt mich in seinem Frühlingsstreben an ein paar Zeilen aus Else Lasker-Schülers gleichnamigem Gedicht denken – „Wir wollen wie der Mondenschein die stille Frühlingsnacht durchwachen, wir wollen wie zwei Kinder sein, Du hüllst mich in dein Leben ein, und lehrst mich so, wie Du, zu lachen.“ Der Mensch, der Métaboles trägt und dem dieser Duft perfekt steht, ist von Natur aus cool. Kennt Ihr diesen Typus? Ich beneide jene Menschen immer darum: Wie viel Zeit ich manchmal damit verbringe, einfach nur auszusehen, und zwar angezogen auszusehen. Aber gleichermaßen auch lässig, vielleicht mit einer kleinen Prise gewollter Nachlässigkeit. Jene, die einem das Gefühl vermittelt, das anderes wichtiger war, wichtiger ist. Auf jeder guten Party gibt es davon mindestens einen solchen Menschen. Und der ist präsent, muss sich dafür nicht in den Mittelpunkt stellen, das rückt er schon von ganz alleine. Métaboles verkörpert eine ähnliche Selbstgefälligkeit im positiven Sinne, unprätentiöse und selbstgewisse Zurückhaltung, eine gewisse unauffällige Erhabenheit. In jedem Falle kann man mit solch einem Menschen hervorragend die Nacht oder gleich Nächte verbringen – langweilig wird es mit dem bestimmt nicht.

Und uns wird es sicher ebenfalls so schnell nicht langweilig, es harren nämlich noch zwei weitere Düfte der YS UZAC-Kollektion einer Rezension, Monodie und Pohadka. Dieser beiden werde ich mich die nächsten Tage annehmen.

Bis dahin alles Gute und herzliche Grüße,

Eure Ulrike.