Frenchman in NY

Heute geht es weiter mit den restlichen beiden Düften aus Honoré des Prés We love NY-Kollektion.

Love Coco – Inhalation interdite, Inhalation verboten… Das „Gegengift“ zu all jenen „exotischen Gefahren“, nämlich: Kokos(milch) „pur, würzig, raffiniert“, im „Duell“ oder besser: Zusammenspiel mit Korianderblättern. Vielleicht auch – Liebesspiel, dazu erzählt das Pressematerial nämlich noch eine verschwirbelte Liebesgeschichte über eine heldenhafte Malaysierin. Nun, in jedem Falle soll Love Coco pikant sein, verheerend verführerisch und natürlich auch opulent.

Bevor ich den Duft teste, sollte ich vielleicht auf ein kleines Dilemma hinweisen: Die einzige, wirklich einzige Form, in der ich Kokos mag, ist – Bounty. Dieser kleine Schokoriegel mit seiner weißen Kokosfüllung, der mich durch die halbe Kindheit begleitet hat und den ich verschiedentlicher Reminiszenzen zuliebe immer noch all Schaltjahr verzehre. In Düften treibt mich Kokos regelmäßig in die Flucht – zu süß, zu klebrig, zu…

Bei Love Coco scheint sich das Naturdüftekonzept auszuzahlen: Vielleicht lag es bisher einfach nur an der Synthetik, die mich bei Kokosnoten oft angstvoll zurückschrecken ließ, an den vielen Kokosdeos (Wer zum Teufel kam eigentlich auf die Idee, Transpiration mit KOKOS zu übertünchen?) – ich mag Love Coco. Ok, es wird keine große Liebe werden, aaaaber… ich würde ihn tatsächlich tragen, das ist schon mehr, als ich vermutet hätte.

Eine Kokosnuss in Gänze erfaßt: Nussig-würzig und mit holzigen Anklängen, die einem ein Bild ihrer Schale vermitteln sowie cremiger Kokosmilch mit einem Hauch nicht zu süßer und auch nicht zu würziger Vanille verfeinert – lecker. Dazu Korianderblätter, die dem ganzen einen grünen und subtil pfeffrigen Frischekick bescheren – ehrlich gesagt sehe ich die Korrelation zu NY nicht ganz, aber vielleicht liegt das auch schlicht und ergreifend daran, daß ich noch niemals dort war, um mit den Worten von Udo Jürgens zu sprechen.

Frau Giacobetti aber wohl, ist sie doch gerade erst dorthin gezogen – nun, als frisch gebackene New Yorkerin wird sie es besser wissen… Das ist aber an dieser Stelle vollkommen egal. Love Coco ist ein unbeschwerter, beschwingter und fröhlicher Sommerduft, der sich um eine subtile, nicht im mindesten prollige Kokosnuss dreht und sicher dem einen oder anderen auch den Kopf verdrehen wird.

Vamp à NY – eine „artistische“ oder auch „künstlerische Performance“, Frausein, nackte Haut in der (be)rauschenden Nacht, Fragilität und Wollust, magische Momente, Sehnsucht, brennendes Verlangen nach dem Unerreichten… Na? Klingelt es? Was mag das wohl für ein Düftchen sein? Jaaa, richtig: Eine Tuberose, die Trendblüte dieses Sommers.

Giacobetti gibt keine Noten für ihren Duft an und verwirrt mich damit zutiefst: Denn diese Tuberose ist – eigenartig und bemerkenswert. Gleich im Auftakt offenbart sie zuerst Zuckerwattenoten, um dann die typischen pinkfarbenen Kaugumminoten, die den Tuberosenklassiker von Piguet, Fracas, so bekannt machten (und Madonna süchtig, nebenbei bemerkt) nachzuschieben, die allerdings auch nicht von Dauer sind. Sie gehen über in – glaubt es, oder glaubt es nicht – Karamalz. Ich rieche Malzbier. Das allerdings scheint eine Fata Morgana zu sein oder der Auftakt einer langen durchzechten Nacht, denn es wird alsbald von Rumnoten überlagert. Dazu gesellt sich eine geröstete Note sowie dezente grüne Banane(blätter) und die für Tuberosen typischen cremigen Kokosanleihen, die in diesem Falle auch Würzigkeit stiften. Im Herzen trägt Love Coco noch mehr Blüten als nur die Tuberose, ich tippe auf Frangipani, Ylang-Ylang und/oder eine Orchidee. Darüber hinaus tritt das geröstete im Duftverlauf ein wenig mehr in den Vordergrund, rauchig-würzig – könnte sich um ein Harz handeln, ich bin mir allerdings nicht sicher. In jedem Falle vermute ich noch einige Gewürze am Rande des Geschehens.

Für einen Giacobetti ist Love Coco Vamp à NY eine echte Überraschung – ist man doch (von Dzing mal abgesehen) sonst eher klare, transparente und luzide Düfte von der Dame gewöhnt scheint sie sich hier mit ihrem Lubin-Werk Idole beduftet hinaus in die Untiefen der New Yorker Nacht gestürzt zu haben, Hals über Kopf… Ich will gar nicht wissen, wo, wie und wie lange sie dort umhergezogen ist – wenn das das Ergebnis einer solchen Nacht war, war jene sicher respektabel.

So empfinde ich auch den Duft: Sehr besonders wird er sicher nicht jedem gefallen, es lohnt sich aber, hier einen Blick oder besser: eine Nase drauf zu werfen. Frau Giacobetti’s getting sexy – try it!

Bemerkenswert sind an der Kollektion im übrigen noch zwei Dinge, die originelle Verpackung und die Haltbarkeit. Als Umverpackung ließen sich Honoré des Prés etwas Besonderes und wahrscheinlich auch New York oder zumindest Amerikatypisches einfallen – die Schachtel, natürlich auch zu 100% organischen Ursprungs mutet an wie die Tasse eines Coffees-To-Go, dieses amerikanischen Phänomens, welches mitsamt der Kultkette Starbucks aus den Staaten herüberschwappte. Die Haltbarkeit der Düfte ist, entgegen dessen, was man im Zusammenhang mit dem Namen Giacobetti gerne mal vermutet und komplett natürlichen Düften gerne unterstellt, ziemlich gut.

Zum Abschluß habe ich hier noch einen Videoclip zur Produkteinführung mit dem Art-Director – auf englisch:

Einen schönen Tag Euch und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Coconut von JGPHOTOS / Juliano Gribel via stockx.chng – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Christiane
    21. Juli 2010
    Antworten

    Hallo Uli,

    ich bin etwas verwirrt – hast Du bei dem zweiten Duft die Namen vermixt?
    Aber wir verstehen Dich trotzdem;-)
    Ich liebe auch „bounty“ und trage ihn jetzt gern – Vittoria apuana – Urlaub, satte Kokosnuss und dennoch nicht papp-klebrig süß. Bahiana ist auch ein schöner Kokosduft – der hoffentlich auch bei Euch noch lange zu kaufen bleibt.(Es gibt da wilde Gerüchte von discontinued überall.)
    Der Vamp ging bei mir gar nicht – jaja, die Hautchemie, oder ich muss an meinen Vampqualitäten noch arbeiten:-))

  2. Christiane
    21. Juli 2010
    Antworten

    … discounted natürlich…

  3. Ulrike
    21. Juli 2010
    Antworten

    Huhuu liebe Christiane,

    schön, daß ihr mich trotzdem versteht 😉 Du hattest nämlich natürlich recht, ich habe die Namen im Eifer des Gefechts gemixt. Ist aber schon korrigiert.
    Stimmt, Vittoria Apuana ist eine erwachsene Kokosnuss, eine, die einen nicht erschlägt und wirklich Sommerlaune verbreitet. Muß ihn mal nochmals parallel zu dem Creed testen, im Vergleich würden die beiden mich mal interessieren…
    Was die Vampqualitäten angeht – auf geht’s 😀 😉
    … bei mir auf der Haut wurde er recht schön (was sagt das jetzt über mich?!?), allerdings ist er nicht meines, obgleich ich ihn sehr interessant finde. Bin mir sicher, daß manche davon ganz begeistert sein werden.

    Liebe Grüße,

    Uli.

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