Dòmm, Chiesa d’Oro und Basilica di Assisi von Filippo Sorcinelli

Im letzten Teil zur Memento Collection von Filippo Sorcinelli möchte ich Euch die drei Extraits de Parfum Dòmm, Chiesa d’Oro und Basilica di Assisi vorstellen, die uns nach Mailand, Venedig und ins mittelitalienische Assisi führen werden. Meine letzten beiden Beiträge Memento Collection von Filippo Sorcinelli – Sakrale Erinnerungen und Sacristie Des Arbres, Rosa fiorita und Pont. Max. von Filippo Sorcinelli lege ich allen ans Herz, die sich zur besagten und neu lancierten Kollektion des italienischen Ausnahmeparfümeurs näher informieren möchten.

Petersdom, Vatikan
Foto von Ariel Leek auf Unsplash

Dòmm – Auf nach Mailand!

Der Dòmm oder auch Dom zu Mailand ist das erste Ziel unserer olfaktorischen Reise durch berühmte Sakristeien und die Erinnerungen von Filippo Sorcinelli. Der Bau der norditalienischen Kirche wurde im 14. Jahrhundert begonnen und über Jahrhunderte immer wieder erweitert, bis der Mailänder Dom im 18. Jahrhundert schließlich in seiner heutigen Form vollendet war.

Sie wird „aquilonare“ genannt, vom spätlateinischen aquilonaris, was nördlich bedeutet. Es handelt sich um die alte Sakristei des Mailänder Doms, den ersten Kern des 1386 errichteten Doms, inmitten eines mit Gebäuden überfüllten Stadtzentrums. Es ist der erste Ort, der nach der Grundsteinlegung des Doms gebaut wurde. Die Sakristei ist nicht nur reich an wertvollem Marmor, Skulpturen und Fresken, sondern auch an Möbeln und Schränken und wird noch heute von den Priestern für ihre Einkleidung vor den heiligen Riten genutzt.

Die Ingredienzien Patchouli, Styraxharz, Moschus, Jasmin, Schokolade, Bergamotte, Virginia-Zedernholz und schwarzer Pfeffer stehen für Filippo Sorcinelli stellvertretend für den Duft der Sakristeien im Mailänder Dom. Denn tatsächlich gibt es zwei davon, eine in nördlicher Ausrichtung gelegen und eine in südlicher.

Filippo Sorcinelli – Dòmm

Dunkel und überaus erdig-harzig startet Dòmm in den Duftverlauf dank der markanten Noten von Patchouli und Styrax, die der Kreation vom ersten Moment an eine unglaubliche Präsenz und Tiefe einhauchen. Grünlich-waldige Nadelholznuancen vereinen sich mit der trockenen Schärfe von Pfeffer, während die zitrische Frische der Bergamotte wie ein kühler Hauch durch die dunklen Hallen des Doms zu Mailand zieht.

Herbe Bitterschokolade fließt langsam in die Kreation und intensiviert deren tiefgründigen Charakter, in welchem sich nach und nach auch seifige Akzente zeigen. Ein recht ursprünglich wirkender, grünlich-harziger und waldig-würziger Duft, für jede Gelegenheit und Jahreszeit. In meinen Augen aufgrund der durchaus vorhandenen Barbershop-Anklängen eher maskulin anmutend.

Chiesa d’Oro – Kirche aus Gold

Als goldene Kirche kann man den Markusdom von Venedig durchaus bezeichnen. Im Sonnenlicht erstrahlt die helle Fassade fast golden, doch das eigentliche Highlight findet sich im Inneren des Doms. Als Symbol des Reichtums Venedigs ist Gold die zentrale Farbe des Sakralgebäudes. Die Decken sind mit prächtigen Goldmosaiken verziert, ebenso die Portale, der Altar und viele weitere Details innerhalb der Kirche, wie etwa vier aus vergoldeter Bronze bestehende Pferdestatuen, die im 13. Jahrhundert bei dem Fall Kontantinopels … nun ja, sagen wir mal: übernommen wurden. Nicht umsonst wird der Markusdom in Italien gerne auch Chiesa d’Oro, also Kirche aus Gold, genannt. Die Ingredienzien Vanille, Tonkabohne, Vetiver, Ambra, Moschus, Damaszener Rose, Jasmin, Nelke und Bergamotte sollen den Duft dieser besonderen Kathedrale widerspiegeln.

Filippo Sorcinelli – Chiesa d’Oro

Üppig erblüht der Jasmin im Auftakt von Chiesa d’Oro, indolisch-weich, betörend-opulent und cremig-floral. Moosige Facetten nehme ich alsbald wahr, von seifiger Rose und pudrigen Akzenten begleitet. Doch im Zentrum dieser Komposition aus dem Hause Filippo Sorcinelli steht der Jasmin. Nostalgisch anmutend, dank chyprierter Momente ist dieser duftende Markusdom eine ganz andere Hausnummer als die bisher geschnupperten Kreationen der Memento Collection.

Eher klassisch und elegant gehalten, weniger sakral – auch der Weihrauch fehlt hier gänzlich – und ohne diese besondere kontemplative Grundstimmung, die den anderen fünf Düften innewohnte. Rosa fiorita nehme ich hier einmal heraus, denn dies war ja ein wunderschöner Rosenduft und damit ebenfalls eine florale Komposition innerhalb dieser Linie der Erinnerungen Sorcinellis. Perfekt für alle Freunde von Jasmin, von Chypredüften und Kreationen mit Vintage-Vibes. Tendenziell eher feminin und für besondere Anlässe oder den Abend denn für das Büro, dafür aber jahreszeitlich ohne Einschränkung tragbar.

Basilica di Assisi – Memento Collection

Die Basilica San Francesco befindet sich in der umbrischen Stadt Assisi und umfasst eine Ober- und Unterkirche sowie ein Franziskanerkloster. In der Kirche liegt der Heilige und Ordensgründer Franz von Assisi begraben, was den Bau zu einem beliebten Wallfahrtsort macht. Die kunstvollen Verzierungen und Fresken von berühmten Malern wie etwa Giotto sind auch für kunsthistorisch Interessierte absolut sehenswert. Für Filippo Sorcinelli duftet die Sakristei der Basilica di Assisi nach Tonkabohne, Benzoeharz, Styraxharz, Ambra, Rose, Trockenfrüchte, Patchouli, Labdanum (Zistrose), Zitrone, Bergamotte, Petitgrain und Weihrauch.

Filippo Sorcinelli – Basilica di Assisi

Säuerlich-frische Zitrusfrüchte treffen in Basilica di Assisi auf die heuartigen Cumarinnoten der Tonkabohne und cremig-balsamische Harze. Sehr hell und luftig wirkt die Kreation, sanft, lichtdurchflutet und wunderbar wohlig. Die Tonkabohne ist sehr dominant, untermalt von nektarsüßer Rose, die dem Duft ein wenig Luftigkeit einhaucht. Mit warmen und pudrigen Noten klingt die Komposition ganz allmählich aus.

Basilica di Assisi ist ein sanftes und wohliges Extrait de Parfum, das trotz der verwendeten Ingredienzen eher transparent und dezent wirkt und damit ein angenehmer Duftbegleiter für jede Gelegenheit und Jahreszeit ist. Ein gelungener Abschluss dieser so einzigartigen wie abwechslungsreichen Kollektion aus dem Hause Filippo Sorcinelli.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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