waren die große Zeit einiger französischer Parfumhäuser – neben Caron, Guerlain, Isabey und Lubin schillerte auch Jovoy, was unter anderem auch an Blanche Avroy lag, der Gründerin, und wie man munkelt eine bekannte Pariser Persönlichkeit. Wie leider bei einigen dieser Häuser verglühten deren Sterne Jahrzehnte später, so strahlend sie auch einmal am Himmel standen – um Jovoy wurde es genauso still wie einst um Lubin. Umso schöner, dass sich in beiden Fällen jemand berufen fühlte, diese klassischen Häuser wieder aufleben zu lassen. Über Thévenin, den Mann hinter Lubin, diesem altehrwürdigen Haus und Stück französischer Kulturgeschichte, habe ich schon viele Loblieder gesungen. Heute ist nun Jovoy Paris an der Reihe.


Beginnen möchte ich heute mit Ambre Premier und Psychédelique.
Ambre Premier, der erste Amber, vereint Fans aller möglichen Ambrafacetten: Am Anfang war… trockene Würze. Rauch. Harzigkeit, glühende, gülden schimmernde. Ernsthaft und erhaben schreitet er einem entgegen, König Ambra der 1., gehüllt in einen dunklen Mantel erdig-süßen Patchoulis, um dann im Tête-à-Tête seine weichen Seiten zu offenbaren. Gewürznelke meine ich da zu entdecken, die auf einer Vanillewolke ruht, einer pudrigen. Piment? Muskat? In jedem Fall aber entspringt aus der Mitte ein Fluss von Rosenwasser, üppig floral und perfekt harmonierend mit jener mittlerweile samtigen Ambra, von subtilem Tabakrauch eingerahmt.

Ambre Premier ist, obgleich ein typischer Italiener, ein innovativer Amber: Jene Rosen-Ambra-Mischung ist ein noch unausgetretenes Thema, und der zwischen harter Schale und weichem Kern oszillierende Amber gefällt mir ausnehmend gut. Der Parfumeur ist im übrigen Michele Saramito, der mich schon mit Amouages wunderbarem Fougère Opus II hellauf begeisterte und darüber hinaus noch Prince Jardinier Citrus Allegro sowie Ferrès Gieffeffe und zwei Düfte für Lily Prune kreierte.
Psychédelique ist ein… Patchouli, was sonst. Gebetsmühlenartig wiederhole ich es: Jede italienische Linie, die etwas auf sich hält, hat einen – einen Patchouli. Ein solcher steht uns nächste Woche, soviel sei verraten, mit den Antonio Visconti-Düften noch ins Haus – jetzt aber wieder zurück zu Jovoy Paris und zu François Hénin, dem jetzigen Mann dahinter. Dessen große Liebe ist er, dieser Patchouli, ambriert, üppig und opulent, Woodstock lässt er natürlich auch nicht unerwähnt… Schauen wir uns das gute Stück doch einmal an, dass von Jacques Flori kreiert wurde.

Psychédelique nun vereint, wie schon sein soeben besprochener Amberbruder, alles Gute jener Düfte und bringt somit die Ingredienz ganz vortrefflich zum Strahlen: Sanfte Erde, likörige Süße, Karamell, ein Hauch nassen Laubs, Samtigkeit, an Kakao, tiefdunklen, erinnernde Pudrigkeit. Das Beste aller Welten vereinigt sich hier – und ich muss sagen, dass mich Psychédelique wirklich äußerst positiv überrascht hat, New Waver und Barfuß-Hippies hin oder her. Auch, wenn es schon viele Patchouli-Düfte gibt – sich diesen hier anzusehen ist ganz bestimmt kein Fehler!
Morgen geht es weiter mit einer Kollektion, auf die ich immer neugieriger werde…
Liebe Grüße und bis dann,
Eure Ulrike.
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