Backe, backe Kuchen

ääääh Tarte, habe ich gestern dann doch nicht mehr ganz hinbekommen. Nicht etwa mangels Backtalent (ich möchte behaupten, dass ich das ganz gut kann), sondern vielmehr mangels Zutaten sowie einer ausgeprägten, mich plötzlich überkommenden Faulheit, die mich vehement davon abhielt, zum Supermarkt zu fahren, um die fehlenden oder besser: alle Ingredienzien zu besorgen. Daher kein Kuchen, keine Tarte und auch sonst keinerlei Backwerk! Mittlerweile bereue ich meine Trägheit gewaltig. Wie schön wäre es, zur heutigen Birnenrezension ein thematisch passendes Stück Gebäck zu genießen! 🙂

So muss es nun also ohne süße Unterstützung weitergehen. Dabei wäre diese moralisch womöglich vonnöten. Nach unserer gestrigen Exkursion in die feminin-liebliche Duftecke, sind nun nämlich zwei völlig andere Kaliber am Start. Eines ist sicher: die Protagonistin. Die Birne findet sich bei den nächsten Rezensionsopfern allerdings in zweierlei Ausführungen, oder im übertragenen Sinne: Aggregatszuständen, in den Düften, was die Sache für mein Schnuppernäschen sehr spannend macht.

Im heutigen Duft ist die Birne noch in ihrer ganz natürlichen Obstform als Duftnote vertreten: Bois de Gaïac et Poire von Miller et Bertaux. Der eifrige Blogleser wird sich erinnern, dass ich bereits vor ein paar Wochen das Düftchen Green, green, green and… green des Pariser Mode-, Accessoires und Duftlabels der Herren Francis Miller und Patrick Bertaux vorgestellt habe; ein durch und durch grüner Duft – ja, nomen est omen – der mir ausgesprochen gut gefallen hat und nächsten Sommer ganz gewiss zum duftenden Einsatz kommen wird.

Unser heutiger Miller et Bertaux-Duft hat einen Namen, der es von der Länge her gut mit einem Mitglied des britischen Königshaus aufnehmen könnte: ref. 015813 / Bois de Gaïac et Poire, gespickt mit dem Beinamen: Close your eyes, and… . Ja, was die Herren mit diesem Zusatz meinen, darüber haben wir auch schon spekuliert. Vom französischen Label ist jedenfalls keine klare Antwort zu bekommen, was allerdings auch schon wieder als eine solche gewertet werden kann: das Ende des Satzes bleibt jedem Individuum selbst überlassen, abhängig von Stimmung, Gesinnung, Gusto. Was aber die Herren Miller und Bertaux auf jeden Fall eindeutig vorgeben, sind die Duftnoten: Zitrone, Mandarine, Jasmin, Türkische Rose, Guajakholz, Birne, Zimt, Heliotrop, Mandel. In Anbetracht des Namens erwarte ich eine leckere Holz-Birnen-Komposition. Mal sehen, ob der Duft hält, was er verspricht!

Wie die Duftnoten schon erahnen lassen, beginnt Bois de Gaïac et Poire leicht, frisch und zitrisch. Die Mandarine verleiht der Zitrone eine gewisse Süße und Weichheit, weshalb sich das gelbe Früchtchen nicht unbedingt von seiner sauersten Seite zeigt, sondern eher fruchtig-herb erscheint. Florale Noten treten hinzu. Der Teststreifen offenbart seifige Rosennoten, während es sich auf meiner Haut der Jasmin in dezent-lieblicher Ausführung gemütlich macht. Und dann schleicht sich auf leisen Sohlen die Birne heran; klar wahrnehmbar, sehr authentisch, aber in einer ganz und gar anderen Variante als im Sommer-Sonne-Jungmädchenduft Petite Chérie (den man in Anbetracht der ausgeprägten Birnensaftigkeit beinahe schon deftig nennen könnte): luftig-leichte und transparente Fruchtnoten durchziehen die Komposition wie ein lauer Sommerwind. Kaum greifbar gesellt sich das Guajakholz hinzu, bringt warm-holzige Aspekte hinzu. Ab und an meine ich auch rauchige Noten zu vernehmen; so durchscheinend aber, dass sie auch meiner Phantasie entspringen könnten. Ihr erinnert Euch, dass auf dem Teststreifen die Rose schon sehr früh im Duftverlauf zum Tragen kam, dafür hier aber der Jasmin völlig unter ging, während sich auf meiner Haut sehr früh dezente Jasminnoten zeigten? Dem ätherischen Birne-Holz-Komplex schließt sich auf meiner Haut nun auch die Rose an, die dem Duft eine gewisse Seifennote verleiht, aber der gesamten Ausprägung des bisherigen Duftverlaufes treu bleibt und daher deutlich sylphenhafte Züge trägt. Sowohl auf Teststreifen wie auch auf meiner Haut gewinnt eine weiche Cremigkeit, die schon recht früh unterschwellig fassbar war, nach und nach an Intensität. Auf einem fast schon gourmandig anmutenden Lager aus Mandel und Vanille, geschmückt mit feinstem Rosendekor und dezent-fruchtigen Holznoten, klingt Bois de Gaïac et Poire kuschelig und warm aus.

Im Gegensatz zu Green, green, green and… green, dessen Duftverlauf voll und ganz dem Namen entsprach, zeigt sich Bois de Gaïac et Poire in dieser Hinsicht von einer gänzlich anderen Seite. Zwar sind die explizit erwähnten Protagonisten im Duft schon irgendwie erkennbar, die Birne mehr, das Guajakholz eher weniger, aber dennoch wird der Duft hauptsächlich von floralen Noten sowie einem cremigen Vanille-Mandel-Komplex bestimmt. Gerade vom Guajakholz hätte ich hier mehr Schmackes erwartet. Denke ich da nur an den wunderbaren Micallef-Duft Gaïac, der die volle Bandbreite der Facetten des Namensgeber gekonnt ausspielt. Und davon besitzt das Guajakholz mehr als genug: von balsamischer Süße zu erdigen Holznoten, von veilchenartiger Floralität bis hin zu einer tiefen Rauchnote, all das trägt das Pockholz oder Lignum Vitae (Holz des Lebens), wie das südamerikanische Tropenholz auch genannte wird, in sich; man muss ihm nur die Chance geben, sein ganzes Können zu zeigen. In Bois de Gaïac et Poire fährt das namensgebende Holz auf jeden Fall mit angezogener Handbremse und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, findet es auch noch das Gaspedal nicht. Schade eigentlich! Denn eben dieses Nicht-Ausspielen seiner Möglichkeiten zieht sich wie ein roter Faden durch den Duft. Ein Schmackes mehr rauchiges Holz, ein Tupfer mehr an Birne, eine gute Prise mehr Zimt (der völlig untergeht), dafür ein Hauch weniger Rose, weniger Mandel, weniger Heliotrop und der Duft wäre grandios! So ist er eben nur ein hübscher, sehr transparenter Frühling-/ Sommerduft, der aufgrund seiner Persönlichkeit ohne weiteres im Alltag getragen werden kann. Schön finde ich, dass er eine sehr harmonische und kuschelige Ruhe ausstrahlt. Somit schließe ich die Augen, und… entspanne. 🙂

Einen schönen Tag wünscht Euch,

Eure Stephanie.

Bildquelle: Pears von Keith Weller und Sandersonia aurantiaca von bildtankstelle.de – some rights reserved. Vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

Ein Kommentar

  1. Almut
    19. Oktober 2010
    Antworten

    liebe stephanie,

    es ist zwar schon ein weilchen her, dass ich den duft getestet habe, aber ich kann mich gut erinnern, ihn sehr ähnlich wahrgenommen zu haben wie du. mir war er zu wenig von allem. meine erwartungen waren mehr holz, mehr tiefe oder wie du es so nett ausdrückst, mehr schmackes.

    übriggeblieben ist ein… ja eh netter duft mit birne. zu wenig.

    lieben gruß
    almut

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