Ein goldener Mythos – (My)Memos Manoa.

Diese Woche geht es fröhlich dort weiter, wo ich Euch letzten Freitag verlassen habe: Bei My Memo und deren letzten vier Veröffentlichungen. Moon Safari hatte ich euch bereits vorgestellt, heute ist Manoa an der Reihe.

Manoa ist der Name jenes mythologischen Ortes, den wir auch als Eldorado kennen. Woher kommt dieser Begriff, der auf spanisch „Der Goldene“ heißt? Es handelt sich hierbei, wie uns Wiki nochmals in Erinnerung ruft, um „ein sagenhaftes Goldland im Innern des nördlichen Südamerika. Ursprünglich bezeichnete der Name „El Dorado“ einen Mann, später eine Stadt und dann ein ganzes Land.“ Der Mythos Eldorado hat seinen Ursprung in einer aus Kolumbien stammenden Legende, die erstmals im 17. Jahrhundert durch spanische Chronisten aufkam: Demnach brachte jeder Herrscher der Misca, eines Chibcha-Volkes, bei seinem Amtsantritt ein goldenes Opfer für den Sonnengott, das im Bergsee von Guatavita in der Nähe des heutigen Bogotás im Rahmen von rituellen Handlungen versenkt wurde. Als Beweis dafür gilt ein erst 1969 in einer Hölle gefundenes Goldartefakt, das Goldfloß von Eldorado.

Mit der Zeit veränderte sich die Legende – mal wurde aus dem Bergsee ein großer Tempel, mal eine im Urwald versunkene Stadt, mal ein sagenhaftes, unermesslich reiches Königreich. Die Verortung wurde immer schwieriger, bis Humboldt, unser Universalgenie, irgendwann mittels eines Reiseberichtes mit den Geheimnissen aufräumte.

Trotz allem blieb Eldorado immer ein Zauberland, eine Traumwelt, ein – Sehnsuchtsort. Einer, dem sich im Laufe der Zeit viele Künstler, Autoren, Dichter, Musiker und Filmregisseure – so auch Werner Herzog in seinem Meisterwerk Aguirre mit Klaus Kinski, siehe oben – widmeten. So auch Eichendorff, der unter dem Namen Eldorado dieses Gedicht verfasste:

Es ist von Klang und Düften
Ein wunderbarer Ort,
Umrankt von stillen Klüften,
Wir alle spielten dort.
Wir alle sind verirret,
Seitdem so weit hinaus
Unkraut die Welt verwirret,
Findt keiner mehr nach Haus.
Doch manchmal taucht’s aus Träumen,
Als läg es weit im Meer,
Und früh noch in den Bäumen
Rauscht’s wie ein Grüßen her.
Ich hört den Gruß verfliegen,
Ich folgt ihm über Land,
Und hatte mich verstiegen
Auf hoher Felsenwand.
Mein Herz ward mir so munter,
Weit hinten alle Not,
Als ginge jenseits unter
Die Welt in Morgenrot.
Der Wind spielt‘ in den Locken,
Da blitzt‘ es drunten weit,
Und ich erkannt erschrocken
Die alte Einsamkeit.
Nun jeden Morgenschimmer
Steig ich ins Blütenmeer,
Bis ich Glücksel’ger nimmer
Von dorten wiederkehr.

Ich finde, dass in diesen Zeilen deutlich wird, was Eldorado eigentlich ist. Der Begriff ist als Allegorie zu sehen, Eldorado gleicht einem Sehnsuchtsort mit Heilsversprechen, einer Art lokalisierten Glückseligkeit.

Schauen wir doch einmal, ob uns Memo mit Manoa ebenfalls glücklich machen – ihr Duft ist folgendermaßen beschrieben:

„Manoa – City of Gold and Opoponax. In the heart of Inca country lies Manoa, the City of Gold. Legend has it that El Dorado, a young man entirely covered in gold, would carry the offerings of his people aboard a diamond-studded boat once a year. He would navigate on an immaculate lake to unload these gifts on Manoa, an island formed over time by the accumulation of treasures. Manoa is the house of the sun, a living fruit that offers its nectar only to the most adventurous.“

Ein Duft für Abenteurer und mutige Glückssucher also, der aus folgendem hergestellt wurde: Bergamotte, Zitrone, Ingwer, Iris, Zypresse, Tonkabohne, Vanille, Opoponax, Labdanum.

Mehrmals musste ich sprühen, um es zu beweisen: Sie sind wirklich auch alleine vorhanden, die Hesperiden. Und zwar für einen kurzen Moment in der Kopfnote, um dann sofort von den restlichen Zutaten heimgesucht zu werden: Ernste, würzige, trockene und verhalten warme Harze, von Vanilleschleiern umhüllt. Auf meiner Haut macht sich im Gegensatz zum Teststreifen markanter Tabakrauch bemerkbar, den ich auf Papier in dieser Form nicht zu entdecken vermag. Ingwer und Iris sind mit viel Glück und einer guten Nase zu entdecken, fügen sich aber ins große Ganze ein, jenes Harzig-Kontemplative, das durchaus als olfaktorische Trutzburg gelten kann. Schillernd ist Manoa, oszillierend zwischen dichten, zitrischen Anklängen, seinen medizinisch anmutenden Harzen und einer hintergründigen, tiefen, holzigen Wärme.

Eine ferne Verwandtschaft mit Lutens‘ Ambre Sultan würde ich konstatieren wollen, an den erinnert er mich nämlich ein wenig. Ansonsten ist es ein feiner Harzling, von dem ich mit Sicherheit behaupten kann, dass er für den einen oder die andere zum Sehnsuchtsobjekt, Sehnsuchtsort werden kann.

Einen schönen Tag Euch noch und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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