Extrait de Voyage von Une Nuit Nomade – Jardins de Misfah, Silver Saffron und Estrella de la Mañana

Mit der neuen Kollektion Extrait de Voyage schickt uns Une Nuit Nomade einmal mehr auf Reisen. Das Dufthaus ist ja bekannt für seine Reisedüfte, die uns u. a. nach Asien, in den Orient und an die amerikanische Ostküste brachten. Besonders begeistert hat mich der verführerische Lederduft Sugar Leather, der mit herrlich gezuckerten Ledernoten aufwartet. Die drei Kreationen der Linie Extrait de Voyage tragen die Namen Jardins de Misfah, Silver Saffron und Estrella de la Mañana.

Une Nuit Nomade – Extrait de Voyage

Wer sich mit der französischen Marke bereits näher beschäftigt hat, mag über Jardins de Misfah stolpern. Tatsächlich gibt es im Portfolio von Une Nuit Nomade bereits ein Eau de Parfum gleichen Namens, das nun vom Parfümeur Jérôme Di Marino zu einem Extrait transformiert wurde. Und da er schon am Werke war, kreierte er auch gleich noch zwei weitere Düfte, denn ab drei ist man schließlich eine Bande bzw. in diesem Fall: eine neue Kollektion.

Jardins de Misfah – Extrait de Voyage

Da ich das Original nicht vor Ort und damit auch nicht vor der Nase habe, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf das Extrait von Jardins de Misfah zu konzentrieren, das die Duftnoten Davana, Rose, Dattel, Honig, Mandel und Safran vereint. Die Ingredienzien wurden im Zuge der Transformation ein wenig verändert. So sind weniger Gewürze aufgeführt – Kardamom und Muskatnuss fehlen –, dafür mit Rose und Davana zwei neue Zutaten, die sicherlich spannende Akzente setzen werden. Das als Inspiration dienende, omanische Bergdorf Misfat Al Abryeen ist berühmt für seine beeindruckende Lage und die außergewöhnliche Lehmhüttenarchitektur. Eine grüne, üppige Oase inmitten karger Gebirgszüge, die von einem weit verzweigten Netz antiker Wasserleitungen durchzogen ist, und nicht umsonst eine beliebte Sehenswürdigkeit für Touristen ist.

Une Nuit Nomade – Jardins de Misfah – Extrait de Voyage

Würzig, sanft-ledriger Safran verbindet sich bereits im Auftakt von des Extrait de Parfum Jardins de Misfah mit einer luftigen und seifigen Rosensüße, die von den subtil torfigen Whiskynoten der Davana beschwipst ist. Sehr dicht und fein verwoben wirken die Duftnoten, dabei bewahrt die Kreation jedoch eine gewisse Transparenz und Leichtigkeit. Cremige Mandelnuancen und die fruchtigen Zuckerfacetten der Dattel fügen sich auf wundervolle Art und Weise in die Komposition ein und runden diese so gekonnt ab.

Das Extrait de Parfum Jardins de Misfah ist ein sanfter, orientalischer und ruhiger Mix aus würzigen, gourmandigen und floralen Noten, der in sich sehr stimmig wirkt. Die Rose versorgt die Kreation mit Leichtigkeit, die Gewürze und die gourmandigen Nuancen sorgen für Tiefe, Komplexität und Wärme. Sehr harmonisch, elegant und absolut modern ist die Komposition perfekt für alle, die einen orientalisch anmutenden, aber nicht zu schweren, zu präsenten und opulenten Duft für die kühlere Jahreszeit suchen.

Silver Saffron – Im Glanze des Safrans

Man muss nicht lange raten, um welche Ingredienz sich der zweite Duft der neuen Linie Extrait de Voyage aus dem Hause Une Nuit Nomade dreht. Silver Saffron ist dem Safran gewidmet, den der Parfümeur Jérôme Di Marino mit Himbeere, Iris, Papyrus und Myrrhe kombiniert. Die Kombination aus Leder und Himbeere ist ja bewährt und ungemein beliebt und auch wenn Ersteres nicht explizit in den Duftnoten aufgeführt wird, werden ledrige Facetten mit Sicherheit in den Nuancen des Safrans zu finden sein. Die wunderschönen, in Dunkelblau und Gold getauchten Illustrationen der Kollektion stammen übrigens von der Künstlerin Roxane Lagache, die von Beginn an für die komplette Bildgestaltung der Marke verantwortlich ist.

Une Nuit Nomade – Silver Saffron

Wumms, da ist er! Silver Saffron startet mit einem Knall. Mit lautem Getöse präsentiert sich der Namensgeber in vom ersten Schnuppern an wild, rau, mit kantigen Ledernoten, die intensiv oudige Züge tragen. Tatsächlich nehme ich eine metallisch anmutende Kühle in dem Duft wahr, silbrig schimmernd, die von den rauchig-erdigen Nuancen von Papyrus und holzig-würziger Myrrhe untermalt wird. Eine gewisse säuerliche Fruchtigkeit erschnuppere ich unterschwellig, sehr subtil und zurückhaltend, während die Iris für geschmeidige und cremige Facetten sorgt, die die bereits vorhandenen erdigen Akzente der Kreation unterstreichen.

Silver Saffron ist ein eher herber, maskulin-markant anmutender Gewürzduft, dem in meinen Augen jegliche Wärme und Süße fehlt. Daher passt der Bezug zu Silber im Namen für mich perfekt, denn den kühlen Glanz dieses Metalls kann ich in dem Eau de Parfum durchaus ausmachen. Die Komposition erinnert mich an eine Vollmondnacht in der kälteren Jahreszeit, nicht allzu feucht, eher trocken, aber von einer tiefen Dunkelheit geprägt, die von einem silbrigen Schimmer durchzogen ist. Ein spannender, geheimnisvoller Duft, der Safranfans sicherlich neugierig macht. Durchaus intensiv und mit einer ausgezeichneten Haltbarkeit gesegnet.

Estrella de la Mañana – Morgenstern

Kommen wir nun zu Estrella de la Mañana, dem vorerst letzten Eau de Parfum aus der Kollektion Extrait de Voyage. Dieser entführt uns ins antike Mittelamerika und ist der totonakischen Prinzessin Tzacopontziza gewidmet. Vielleicht ist die Prinzessin manchen von Euch ein Begriff, denn in einigen Legenden rund um die Vanille wird die Geschichte eben jener Tzacopontziza erzählt. Ihr Name bedeutet Morgenstern, auf Spanisch Estrella de la Mañana. Die Prinzessin war von unglaublicher Schönheit und ihr Vater bestimmte, dass jeder hingerichtet werden sollte, der auch nur einen Blick auf sie wirft. Zu groß war die väterliche Furcht, sie eines Tages durch die Liebe zu einem Mann zu verlieren. Doch es kam, wie es kommen musste. Ein nicht standesgemäßer Jüngling verliebte sich in sie, trotzte der Androhung der Hinrichtung und auch sie verliebte sich in ihn. Sie flohen gemeinsam, wurden aber entdeckt und ihrer beider Seelen den Göttern geopfert. An eben jener Stelle, auf die das Blut der Tzacopontziza traf, wuchs eine Vanillepflanze. Und nun dürfte auch klar sein, welche Ingredienz im Zentrum der Komposition steht: Vanille. Diese vereint der Parfümeur Jérôme Di Marino mit Birke, Kakao und Benzoeharz.

Une Nuit Nomade – Estrella de la Mañana

Mit einer üppigen und kraftvollen Mischung aus Leder und Rauch beginnend – die Birke zeigt sich weniger von ihrer holzigen, denn von ihrer teerigen Seite –, wird Estrella de la Mañana bald von feinherben, überaus authentischen und köstlichen Kakaonuancen bestimmt, die sich auf wundervolle Art und Weise mit der dunklen Lederrauchigkeit der Birke vereinen, diese besänftigen und umgarnen. Die Vanille wiederum sorgt für eine sanfte, würzige Süße, die ebenfalls rauchige Facetten enthält, während das Benzoeharz der Kreation milchig-cremige und geschmeidige Akzente verleiht, die die einzelnen Komponenten sehr harmonisch und in sich stimmig miteinander verbindet und zusammenhält.

Auch wenn der Auftakt von Estrella de la Mañana für manche vielleicht ein wenig ruppig und üppig erscheint auf den ersten Schnupperer, denn die Leder-Rauch-Nuancen sind hier schon deutlich wahrnehmbar und kraftvoll, es lohnt sich Geduld zu beweisen und den weiteren Verlauf dieser Komposition abzuwarten. Denn Kakao, Vanille und Benzoeharz sind nicht nur in besänftigender Funktion unterwegs, sie bilden auch eine wunderschöne Melange, die so köstlich und unwiderstehlich ist, dass man am liebsten hineintauchen, sich fallenlassen und genießen möchte. Eine sehr gelungene und spannende Kreation für alle, die nicht zu süße Düfte mit Kakao und dunkler Vanille lieben.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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