
In meinem Falle ist es – Douce Amère von Serge Lutens. Und ich könnte nicht behaupten, dass ich ihn von Anfang an geliebt hätte, nein, ganz im Gegenteil: Beim ersten Testlauf fand ich ihn nur – seltsam. Tragbar? Ich wusste mir diese Frage nicht zu beantworten. Somit war ich bereits in einem durchaus gewollten Zustand gefangen, denn der Beiname, den Lutens diesem Duft vermachte, ist „Das Verwirrende“. Was dachte er sich zu Douce Amère?
„Die Inspiration zu diesem Parfum kam Serge Lutens während des Genusses von marokkanischem Tee. Für den unverwechselbaren Duft von Douce Amère stand die Pflanze Pate, die diesem Tee als traditioneller Zusatz beigemischt wird: Absinth, in Marokko auch „Chiba“ genannt.“
Ob Douce Amère, übersetzt bitter-süß, jenem Tee gerecht wird, vermag ich nicht zu sagen, da ich ihn nicht kenne. Dass der Duft aber nicht nur seinem Beinamen, sondern auch seinem eigentlichen Namen sehr wohl entspricht, wage ich zu behaupten.

„Diskret, durchdacht, subtil“, wie Lutens/Shiseido verlauten lassen, ist der Duft wirklich. Und das macht ihn auch zu meinem Sofaliebling, da er solch ein relaxendes, ausgleichendes Moment in sich trägt. Etwas Behaglich-Beruhigendes, Ausgleichendes. Aber er ist eben auch – tief. Und dunkel. Und meistert eine jener Ambivalenzen, die einige Lutens-Düfte auszeichnet: Den meisterlichen Spagat zwischen melancholischer Kühle und prickelnd-samtener Wärme, zwischen Himmel und Hölle, wie man ihn z.B. auch von Gris Clair oder Cèdre kennt. Das macht ihn erotisch. Und gefährlich. Gefährlich vielleicht genauso wie eines seiner Vorbilder – den Absinth, jenen auch schwärmerisch als grüne Fee bezeichneten Kräuterlikör, dessen Thujongehalt in früher zu einer echten (Künstler)Droge werden ließ.

„Absinthe has a wonderful color, green. A glass of absinthe is as poetical as anything in the world.“
So poetisch wie der Absinth ist auch Douce Amère. Und süchtig machen kann er mindestens genauso gut. Nur bezahlt man dessen Genuss sehr wahrscheinlich nicht mit dem Verlust eines Ohres wie im Falle Van Gogh & Absinth geschehen – viel eher mit dem Verschwinden von knapp 80 Euro aus dem Budgetplan, soviel kostet die 50ml Flasche nämlich momentan.
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
P.S.: Die Ingredienzen, wie bei Lutens immer üblich im Netz sehr unterschiedlich angegeben: In jedem Falle Absinth / Wermut, Anis, Zimt, Tiaré; darüber hinaus werden angegeben: Lilie, Tagetes, Moschus sowie Zedernholz.
Hallo liebe Uli,
so einen richtigen „Rumlümmelduft“ (tolles Wort!) habe ich eigentlich nicht. Es gibt nur ein paar Düfte, die ich auch eher trage, wenn ich nur für mich bin. Dazu gehören einige grüne Düfte, wie z.B. Yerbamate von Villoresi, aber nur weil sie mein Mann nicht mag. Ansonsten gibt es Düfte, bei denen ich das Gefühl habe, sie nicht allzu vielen Menschen zumuten zu müssen, das sind da eher Kracher oder sehr maskuline Düfte. Zum auf dem Sofa rumlümmeln nehme ich immer meine Proben zum testen her….
Ein schönes sonniges Wochenende wünsche ich Dir, lieben Gruss
Jutta L..
Zum Rumlümmeln im Winter nehme ich gern L’artisan Tea for two oder auch den Ambre Russe von Empire. Zu allen Jahreszeiten schön kuschlig ist Xerjoffs Verona 010 (*hachschmacht*), M. Bergmans Schwarzer Amber und neu entdeckt Kiss me tender von Nicolai. Alle genannten Düften dürfen aber auch ins Freie und und unter Leute;-)
Liebe Grüße Christiane
Huhuu liebe Jutta, liebe Christine,
also bin ich nicht die einzige „Lümmlerin“ 😉 Was die Kracher angeht Jutta – die mute ich immer trotzdem jedem zu, ich alter Egoist 😉
Und es ist aber wirklich so: Es gibt einige Düfte, die trage ich so gut wie NUR zu Hause – komisch eigentlich…
Liebe Grüße,
Eure Uli.