Nur ein einziges Mal …

… im Jahr trage ich manche meiner Düfte. Aber wehe, sie wären an genau diesem einen speziellen Tag dann nicht greifbar für mich… Kennt Ihr das? Ich habe einige Düfte in meinem Repertoire, bei denen ich mich dann auch redlich bemüht habe, sie mir mit einer Freundin zu teilen, mir eine halbe Flasche zu ertauschen oder ähnliches… weil ich weiß, daß ich im Leben nie eine komplette Flasche verbrauchen werde, ganz im Gegenteil: Sie sind Teil einer Spezialeinheit, die ein paar Mal (an ein bis zwei Händen abgezählt), manche davon aber wirklich auch nur ein Mal im Jahr zum Einsatz kommt. Habt Ihr auch solche Düfte? Und wenn ja, welche?

Ein ganz typischer dieser Kandidaten ist bei mir Serge LutensArabie. Arabie stammt noch aus der alten Garde, er ist einer der frühen Düfte aus der Lutenschen Exportkollektion – und ich hoffe, er bleibt dort immer drin. Nachdem erst neulich die Ankündigung der Einstellung einiger Düfte die Liebhaber in den Foren erschreckte – verschwinden werden: Santal Blanc (und nicht Clair de Musc, wie ursprünglich verlautet wurde), Douce Amère, Chypre Rouge und Miel de Bois. Jetziger Stand der Dinge ist – sie verbleiben alle in der Pariser Kollektion. [Edit: Der neueste Stand: nur Miel de Bois ist betroffen.] Aber – kommen wir zurück zu Arabie.

Inspirationsquelle für Arabie war, das ist jetzt nicht wirklich schwer, der Orient, das Morgenland, die arabische Welt: 1001 Nacht, Haremsdamen im Serail der Kalifen und Sultane, flirrende Hitze und Wüstensand, Basare, Gaukler und Händler. Was Fundament für Märchen, Legenden und Filme war und Abenteurer aus aller Welt anzog und immer noch zieht, wurde in Arabie von Lutens zu einem Duft verwoben.

Arabie war eine meiner ersten Begegnungen mit dem Nischenduftmarkt und verkörpert für mich annähernd alles, was ein guter Nischenduft können muß. Versteht mich nicht falsch – man muß Arabie nicht mögen. Aber neidlos anerkennen, welche Emotionen und vor allem Vorstellungen Arabie wecken kann, welche Bilder Arabie vor Augen ruft: Arabie schafft es mit einem Sprühstoß, einen kompletten arabischen Basar vor meinen Augen auferstehen zu lassen mit Ständen aus altem Holz, prall gefüllt mit allerlei Gewürzen in leuchtenden Farben, mit bunt gekleideten Menschen, exotisch anmutenden Früchten, Tieren und alten Möbeln – genau so einen Markt, wie ich ihn auf Reisen in Nordafrika schon besucht habe und wie ich ihn bereits aus alten Abenteuerfilmen in Kodakfarben kannte…

Einmal, mindestens einmal im Jahr brauche ich das. Arabie, der als Orientale fungiert, hat laut Lutens folgende Ingredienzen: Zedernholz, kandierte Mandarinenschale, getrocknete Feigen und Datteln – ich rieche da aber noch einiges mehr. Sofort beim Sprühen entfaltet Arabie seinen Glanz und seine Opulenz: Hölzer und Harze nimmt man wahr genauso wie getrocknete Früchte samt der ihnen eigenen Süße – alles in einer Präsenz, die einen fast schwindeln macht. Gewürze meine ich zu erkennen, Muskat und eventuell eine Prise Kumin, Sandelholz und ein wenig Ambra könnte sich auch in der Basis verbergen. Es ist sehr schwierig, Arabie komplett zu analysieren, da er so „reich“ ist und homogen in seiner Vielfalt.

Ein starker sonniger Duft für – besondere Momente finde ich. Bitte vorher testen, Arabie ist sehr speziell. Er ist sicher „unisex“, wobei man dieses verwaschene Wort mit solch einem Duft zusammen nicht verwenden sollte. Er ist – tragbar für Männlein wie Weiblein aber bedarf sicher einer gut gewählten Gelegenheit beziehungsweise eines Anlasses…

Hängt Euer Herz auch an einigen „alten“ Lutens-Düften? Und welches sind Eure (generellen) Lieblinge aus der Lutens-Kollektion?

Liebe Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

8 Kommentare

  1. Almut
    16. Februar 2010
    Antworten

    hallo uli,

    arabie war auch einer meiner ersten schnuppervesuche in der welt der nischendüfte – und hat mich fast umgehauen. im positiven sinne. meine nase tanzte wie wild und vor meinen augen flimmerten bunte bilder. wow! was für ein dufterlebnis. in meine kollektion geschafft hat er es trotzdem nicht, da seine entwicklung auf meiner haut zu wünschen übrig lässt. an meiner schwester hingegen wird er wunderschön.

    lutenslieblinge kann ich gar nicht aufzählen, da zu jeder stimmung ein eigener liebling gehört. an kalten kuschelabenden darf mkk nicht fehlen, genauso wie chergui, an anderen tagen kann ich mir ein leben ohne borneo nicht vorstellen, der allerdings nur ganz ganz selten „ran“ darf – ähnlich wie arabie bei dir. selten mag ich ihn tragen, dann aber MUSS er da sein.

    ambre sultan, mein erster lutens, hat ewigkeitsstatus in meiner kollektion. fumerie turque, die türkische räucherbude, ist auch ein must have.

    alles in allem kann ich mich mit den „alten“ lutens besser anfreunden, als mit den düften der letzten zwei jahre.

    lieben gruß nach stuttgart
    almut

  2. Petra
    16. Februar 2010
    Antworten

    Huhu Ihr 2 🙂

    ja ich bin auch ein Lutes-Fan der ersten Stunde. Mein aller erster „Nischen“-Duft überhaupt war Ambre Sultan, den ich auch heute noch heiß und innig liebe. Der nächste war dann gleich Arabie. Ich mag ihn sehr – ich liebe seine „Farben“, ich liebe diesen orientalischen Markt in der Flasche. Aber mir geht es wie Dir Uli – 1 x im Jahr, wenn überhaupt. Oft nehme ich auch nur den Flakon in die Hand und schnuppere dran – herrlich! Den würde ich nie und nimmer hergeben. Genauso geht mir mit „La Majeste la Rose“. Ein Traum von einem Duft, für mich einer der besten Rosendüfte überhaupt, aber fast untragbar.

    Ich besitze 8 Lutens-Düfte – aber alles alte. Die Lutens-Neuerscheinungen der letzten 2-3 Jahre haben für mich den Zauber verloren. Die wecken bei mir kein Kopfkino mehr. Schade, aber ich bin umso stolzer noch die alten Schätze zu besitzen 😉

    lg, Petra

  3. Almut
    16. Februar 2010
    Antworten

    genau petra, die neuen düfte haben den zauber verloren. das ist es. keine bilder, keine emotionen – einfach nur düfte.

  4. Margot
    16. Februar 2010
    Antworten

    Hallo Ulrike,
    ja, Lutens hat es mir auch irgendwie angetan. Ambre Sultan war für mich der erste, den ich geschnuppert habe. Wunderschön, jedoch auf Dauer zu schwer, genauso wie Arabie. Hängen geblieben bin ich bei Daim blond. Für mich immer noch DER Renner aus der Lutens-Kollektion. Vor zwei (oder 3?) Jahren musste es Rousse sein … der aber definitiv für mich nur vor Weihnachten auf dem Weihnachtsmarkt tragbar war. Chergui und Louve mag ich auch genauso wie Borneo oder Fille en Aiguilles …. allerdings weiß ich, dass mit davon jeweils eine 15 ml-Größe reichen würde, und da ich mit niemandem teilen kann, halte ich mich (bei Bedarf) mit Proben über Wasser.

    Um Deine erste Frage zu beantworten welche Düfte bei mir zu den Einmal-im-Jahr gehören: Cabochard von Gres, Aromatics Elixir von Clinique sowie die Supersüßen von Profumum (Aqua e Zucchero und Confetto)wobei es bei diesen oft auch genügt, nur daran zu schnuppern 🙂
    LG, Margot

  5. Ulrike
    17. Februar 2010
    Antworten

    Hach, wußte ich es doch – noch etliche weitere Fans der „alten“ Lutensriege 🙂

    Den Ambre Sultan besitze ich natürlich auch *winkzuAlmut*, außerdem sind Chergui und Borneo 1834 unverzichtbare Bestandteile meines Sortiments, Douce Amère mag ich ebenfalls sehr sowie Fumerie Turque. Und ja, das Kopfkino ist es bei den Düften, das ich ebenfalls bei dem einen oder anderen neuen Lutens vermisse. Ich teste auch noch jeden, allerdings war bei mir bei den letzten Düften auch keiner mehr dabei, der mich so berührte wie es die alten taten – unabhängig von der nach wie vor bestehenden Qualität.

    Bei mir gibt es natürlich auch sonst noch eine ganze Menge Düfte, die nur ein einziges Mal im Jahr zum Einsatz kommen oder, wie bei Dir Petra, einfach nur da sind, um ab und an daran zu riechen – En Passant, der Flieder aus der Malle-Edition gehört dazu sowie der alte Morgane Le Fay Classic, ein wunderschönes sauberes und zartes Blütenbouquet, darüber hinaus Houbigants Klassiker Quelques Fleurs und, man sollte es kaum meinen, Ombre Rose von Brosseau 🙂

    Liebe Grüße an Euch –

    Uli.

  6. Almut
    19. Februar 2010
    Antworten

    ich möchte einen von den neuen lutens in schutz nehmen, der es tatsächlich vermag kopfkino in mir zu starten und mein herz hüpfen zu lassen – das nadelmädchen. für mich ein lutens, der es mit „den alten“ durchaus aufnehmen kann. er berührt mich, hüllt mich wärmend ein und bringt mich ab und zu sogar zum seufzen 😉
    allerdings auch ein lutens, den ich nur selten tragen kann. heute ist einer der seltenen tage 🙂

    lieben gruß, almut

  7. Ulrike
    19. Februar 2010
    Antworten

    Es sollte mich nicht weiter wundern, daß Du das jetzt schreibst 😉 – und Du hast vollkommen recht. Ich hatte es tatsächlich noch im Kopf, das Nadelmädchen, habe dann aber gänzlich vergessen, ihn noch dazu zu schreiben, da ich ihn nicht selbst besitze. Er ist wunderschön, allerdings kommt er auf meiner Haut nicht so raus, daß ich ihn wirklich tragen möchte, leider. Aber – d’accord, es stimmt wirklich, das kleine Nadelmädchen ist wirklich vom Charakter her ein „Alter“ 🙂

    Liebe Grüße, die Uli.

  8. Duca
    22. Februar 2010
    Antworten

    Halli Uli,

    ja, meine Duftbegeisterung begann vor Jahren mit einem Lutens Duft. Er ist, meiner Meinung nach, der Meister schlechthin. Die Intensität und Komplexität seiner Düfte findet man leider in den neueren Kollektionen nicht – o.k. ich gebe es zu: gelegentlich ist doch einer dabei in den man sich heiß und innig verliebt. Jedoch wird das erste Erlebnis mir immer im Gedächnis bleiben – es war damals Fleurs de Citronnier. Einen Monat später standen bei mir schon mehrere Flaschen und Abfüllungen.

    Lutens hat einige zahme, gefällige Düfte die sehr gut zur täglichen Arbeit oder den Alltag passen – dazwischen allerdings sind seine Schätze. Zu meinen Favoriten zählt Borneo (und wenn es nur 1 mal im Jahr ist), der herrlich honig-rauchige Ambre Sultan, mein Lieblingstabaduft Fumerie turque, der perfekte weißfleischige Lilienduft: Un Lys und natürlich mein „Erster“ Fleur de Citronnier. Ach Chergui habe ich vergessen! Ein Wow-Duft, wärmend, würzig.

    Allerdings habe ich seit einen neuen Favoriten: Serge Noire. Zimtiges, campherhaltiges Holz. Ein sehr eleganter, sehr erwachsender und irgendwie ernster Duft.

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