Sacristie Des Arbres, Rosa fiorita und Pont. Max. von Filippo Sorcinelli

Sacristie Des Arbres, Rosa fiorita und Pont. Max. sind die nächsten drei Extraits de Parfum von Filippo Sorcinelli, die ich Euch vorstellen möchte. Wer meinen letzten Beitrag Memento Collection von Filippo Sorcinelli – Sakrale Erinnerungen bereits gelesen hat, weiß, dass uns die Düfte in verschiedene Sakristeien entführen, in Kirchen und Kathedralen, an Heiligtümer und Wallfahrtsorte, die für den italienischen Parfümeur eine besondere Bedeutung besitzen. Nicht umsonst trägt die Kollektion den Beinamen Memento, das lateinische Wort für „gedenke“ oder „erinnere dich“.

Sacristie Des Arbres

Auch ein Wald kann etwas Heiliges an sich haben. Jedenfalls ist es für Filippo Sorcinelli so, denn Sacristie Des Arbes widmet sich keiner realen Sakristei, sondern eben einem Wald. Die Natur hat ja für viele etwas Erdendes, dient als Ort zum Auftanken und um die Gedanken schweifen zu lassen. Hier kann man zur Ruhe kommen, die frische Luft einatmen und neue Kraft holen. Ein Wald kann meditativ und erholsam, tiefgründig und entspannend sein. Ein Ort, in dem man mit sich und der Natur eins werden kann.

Ein idealer Rückzugsort für die Sinne, in einem jahrhundertealten Wald. Ein Wald ist ein Ort voller Weisheit und Geheimnisse, wo die Natur mit ihrer Ruhe und Schönheit zu sprechen scheint. Dies ist die Umgebung, in der man auf sich selbst hören muss, in Verbindung mit den Bäumen, um ihre stillen Lektionen zu verstehen.

Vanille, Vetiver, Benzoeharz, Ambrette, Ambra, Damaszener Rose, Guajakholz, Kiefer, Virginia-Zedernholz, Weihrauch und Minze sind die Ingredienzien dieses Extrait de Parfum, das sich mit den sakralen Facetten eines Waldes beschäftigt.

Filippo Sorcinelli – Sacristie Des Arbres
Sacristie Des Arbres von Filippo Sorcinelli

Hatte ich zunächst mit dem dunkelgrünen Nadelholzduft eines erhabenen Waldes gerechnet, mit moosbewachsenen Findlingen und im sanften Wind wehenden Farnblättern, offenbart mir Filippo Sorcinelli mit seiner Waldinterpretation ein gänzlich anders geartetes, mit Bäumen bewachsenes Areal. Nun, vermutlich kann ich den mittel- bzw. nordeuropäischen Wald, den ich landläufig kenne, diesem Duft einfach nicht zugrundelegen, sondern muss hier offener und freier denken. Sorcinellis Wald ist überraschend hell, sonnendurchflutet, von sanften Vanillewölkchen und einer erdigen Vetivercremigkeit durchzogen, in die ganz langsam und allmählich die milchig-geschmeidigen und warmen Nuancen von Benzoeharz und Ambra fließen.

Die Minze sorgt für einen Hauch grünlicher Frische, die spannende Akzente setzt, während die pudrig-floralen Noten von Guajakholz und Ambrette wiederum für eher sanfte Facetten sorgen. Nach und nach zeigt sich auch der Weihrauch, der in zarten Rauchwölkchen durch die Komposition schwebt und in einem clean anmutenden Bett aus Nadelholz zur Ruhe findet. Sacristie Des Arbres ist eine würzig-harzige und samtig-warme Kreation, die sehr ruhig und entspannt wirkt, lichtdurchflutet und wunderbar meditativ. Diese Sakristei der Bäume gefällt mir ausgesprochen gut. Fein ausbalanciert, sehr harmonisch und gekonnt komponiert ist das Extrait de Parfum ein Duft für jede Saison und jede Gelegenheit. Toll!

Rosa fiorita – Filippo Sorcinelli

Blühende Rose ist der Name unseres zweiten Dufts am heutigen Tage, Rosa fiorita. Eine Kreation, die von der italienischen Nonne Rita von Cascia (1381-1447) inspiriert ist. In der in Umbrien gelegenen Stadt Cascia lebte sie nach einer arrangierten Ehe voller Gewalt und Misshandlungen in einem Kloster, das auch heute noch der Basilica di Santa Rita angegliedert ist. Es ist ein Wallfahrtsort für all jene, die die Heilige Rita ehren möchten, eine Frau, über die in der Basilika zu lesen ist: „Gegrüßt seist du, Rita, Gefäß der Liebe, Braut Christi, du Traurige, aus den Dornen des Erlösers, schön bist du geboren wie eine Rose.“ Eine Rose ist auch das zentrale Thema des Dufts Rosa fiorita, der die Ingredienzien Damaszener Rose, Honig, Mai-Rose, Maiglöckchen, Iris und Geranium vereint.

Filippo Sorcinelli – Rosa fiorita

Rosa fiorita ist genau das, was der Name erwarten lässt. Ein Rosenduft durch und durch, ein bunter Strauß luzider, sanft seifiger und nektarsüßer Blüten, von goldgelbem Honig umflossen und abgerundet von den zarten, aquatischen Noten des Maiglöckchens und cremigem Irispuder. Eine Kreation, die in dieser Memento Collection überrascht, findet sich doch kein Weihrauch in ihr und auch keine weiteren sakral-meditativen Aspekte.

Es ist ein monothematischer Blütenduft, der sich um die Königin der Blumen dreht, der feinfühlig und ausgewogen komponiert wurde und so ein recht authentisches olfaktorisches Bild der Rose wiedergibt. Eine helle, leichte und luftige Kreation mit mittlerer Präsenz, die ganzjährig und zu jedem Anlass getragen werden kann. Ideal für alle Fans der Rose und ihres Dufts. 🌹

Pont. Max. – Memento Collection

Der Duft Pont. Max. – was die Abkürzung für Pontifex Maximus ist – führt uns in den Petersdom in Rom. Pontifex Maximus ist ein päpstlicher Titel, der noch aus der Zeit der Römer stammt, und bedeutet übersetzt „oberster Brückenbauer“. Das Extrait de Parfum huldigt den Düften in der Sakristei des Petersdoms und aufgrund der großen Bedeutung dieser Basilika, die im Vatikan ab dem 16. Jahrhundert erbaut wurde, gehe ich von einer Kreation aus, die traditioneller und sakraler wirkt als die bisher getesteten. Die Ingredienzien sind Myrrhe, Benzoeharz, Weihrauch, Ambra, Maritime Noten, Jasmin und Virginia-Zedernholz.

Filippo Sorcinelli – Pont. Max.
Pont. Max. von Filippo Sorcinelli

Die Kombination aus Weihrauch und Myrrhe wird in der katholischen Kirche seit jeher verwendet. Und so wundert es nicht, dass diese beiden Komponenten den Duft Pont. Max. auf üppige Art und Weise erfüllen. Tiefgründig und balsamisch-würzig ist das Opening des Extrait de Parfum aus dem Hause Filippo Sorcinelli, von fein-rauchiger Weihrauchkühle und balsamisch-krautiger Myrrhenharzigkeit durchzogen. Benzoe und Ambra verleihen ein wenig samtig-weiche Wärme, in die sich nach und nach cremiger Jasmin schleicht. Kühl und dezent salzig sind die maritimen Noten, die der Kreation Luftigkeit und Transparenz verleihen und dafür sorgen, dass Pont. Max. nicht zu wuchtig und schwer wird, ehe sauber-helle Zeder für eine gelungene Abrundung sorgt.

Pont. Max. ist in meinen Augen bisher der sakralste Duft der Kollektion, in dem ich die Kircheninspiration deutlich wahrnehme. Harze und Hölzer wunderschön, sehr harmonisch und in sich stimmig kombiniert und dabei, trotz aller Präsenz und Intensität, die insbesondere im Auftakt vorherrscht, absolut tragbar. Vermutlich kein Crowd-pleaser, sondern eine markante und eigenwillige Kreation für Connaisseurs und Liebhaber dieses speziellen Duftgenres.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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