Die Schöne und das Biest: Sel de Vétiver

Mariela

Heute darf ich über einen meiner absoluten Lieblingsdüfte schreiben. Sel de Vétiver von The Different Company, wie schön! Ich erinnere mich noch genau daran wie Ulrike bei einem Besuch ein Pröbchen hervorzauberte, um mich an einer ihrer neusten Errungenschaft teilhaben zu lassen. Unser Geschmack ist seit jeher nur bedingt deckungsgleich. Ist es doch eher die Ausnahme, dass wir dem gleichen Duft verfallen. Einer davon ist jedenfalls Dammuso von Profumo di Pantelleria, der zweite ebendieser heutige Protagonist. Was soll ich sagen? Es war Liebe auf den ersten Riecher! Ich fand den Duft sehr ausgefallen und wirklich besonders! Es dauerte keine zwei Tage, bis ich zum nahezu erschöpften Pröbchen auch den vollen Flakon besaß.

Die Ingredienzen: Kopfnote: Grapefruit, Geranium, Liebstöckel, Herznote: Iris, Ylang-Ylang, Basisnote: Vetiver, Kardamom, Patchouli

Sel de Vétiver startet sehr herb. Die Grapefruit riecht in diesem Fall nicht zitrisch-frisch, sondern vielmehr bitter. Keinerlei Süße mildert ab. Es riecht am Anfang fast schon medizinisch, jodig. Liebstöckel, der mir in Italien schon oft in Strandnähe begegnet ist, bereichert das Gemisch mit seiner aromatischen Würze. Ein Hauch Patchouli verleiht Schwere. Und, wie der Name schon sagt, es riecht tatsächlich nach Salz, vielmehr nach Salzluft. Die Blumen kommen gegen diese geballte Ladung an erdig-holziger Würzigkeit kaum an. Zu stark dominieren in der Basis Kardamom, Vetiver und Patchouli. Ich denke ihre Hauptaufgabe besteht darin, dieser Melange die Schärfe zu nehmen – was ihnen auch sehr gut gelingt.

Brucoli Sicilia Italy - Creative Commons by gnuckx

Der Geruch von Salz, der nach einem Bad im Meer auf trocknender Haut entsteht, war für Céline Ellena die Inspiration für diesen Duft. Ich muss sagen, das hat sie bravourös umgesetzt. Mich versetzt Sel de Vétiver sofort an den Strand. Es ist Abend, der Strand fast menschenleer. Die Hitze des Tages ist vorbei, die Wellen werden stärker. Ein angenehm-frischer Wind weht. Die Haut riecht nach Salzwasser. Eine Stimmung wie mit dem Weichzeichner versehen, melancholisch. Das ist meine Lieblingsstunde am Meer und daran erinnert mich Sel de Vetiver. Jedesmal. Was kann ein Parfum mehr bewirken?

river and beach in sardegna

Harmen

Sel de Vétiver – der Duft wurde von der Parfumeurin Céline Ellena für den Hersteller The Different Company kreiert und verspricht natürlich im Titel schon einen Vetiver-Duft, der offensichtlich auch salzige Noten enthalten soll. Ich bin gespannt, da ich es mir relativ schwierig vorstelle, Salz olfaktorisch umzusetzen. Im Produkttext wird unter anderem von dreierlei Vetivers gesprochen, die hier Verwendung fanden. An die Duftprofis unter Euch: Seid Ihr in der Lage, derartig feine Unterschiede wie drei verschiedene Vetivers herauszuriechen?

Als Inspiration diente Frau Ellena der Geruch von Salz, das nach einem Bad im Meer auf der Haut trocknet. Also mal sehen, was passiert:

Der erste Eindruck auf dem Teststreifen ist positiv, sehr krautig und auch würzig dieser Geselle, auch das Bittere einer Grapefruit lässt sich nachvollziehen zudem Kardamom. Die blumigen Noten von Iris und Ylang-Ylang hingegen kommen nicht hervor. Der Liebstöckel ist sicherlich für die würzigen Noten verantwortlich, ist er ja auch als Maggikraut (oder Luststock, hihi) bekannt, und tatsächlich kann ich eine angenehme fast suppenwürzige Komponente erriechen. Auf meiner Haut gehen die frischen und leicht fruchtigen Noten leider unter und der Liebstöckel dominiert. Das Salz sehe ich hier eher als Assoziation zur Würze, den Geruch von Salz sollte man also nicht erwarten. Zurück zum Duftstreifen, auf dem sich ein Duftverlauf bemerkbar macht, denn der Kardamom kommt noch stärker zum Tragen, und das Ganze kippt in eine essigartige Richtung. Ihr werdet es schon gemerkt haben, so richtig glücklich bin ich mit dem Duft nicht, weder auf dem Streifen noch auf der Haut. Der Suppenkasper hat sich am Maggi vergriffen und trostlos baumelt sein Liebstöckel herab. Schade, der Duft fängt vielversprechend an, und dann geht ihm die Luft aus. Vielleicht ist dies aber auch eine neue Art von Gourmanddüften Kategorie „Klare Brühe“. Ich mache natürlich nur Spaß! Der Faktor Haut ist ja eine sehr individuelle Sache, deswegen kann ich allen Freunden von krautigen und würzigen Düften nur raten, diesen hier einmal anzutesten!

Viele Grüße
Euer Harmen

Hier finden Sie Sel de Vétiver in unserem Shop

Bildquellen: Brucoli Sicilia Italy – Creative Commons by gnuckx by gnuckx, on Flickr, river and beach in sardegna by ezioman, on Flickr, Levisticum officinale von Llez – bei Wikimedia Commons, some rights reserved, vielen Dank!

Neueste Kommentare

Mariela Verfasst von:

3 Kommentare

  1. Carola
    25. Juni 2012
    Antworten

    Lieber Harmen, sehr schade, dass der Duft auf Deiner Haut keinen guten Verlauf findet, ich kann ihn mir nämlich durchaus gut auf Männerhaut vorstellen. Ich habe Sel de Vétiver auf die Liste meiner Lieblingsdüfte gesetzt, denn auf meiner Haut entwickelt er sich ähnlich, wie Mariela es beschreibt: zitrisch-bitter im Auftakt. Dann allerdings wird der Duft nicht zu herb und schon gar nicht medizinisch bei mir. Mir kommen eher Assoziationen zu aromatisiertem Salz, am eigenen Küchentisch hergestellt, auf dem sich die Grapefruitschalen auftürmen. Den Liebstöckel kann ich nur ahnen. Ich rieche grün-erdiges (was sicherlich stark dem enthaltenen Patchouli zu verdanken ist) unter der alles sanft umspielenden Grapefruit-Vétiver-Brise und bin erstaunt, wie lange sich der Geruch von „grapefruitisiertem“ Salz auf meiner Haut hält, habe ich doch sonst so oft Probleme mit der „Duft-Haftung“. Sel de Vétiver hüllt mich in eine angenehm frische, leichte Meeresbrise. Vielen Dank für Eure Probe, die mir wieder wunderbare, neue Dufterfahrungen beschert hat!

  2. Harmen
    25. Juni 2012
    Antworten

    Liebe Carola,

    wahrscheinlich muss ich dem Duft bei nächster Gelegenheit noch eine Chance geben. Der Test liegt ja mittlerweile auch schon über ein Jahr zurück, in dem ich viel dazugelernt habe – wer weiß, vielleicht tun sich neue Perspektiven auf. Wenn es dazu kommt, berichte ich hier, OK?

    Ganz viele Grüße
    von Harmen

  3. Carola
    25. Juni 2012
    Antworten

    Das würde mir gefallen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert