Eau D’Esire von Gravel – Olfaktorisches Verlangen

Eau D’Esire, Wasser des Verlangens. Der Name des neuen Extrait de Parfum von Gravel klingt nach einer Einladung zum Träumen. In meinem gestrigen Interview hat Parfümeurin Mirella Pomina sehr eindrücklich beschrieben, was dieser Duft symbolisiert. Eine Art „emotionale Landschaft“, ein olfaktorischer Dialog zwischen Sehnsucht und Klarheit, zwischen Nähe und Distanz. Besonders eindrücklich fand ich ihr inneres Bild eines kühlen Morgens am Meer: ein Horizont, still und verheißungsvoll. Die Sehnsucht nach sommerlicher Wärme. Genau diese Inspiration versucht Eau D’Esire einzufangen.

Gravel – Eau D’Esire

In der Vorbereitung der Interviews zur neuen Transcendence Collection habe ich u. a. mit Christian Blessing telefoniert. Er hat mich mit zahlreichen Informationen und spannenden Details zu den Düften der jüngst lancierten Linie versorgt, und selbstverständlich sprachen wir auch über Eau D’Esire. Er erzählte mir, dass der Duft Mango enthält – was bei mir natürlich sofort gewisse Assoziationen weckte: süße, intensiv-tropische Düfte mit starken Frucht-Vibes, im Stile manch anderer Kreationen, die in den letzten Wochen und Monaten den Nischenduftmarkt erobert haben. Doch Christian winkte gleich ab. Gravels Mango sei ganz anders geartet. Das hat von Anfang an mein Interesse geweckt, und ich bin froh, dass ich meine Neugierde heute endlich stillen kann.

Eau D’Esire – Zufriedenheit und Erfüllung

Eau D’Esire von Gravel soll „eine olfaktorische Hommage an Lebensfreude, Abenteuerlust und das Streben nach besonderen Momenten“ sein. „Eine Einladung, tief durchzuatmen und den Augenblick zu genießen.“ Die nehme ich gerne an. Die Duftnoten des Extrait de Parfum sind Bergamotte, Zypresse, Safran, Muskatnuss, Ananas, Mango, Veilchen, Hyazinthe, Kumin, Nelkenblätter, Patchouli, Ambra, Moos, Vetiver und Moschus. Wie bereits erwähnt, findet sich Mango in der Komposition – ebenso Ananas und Safran.

„Diese Kreation lebt von olfaktorischen Kontrasten – Wärme und Kälte, Vergangenheit und Zukunft, klassische Eleganz mit einem Hauch Leichtigkeit. Ich stellte mir einen Reisenden zwischen den Welten vor, der Fragmente von beiden mit sich trägt.“ – Mirella Pomina

Gravel – Eau D’Esire

Eau D’Esire umgibt mich vom ersten Schnuppern an mit einer fluffigen Wolke aus watteweichen, metallisch anmutenden Kuschelnoten. Feine Fruchtakzente nehme ich in dieser ebenso frischen wie molekülig-soften Melange wahr. Ein Hauch saftiger Mango, ein Spritzer süßer Ananas, die sich an die sanften, eleganten und kühlen Akkorde schmiegen. Die würzigen Nuancen von Safran erschnuppere ich recht deutlich in der Komposition, während das Veilchen für zart-florale Puderfacetten sorgt. Im weiteren Verlauf wird die Kreation etwas dunkler. Erdig-holzige und dezent-moosige Noten betreten die Duftbühne und mischen sich mit Exotik-Früchten, Safran und den Kuschelakzenten. Sie verleihen der Komposition eine sinnliche Tiefe, die unglaublich ruhig und entspannt wirkt.

Das neue Extrait de Parfum von Gravel ist für mich nicht nur eine spannende Variation des beliebten Fruchtthemas, sondern für mich gleichzeitig auch eine moderne Interpretation eines klassisch angehauchten Dufts. Hier treffen aldehydige Nuancen auf tropische Früchte, auf dunkle Gewürze und pudrig-luzide Blüten, abgerundet durch ein holzig-erdiges und sinnlich-samtiges Finish. Einem klaren, molekülig-frischen Auftakt steht ein warmer, behaglicher und ledrig-moosiger Ausklang gegenüber – in meinen Augen ein absolut spannender Duftverlauf jenseits des Alltäglichen. Sehr stimmig, sehr harmonisch und rund ist Eau D’Esire. Eine Kreation, die ich persönlich nicht ins Büro oder in der Freizeit tragen würde, sondern eher am Abend, zu besonderen Anlässen oder dem großen Auftritt.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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