I und E von Clive Christian – Die Private Collection – Adel verpflichtet

Weiter geht es im Reigen der neu bei Aus Liebe zum Duft angekommenen Düfte von Clive Christian mit I und E aus der Private Collection des englischen Edeldufthauses. Harmen hat Euch vorgestern ja bereits Crab Apple Blossom vorgestellt (nachzulesen hier), eine Komposition der Crown Collection, die sich der Holz- oder Wildapfelblüte widmet. Im heutigen Artikel dreht sich dagegen alles um die Private Collection, die sich unter anderem um das Leben Clive Christians dreht und uns an seinen Erlebnissen teilhaben lässt. An Erinnerungen, an Orte, die in seiner Vita eine besondere Bedeutung haben und hatten.

Neben I und E gibt es auch die Düfte C, L und V. Wer im Scrabble oder Denksportaufgaben gut ist, wird schnell erkennen, was diese einzelnen Buchstaben in der richtigen Reihenfolge ergeben: C-L-I-V-E. Wie ich mit einer Mischung aus Entsetzen und Verwunderung feststellte, wurden die im Shop verfügbaren Buchstabendüfte L und V bisher hier im Duft-Tagebuch nicht rezensiert. Ein Skandal allererster Güte! Mit den ersten beiden I und E werden wir heute beginnen und die restlichen drei werden in naher Zukunft folgen. Versprochen!

Private Collection von Instagram

Ein Blick zurück: Clive Christian

Vielen wird der Name Clive Christian geläufig sein, doch finden sich auch immer wieder Nischenduftneulinge und Duft-Tagebuch-Neuleser im Publikum, weshalb ich einen kleinen Blick auf die Vita des werten Herrn Luxusaustatters werfen möchte. Clive Christian wurde Anfang der 1950er in Dundee geboren, einem Küstenort im Osten Schottlands. Aufgewachsen ist er allerdings im Westen Englands in der Grafschaft Cheshire unweit von Liverpool und Manchester.

Seiner Tätigkeit als Innenarchitekt folgte Ende der 1970er die Gründung seiner eigenen Luxus-Möbelmanufaktur Clive Christian Furniture. Zwanzig Jahre später folgte dann Clive Christian Perfumes, indem er das von Queen Victoria so geliebte und geehrte Traditionsdufthaus The Crown Perfumery aufkaufte und wiederbelebte. Im Jahre 2012 wurde Christian für seine Verdienste im Bereich der Luxusgüter zum Officer of the Order of the British Empire (OBE) ernannt – der vierten Stufe des britischen Ritterordens.

I – Private Collection

Unsere beiden heutigen Kreationen I und E spiegeln Clive Christians Leben und auch die Geschichte des Dufthauses wunderschön wider. So widmet sich I Christians Tätigkeit als Kopf einer Manufaktur für luxuriöse Einrichtungsgegenstände und kostbare Inneneinrichtungen per se.

Erwähnenswert wäre noch, dass jeder Buchstabe durch ein Duftpaar vertreten wird – eine feminine und eine maskuline Version. Die Flakons von beiden respektive von allen sehen nahezu identisch aus. Erst nach längerem und näherem Hinsehen fiel mir jedoch auf, dass das Geflecht um die Buchstaben herum bei der maskulinen Variante ausschließlich aus glatten Linien besteht. Da Geflecht der femininen Version erinnert dagegen an Pflanzentriebe, ist verschnörkelter und verspielter. Schnell wird also klar, dass unser heute rezensiertes I für die Damenwelt geschaffen wurde.

Clive Christian – Private Collection – I

Ganz im Sinne der sonstigen Kreationen von Clive Christian wurde bei I zwar namentlich an Buchstaben, inhaltlich aber nicht an Ingredienzien gespart. Bergamotte, Grapefruit, Mandarine, Rosa Pfeffer, Schwarzer Pfeffer, Kardamom, Jasmin, Maiglöckchen, Iris, Rose, Rote Beeren, Zedernholz, Ambra, Moschus, Patchouli, Vanille, Adlerholz (Oud) und Vetiver sind in dieser Duftkomposition der Schlüssel zu Erfolg.

Von Vintage-Rosen und duftenden Hölzern

Bereits im Auftakt verzaubert I mit wunderschönen zitrisch-frischen und beerig-fruchtigen Noten, die von einem weich-cremigen Bouquet von Iris, Jasmin und Maiglöckchen unterlegt sind. Dabei behält die Kreation stets die Contenance. Sie wird nie zu laut, zu üppig, zu prunkvoll, was angesichts der floralen Ingredienzien durchaus hätte zutreffen können. Nein, I überzeugt durch aristokratische Noblesse und Distinguiertheit, wie man sie in der feinen und auf Etikette bedachten Welt der britischen High Society erwartet.

Sanft schiebt sich die Rose mit ins Blütenbouquet. Zartrosa und überaus zerbrechlich und fragil. Nach wie vor schmücken beerige Akzente den hellen Strauß an Blüten, der so weich, so behaglich und so romantisch ist. Warme und wohlige Hölzer und die samtigen Noten der Ambra führen die Kreation ganz allmählich in die Basis. Moschus und Vanille sorgen für liebliche und pudrige Kuschelmomente, während Adlerholz und Vetiver für Tiefe und Haltbarkeit sorgen.

Clive Christian – Private Collection – I

Elegant und vornehm zeigt sich I in der femininen Variante. Ein wunderschöner cremig-sanfter Blütenduft mit deutlichen Fruchtakzenten und einem holzig-warmen Ausklang. Trotz aller Raffinesse und Kultiviertheit wohnt der Kreation von Clive Christian doch auch eine unbeschwerte Leichtigkeit, ja fast Mädchenhaftigkeit und jugendliche Frische inne, aufgrund deren ich mir die Duftkomposition auch hervorragend für eine Braut vorstellen kann.

E – Clive Christian im Buckingham Palace

Ja, Ihr lest richtig. Unser zweiter Duft heute dreht sich um den Londoner Königspalast namens Buckingham Palace respektive dessen prächtiger Inneneinrichtung und Räumlichkeiten. Hier wurde Clive Christian zum OBE ernannt und huldigt der besonderen Stätte nun mit einem eigenen Duft. Wer sich den Flakon samt Namensemblem genau ansieht, wird schnell erkennen, dass wir es bei E mit der maskulinen Version des Vokals zu tun haben.

Inspiriert von den opulenten Innenräumen des Buckingham Palastes, wo Clive Christian seinen Orden für die Verdienste um das britische Luxusdesign erhielt. Dieses Parfüm verkörpert perfekt die Aura der Exzellenz, die diesen glanzvollen Anlass erfüllte.

Das reichhaltige und prächtige Parfüm, das auf einer harzigen Ambrabasis aufbaut, drückt nicht nur das erhabene dekorative Detail des Palastes aus, sondern auch das übergeordnete Gefühl des Stolzes und der Freude, eine solch bemerkenswerte Ehre zu erfahren.

Clive Christian – Private Collection – E

Wie auch unser erster Kandidat I stammt E übrigens aus dem Jahre 2017. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Opulenz der Duftnoten, bei denen Clive Christian ja gerne mal aus dem Vollen schöpft. Rum, Osmanthus, Labdanum (Zistrose), Nelke, Zimt, Wacholder, Wein, Eichenmoos, Vanille, Karamell, Hölzer, Eiche, Rauchige Noten, Myrrhe, Ambra und Patchouli sorgen in E für den royalen Touch.

Mit dem Orient-Express ins britische Königshaus

Die Gewürznelke wird auf dem Flakon ganz explizit angesprochen, doch im Realtest erschnuppere ich zuerst Rum, dunkle und süffige Hölzer, die mich an Eichenfässer erinnern, sowie eine herbe und dezent bittere Rauchnote. Findet hier etwa ein Gelage statt im königlichen Palast? Sieht fast so aus! Die Stimmung ist ausgelassen und so verwundert es nicht, dass E mit einer stattlichen Präsenz und durchaus üppig auftritt. Vornehme Zurückhaltung sieht für mich anders aus, doch soll das die Pracht und Schönheit von E nicht schmälern.

Langsam schieben sich würzige Nuancen ins Duftgeschehen. Gewürznelke, Zimt und Wacholder betreten die Bühne und schwingen sofort das Tanzbein. Im weiteren Verlauf bleibt die Intensität erhalten, doch wird die Kreation allmählich süßlicher und wärmer. Karamell, Myrrhe und Ambra vereinen sich mit der nach wie vor deutlich wahrnehmbaren würzigen Rumnote zu einem orientalisch anmutenden Gewürzduft.

Clive Christian – Private Collection – E

Die Duftkomposition E von Clive Christian ist ein imposanter Mix aus üppigen Gewürzen, warmen Hölzern und Harzen sowie einer gehörigen Portion Rum. Aufgrund seiner Präsenz und außerordentlichen Haltbarkeit sicherlich kein Duft für den Alltag oder das Büro, sondern eine Kreation für besondere Anlässe und den Abend. Eine markante und durchaus maskuline Kreation, die orientalische Genüsse mit britischer Eleganz vereint. 🙂

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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