Jovoy Paris die Zweite.

Nachdem ich Euch gestern bereits die ersten beiden neuen Düfte von Jovoy Paris vorgestellt habe, geht es heute flott weiter mit dieser Kollektion, die mich, ich habe es gestern schon erwähnt, immer neugieriger macht.

Beginnen möchte ich mit Private Label, von dem Hénin, der Mann hinter Jovoy erzählt, dass er sein idealer orientalischer Duft sei. Ein archetypischer Duft, der Eindruck macht und Spuren hinterlässt…

Was soll ich sagen? Tja, Private Label erfüllt die hoch gesteckten Ziele über die Maßen. Brainstorming gefällig? Mann-Mann. Das maskuline Pendant zu Piguets Bandit. Fougère-Anleihen – spinnt meine Nase schon? Vielleicht – denn es raucht, und wie es raucht…

Private Label verschwendet keine Zeit und kachelt gleich los, als ob es kein Morgen gibt – in drei Sekunden bei 200, mindestens: Rauchigster (!) Vetiver mit Salzkruste, ein deutlich auf die Spitze getriebener Chanelscher Sycomore, zu dem sich kantig-rauchig-cremiger Papyrus gesellt, ähnlich düster-dunkelgrün schillernd wie in Parfumerie Générales Papyrus de Ciane. Holzigkeit macht sich breit und bringt Harze mit sich, leise schwelende Räucherwaren, eher kühl anmutend. Kalt ist er nicht, der Duft – aber trotzdem fehlt im jede Spur von Wärme. Dafür gibt es nun Leder, und zwar schönes Glattleder, dass von ernsthafter Zeder in gewohnt sauberer Anmutung gekonnt unterstrichen wird. Patchouli erdet auf ungewohnt leisen Sohlen im Hintergrund und stiftet einen kühlen Klecks Süße, von Sandelholz dezent bekräftigt.

Private Label ist – ein Statement. Und ein ziemlich cooles noch dazu. Auf meiner Haut in erster Linie Vetiver-Leder, an eine geniale Mischung aus dem alten Route du Vétiver von Maître Parfumeur et Gantier in Kombination mit Odoris Cuoio erinnernd. Einen Allerwertesten sollte man schon in der Hose haben, um diesen Duft tragen zu können – hat man den, können ihn, wie ich finde, nicht nur Männer tragen, auch der einen oder anderen durchsetzungsfähigen Dame könnte er gut zu Gesicht stehen. Aber Vorsicht, meine Lieben – Private Label rockt. Und ist kernig, aber hallo. Ob nun (Motorrad)Rocker oder Herrenzimmer, das ist ein echter Kerl, den Cécile Zarokian geschaffen hat. Ein Orientale? Nein, den sehe ich hier nicht. Aber einen Underdog, der einen überaus eleganten Abgang hat. Insofern passt er schon wieder zu Hénin, den ich mir mal im Firmenvideo angeschaut habe (Jovoy Paris ist nicht nur ein Dufthaus, man betreibt auch eine Nischenduftparfumerie in Paris). Trotzdem muss ich schmunzeln bei dem Gedanken, dass dieser Mann sich einen solchen Duft als olfaktorisches Soulmate auserkoren hat…

Von Kanten nun zu Verrücktem: Enfant Terrible heißt Duft Nummer vier, und wurde von Jacques Flori kreiert. Auch er kein Unbekannter – einiges für Reminiscence geht auf sein Konto, darüber hinaus Etros Messe de Minuit, Shaal Nur sowie Anice, des weiteren diverse Düfte für Xerjoff und Amouages Opus IV.

Ein Verführer soll es sein, das Enfant Terrible, kindlich und erwachsen gleichermaßen, mitreißend und sprühend – das kann ich definitiv nachvollziehen anhand des Duftes: Trockenfruchtig und würzig reißt er einen mit auf eine Reise, die viel orientalischer ist als Private Label je werden konnte. Getrocknete Datteln von konzentrierter Fruchtsüße, Orangen und Mandarinen, prall-saftig und sonnengereift. Koriander und Kräuter stiften krautige Akzente und Kumin, ja Kumin offeriert die ihm eigene nelkenpfeffergeschwängerte Würze. Moschus und Sandelholz formen einen warm-holzigen Untergrund.

Unser Enfant Terrible hier ist ein Abenteurer, definitiv. Einer, der gerne reist, den es hinauszieht in die Welt, vor allem – die arabische. Denn Enfant Terrible ist ein Orientale, und zwar ein satter. Und erinnert mich ganz stark an einen Duft, den ich sehr liebe – an Serge Lutens Arabie. Wer schon immer eine etwas zivilisiertere Variante von Arabie gesucht hat könnte hier goldrichtig sein.

Einen schönen Tag Euch und bis morgen – da bin ich dann zurück mit den restlichen zwei Jovoys!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: William Radclyffe (1848): Lobby of the Athenaeum Club in London, Spice souk in Deira, Dubai UAE von Stzeman, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie Jovoy Paris in unserem Shop.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Evelyn
    15. Dezember 2011
    Antworten

    Guten Morgen liebe Uli,

    jaja, ich teste mich aktuell auch durch die neuen Jovoys und bin schweeeeeeer angetan!!

    Bisheriger Fav: Ambre Premier und Enfant Terrible! Letzterer geht für mich und auf meiner Haut schnurstracks auf meinen aktuellen Holzweg! Wundervoll, süßlich-holzig, ich liebe ihn! Er hat extrem große Ähnlichkeiten mit Miller et Bertaux – #1 (for you) / parfum trouvé, ist jedoch intensiver und hat noch mehr Aussagekraft und Power. Glücklicherweise bei mir aber (auch) nicht jene überbordende Arabie-Gewürzigkeit, die mir zuweilen echt Übelkeit beschert. Stimme also mit Dir überein. 🙂

    Bin total gespannt auf die restlichen Jovoys! 🙂

    Herzlichst
    Evelyn

  2. Ulrike
    19. Dezember 2011
    Antworten

    Huhuu liebe Evelyn,

    schweer verliebt *lächel*
    Und, bist Du schon ganz durch mit den Düften? Ich bin ja gespannt wie Dir der Rest gefällt! Ich finde die Kollektion ja, wie man sicher bemerkt hat, richtig toll und bei mir zuckt auch schon der Bestellfinger 😉

    Viele liebe Grüße,

    die Uli.

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