Vertigo 236, Bohemia 265 und Alter Ego 786 von Maison Noir – Der Duftreise erster Teil

Gestern durfte ich Euch Claudio Denz und David Weber von Maison Noir im Interview präsentieren, heute ist die Kollektion der Schweizer Nischenduftmarke an der Reihe. Fünf Eaux de Parfum sind bisher bei Aus Liebe zum Duft im Sortiment zu finden, die alle nach einem ganz besonderen und außergewöhnlichen Konzept entwickelt wurden: Vertigo 236, Bohemia 265, Alter Ego 786, Somnia 517 und Volantis 685 sind die klangvollen Namen der Kreationen. Heute möchte ich Euch die ersten drei Kompositionen vorstellen, morgen folgen die nächsten beiden.

Maison Noir  – Duftkonzept

Claudio Denz und David Weber haben uns ihr einzigartiges Duftkonzept gestern bereits nähergebracht, weshalb ich nun nur ganz kurz darauf eingehen möchte: Das imaginäre Stadthaus von Maison Noir – das sogenannte „Gateway to olfactive journeys“ –, das an ein Hotel erinnert, darin Türen in verschiedenen Farben, mit einer dreistelligen Zahl versehen, hinter der sich ein bestimmter Duft verbirgt. Jeder Kreation stellt Maison Noir auch noch eine eigene Persona zur Seite, die den Charakter des Eau de Parfum widerspiegeln soll.

Vertigo 236 – genau hier, genau jetzt!

Die erste Komposition ist Vertigo 236, den die Parfümeurin Alexandra Monet aus den Ingredienzien Zitrone, Minze, Safran, Muskatellersalbei, Ambroxan, Patchouli, Vetiver und Moschus erschuf. Die Kreation hat eine blaue Tür, das Bildmaterial zeigt eine rotfelsige Küstenlandschaft mit türkisblauem Wasser und die Zahlenfolge 236 lässt auf einen zitrischen, ozonigen und holzigen Duft schließen. Vertigo 236 ist laut Claudio Denz als „Macher“ eingestuft, eine Eigenschaft, die für mich nach einem draufgängerischen, dynamischen Duft klingt.

Höhe im Abgrund. Du weißt, dass dir jeder Tag unerwartete Möglichkeiten bietet. Jeder Tag gibt dir die Chance, dich kopfüber ins Leben zu stürzen, als gäbe es nur diese eine Gelegenheit.

Maison Noir – Vertigo 236

Erfrischend, zitrisch und minzig-grün startet Vertigo 236 in den Duftverlauf, alsbald begleitet von den aromatischen Kräuternoten von Muskatellersalbei. Energiegeladen, frisch und spritzig – und dabei doch zurückhaltend und transparent – ist das Eau de Parfum auf jeden Fall, von cremig-hellem Patchouli und der subtil erdigen Kühle von Vetiver untermalt, abgerundet von einer zarten Moschuspudrigkeit. Luftig, leicht und leise, wie eine sanfte Brise, die für neuen Schwung und neue Dynamik sorgt, ist Vertigo 236 ein perfekter und unglaublich angenehmer Duftbegleiter für jede Gelegenheit, ob im Büro, im Alltag oder beim Sport, beim ersten Date oder zum Ausgehen. Die Unisex-Komposition würde ich persönlich tendenziell eher an wärmeren Tagen tragen, prinzipiell aber auch jahreszeitlich ein Allrounder.

Bohemia 265 – Maison Noir

Bergamotte, Kardamom, Thymian, Oregano, Kaschmirholz, Zedernholz, Ambra, Vetiver, Tonkabohne und Gourmand-Noten sind die Zutaten unseres zweiten Dufts am heutigen Tage, der auf den Namen Bohemia 265 hört. Parfümeurin ist wieder Alexandra Monet, die bisher insgesamt viermal für die Marke Maison Noir tätig war und einen Duft erschuf, den das Nischenduftlabel als „den Unkonventionellen“ mit den Eigenschaften „zitrisch, holzig, ambriert“ einstuft.

Die Silhouette der Natur in der Luft. Geboren als unkonventioneller Geist fühlst du dich außerhalb gesellschaftlicher Normen am wohlsten. Du hebst dich von der Masse ab und weigerst dich, der „Herde“ zu folgen.

Maison Noir – Bohemia 265

Im Auftakt nehme ich eine zitrische Herbe wahr, gespickt mit aromatischer Kardamomwürze, zu der sich alsbald die recht dominanten und grünlich-scharfen Noten von Thymian gesellen, der sich in der Komposition ähnlich wohlfühlt und üppig ausbreitet wie in meinem Kräuterhochbeet. Auch Oregano erschnuppere ich, wirklich ungewöhnliche Nuancen, die die Kreation für mich aber natürlich umso spannender machen. Eine süßliche Wärme durchfließt Bohemia 265 im weiteren Verlauf, die cremig-pudrige und ambriert-holzige Facetten enthält. Auch dieses Eau de Parfum ist leise, transparent und ruhig, ein eigenwilliger Charakter, mit deutlicher Vorliebe für Thymian, den ich eher an kühleren Tagen sehe, der aber absolut büro- und alltagstauglich ist.

Alter Ego 786 – Freches Oudchen!

Auch Maison Noir hat natürlich einen Oud-Duft im Portfolio und dieser heißt Alter Ego 786. Parfümeurin Alexandra Monet vereinte für diese Kreation die Ingredienzien Himbeere, Safran, Zimt, Geranium, Sandelholz, Zedernholz, Adlerholz (Oud), Labdanum (Zistrose), Hölzer und Leder. Himbeere und Leder ist ja eine bewährte Kombination, nun also Himbeere und Adlerholz, wobei Letzteres ja auch gerne mal ledrige Aspekte offenbart. Klingt vielversprechend! Alter Ego 786 ist als „der Anführer“ definiert und soll „fruchtig, aromatisch, holzig“ sein.

Superkräftiges, freches Oud. Verbinde dich mit deiner anderen Seite und hol sie aus dem Schatten heraus. Die Seite an dir, die den Mut hat, neue Wege zu gehen, die sagt, was noch nie gesagt wurde, und die tut, was noch nie getan wurde.

Maison Noir – Alter Ego 786

Wild, rauchig und holzig startet Alter Ego 786 in den Duftverlauf. Sehr präsent, intensiv und üppig ist die Kreation, und doch wohnt auch ihr diese Maison-Noir-typische Transparenz und Luftigkeit inne. Safran und Zimt sorgen für dunkle, ledrig anmutende Gewürznuancen, die der Kreation Tiefe verleihen, umspielt von den likörigen Fruchtnuancen der Himbeere. Einen Hauch von Frische bringt rosig-kühles Geranium in die Komposition. Sandel und Zeder sorgen für samtig-holzige Wärme und Haltbarkeit, während die harzig-rauchigen Nuancen des Labdanums den Duft aufs Wunderschönste versüßen. Ein unglaublich gelungenes Zusammenspiel, das kraftvoll und ausdrucksstark, aber auch vertraut und behaglich wirkt und mich ein wenig an die besonderen Noten eines kräftigen Whiskys erinnert. Außerordentlich fein komponiert, komplex und in sich absolut stimmig, ist Alter Ego 786 eine Kreation, die nicht nur Freunden von Himbeere, Oud und ledrig-likörigen Düften gefallen dürfte. Ein absolutes Must-try und mein persönlicher Favorit bisher!

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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