Historical Collection von Lesquendieu – Tradition und Moderne

Gestern erst haben wir im Beitrag Jérôme Lesquendieu im Interview – Dufthaus mit Geschichte spannende Einblicke in die Historie der französischen Marke Lesquendieu bekommen. Heute möchte ich mit Euch in die Duftwelt eintauchen. Das Portfolio von Lesquendieu umfasst zwei Linien: die Historical Collection und die Oriental Collection. Aus beiden Kollektionen werde ich Euch ausgesuchte Kreationen vorstellen.

Beginnen möchte ich mit der Historical Collection. Die Eaux de Parfum dieser Linie basieren auf Originalrezepturen des Dufthausgründers Joseph Lesquendieu – natürlich modernisiert und an die heutigen Bestimmungen angepasst – und stammen daher ursprünglich von Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Ich habe aus der historischen Linie der Marke drei Kreationen ausgewählt, die ich Euch heute genauer vorstellen werde.

Lesquendieu – Le Parfum

Die allererste Duftkomposition von Joseph Lesquendieu ist Lesquendieu – Le Parfum. Geschaffen im Jahre 1903 – und damit sage und schreibe 120 Jahre alt – ist dieses Eau de Parfum ein Klassiker durch und durch. Die heutigen Flakons von Lesquendieu sind übrigens an die Originalflaschen angelehnt und genauso ist es auch mit den Etiketten der Historical Collection. Erwähnenswert ist außerdem, dass die hochwertigen und schweren Deckel mit 24-karätigem Gold veredelt sind.

Alle Düfte von Lesquendieu werden in der Parfummetropole Grasse hergestellt, sind also 100 % made in France. Flaschen und Deckel stammen aus französischen Manufakturen und runden so das olfaktorische Gesamtpaket in Sachen Hochwertigkeit, Detailtreue und Qualität ab. Die inneren Werte von Lesquendieu – Le Parfum werde ich mir gleich genauer ansehen. Doch zunächst darf ich Euch noch die Duftnoten verraten: Bergamotte, Tee, Birke, Jasmin, Tonkabohne, Labdanum (Zistrose), Vanille, Ambra und Zedernholz.

Lesquendieu – Le Parfum – Historical Collection

Warm, weich und unglaublich sanft ist Lesquendieu – Le Parfum vom ersten Schnuppern an. Eine zart-herbe Bergamottefrische trifft auf grünliche Teenuancen, bald begleitet von einer unglaublich soften, wildledrigen Melange aus Birke und cremigem Jasmin. Die Tonkabohne nehme ich deutlich wahr mit ihren vanillig-heuartigen Cumarinnoten, akzentuiert von süßlichem, dezent rauchigem Labdanum und der watteweichen und warmen Würze von Vanille und Ambra. Das Zedernholz unterstreicht diese Nuancen, bietet der herrlich sanften und wunderschönen Kreation einen feinpudrig-holzigen Rahmen. Kuscheliger Wohlfühlduft!

Lilice – Duft der Liebe

Romantisch ist die Geschichte hinter dem Eau de Parfum Lilice. War dies doch der Kosename von Alice Lesquendieu, der Frau des Markengründers Joseph. Ihr zu Ehren kreierte er die Komposition, die mit den Noten Zitrone, Bergamotte, Rose, Iris, Schwarze Johannisbeere, Vanille, Ambra und Zedernholz spielt.

Der Duft von Iris und Rose wurde von Alice besonders geliebt. Und so ist es offensichtlich, dass diese beiden Ingredienzien in der Kreation enthalten sein mussten. Für seine Frau wollte Joseph Lesquendieu eine perfekte Komposition erschaffen, die ausschließlich von ihr getragen werden sollte. Die Entwicklung des Dufts nahm ganze zehn Jahre in Anspruch, bis Alice schließlich ihren eigenen Duft Lilice genießen konnte.

Lesquendieu – Historical Collection – Lilice

Erfrischende und spritzige Hesperiden eröffnen Lilice, dezent herb und säuerlich. Doch alsbald gesellen sich die cremig-milchigen Nuancen von Iris und lieblicher, subtil seifiger Rose hinzu. Strahlend, transparent und unbeschwert wirkt die Kreation, von feinen, süßen Blüten getragen. Leise, sanft und zärtlich, ein liebevoller duftender Kuss, sinnlich, umhüllend und wärmend. Die Schwarze Johannisbeere verleiht der Kreation dunkle Fruchtakzente und Tiefe, während die feine Würze der Vanille, warme Ambra und sauber-helles Zedernholz für eine gelungene Abrundung sorgen. Eine zarte, florale Liebeserklärung für eine ganz besondere Frau.

Bonne Fortune – Historical Collection

Als Duft des Glücks kann man Bonne Fortune wohl bezeichnen, denn bei der Entwicklung dieser Kreation hatte Joseph Lesquendieu so ein glückliches Händchen, dass ihm die Komposition auf Anhieb perfekt gelang. Die Duftpyramide war bereits beim ersten Versuch seinen Vorstellungen entsprechend, sodass keine weiteren Anpassungen notwendig waren. Somit blieb es bei den Duftnoten Grapefruit, Bergamotte, Mandarine, Ingwer, Minze, Vetiver, Guajakholz, Tonkabohne und Zedernholz.

Um ein Parfüm mit den Mitteln der damaligen Zeit und dem von Joseph Lesquendieu angestrebten Präzisionsgrad zu kreieren, waren jahrelange Tests erforderlich. Bonne Fortune verdankt seinen Namen der Tatsache, dass es auf Anhieb perfekt ausbalanciert war. Man sagt, dass die Trägerin Glück hat.

Lesquendieu – Bonne Fortune

Mit einer Cologne-artigen Zitrusfrische startet Bonne Fortune in den Duftverlauf. Herb, zitrisch und wunderbar belebend wirkt die Kopfnote, in der ich insbesondere die Grapefruit und die Bergamotte erschnuppere. Ingwer unterstreicht diese Nuancen mit einer dezenten Schärfe, untermalt von den grünlich-kühlen Akzenten der Minze. Auch zeigen sich die heuartigen Noten der Tonkabohne deutlich, während holzig-rauchiges Guajakholz und cremig-erdiger Vetiver für Tiefe und Haltbarkeit sorgen. Sommerlich, frisch und spritzig ist Bonne Fortune ein leichter und leiser Duft, der zu jeder Gelegenheit getragen werden kann und – da er ja anscheinend Glück bringt – vermutlich auch sollte. 😉

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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