Halfeti Leather und Babylon von Penhaligon’s – Auf alten Handelsrouten

Penhaligon’s ist zurück im Duft-Tagebuch! Allerdings nicht mit neuen Portrait-Düften, sondern mit Halfeti Leather und Babylon, mit denen wir uns den alten Handelsrouten des britischen Empires widmen. Nicht umsonst gehören die beiden Duftkompositionen zu der Kollektion Trade Routes, was übersetzt nichts anderes als „Handelsrouten“ bedeutet.

An Möglichkeiten zum Handeln mangelte es dem Empire bei Weitem nicht. Im 19. Jahrhundert breitete sich das Vereinigte Königreich mehr und mehr aus. Auch, weil ihm nach dem Triumph über Frankreich im Jahre 1814 kein anderes Land mehr wirklich zur Bedrohung werden konnte. Abgesehen vom russischen Zarenreich vielleicht. Das Wachstum des britischen Weltreiches ließ den Handel florieren und wodurch sich schließlich auch die Souveränität des Empires zusätzlich etablierte. Und so war der Londoner Hafen das Ziel all jener Schiffe, die kostbare Schätze wie Gewürze, Leder, Holz sowie anderer Handelswaren aus den Kolonien in den englischen Heimathafen beförderten.

Penhaligon’s – Halfeti Leather
Halfeti Leather von Facebook

Die Trade-Routes-Kollektion widmet sich eben jenen Gütern, die zu der damaligen Zeit im Londoner Hafen ankamen und die so begehrt und besonders waren. Unsere beiden heutigen Rezensionskandidaten sind Halfeti Leather und Babylon. Worauf sich Letzterer bezieht, dürfte relativ klar sein. Halfeti Leather dagegen gehört zu der mittlerweile zum Trio angewachsenen Halfeti-Serie innerhalb der Trade-Routes-Kollektion. Ein Unterzweig sozusagen, der sich den Handelwaren aus dem gleichnamigen Örtchen im türkischen Südosten widmen soll. Das Dorf Halfeti liegt direkt am Fluss Euphrat und ist – einem modernen Mythos nach – der einzige Ort, an dem schwarze Rosen ganz natürlich wachsen und gedeihen.

Halfeti Leather – Die Ufer des Euphrats

So ist es wenig verwunderlich, dass sich in Penhaligon’s Halfeti Leather als Ingredienz die Rose findet, die mit Bergamotte, Kardamom, Zitrische Noten, Zedernholz, Safran, Leder, Adlerholz (Oud) und Ambra kombiniert wird. Der Name lässt vermuten und erwarten, dass wir es bei Halfeti Leather mit einer Lederrose zu tun haben.

Das bereits erwähnte Halfeti-Trio mit den Düften Halfeti, Halfeti Cedar und Halfeti Leather dreht sich stets um die majestätische Blüte, die mal pur genossen, mal mit Zedernholz oder Leder assoziiert wurde. Der Parfümeur Christian Provenzano erschuf die Kreation, auf dessen Duftkonto auch Halfeti, Quercus und Empressa sowie weitere Düfte aus dem Hause Penhaligon’s gehen. Selbstredend war er auch für zahlreiche andere Duftmarken tätig. Im Nischenduftbereich etwa für Clive Christian.

Penhaligon’s – Halfeti Leather
Halfeti Leather von Facebook

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging es lebhaft zu auf den Londoner Docks. Alles, was exotisch, selten und kostbar war, wurde hier gehandelt.
Die seltensten Schätze aus den entlegensten Winkeln der Welt stapelten sich im Überfluss auf den Kais und täglich traf noch mehr davon ein. Die Speicher waren voll von Federn, Gewürzen, Seide, seltenen Hölzern, Tee, Tierfellen, feinstem Porzellan, kostbaren Metallen und Edelsteinen. London war wie im Rausch. London war das Lagerhaus der Welt.

Orient trifft Okzident

Mit einer feinen zitrischen Frische startet Halfeti Leather in den Duftverlauf. Die spritzig-herben Hesperiden werden von Beginn an von dunklen und gewürzigen Nuancen untermalt. Knarziges Leder und eine rauchig-harzige Melange aus Oud und Safran verleihen dem Duft eine mystisch anmutende Stimmung. Doch langsam besänftigt sich das dunkle Leder, wird weicher und ruhiger. Die Rose stiftet mit ihren floralen Nuancen im Folgenden einen Hauch von Frieden.

Die dunkle Blüte fügt sich cremig-fein in den Duft ein, schmiegt sich an das Leder und ist ihm eine olfaktorische Stütze. Doch im Mittelpunkt der nach wie vor recht herb anmutenden Kreation steht – imposant und mit einer gewaltigen Portion Selbstbewusstsein versehen – das Leder. Akzentuiert von Gewürzen und Adlerholz offenbart es Kraft und Präsenz. Schließlich sorgen die balsamischen Nuancen von Ambra und süßlichem Zedernholz für wohlige Wärme, mit der Halfeti Leather langsam und überaus gemächlich ausklingt.

Penhaligon’s – Halfeti Leather

Keine Lederrose im klassischen Sinne, eher ein gewürzig-dunkler Lederduft, der die Noten von Oud, von Rose, Ambra und Zedernholz in sich trägt. Ein komplexer und dicht verwobender Duftteppich mit einer unglaublichen Haltbarkeit. Sicherlich keine Kreation für jeden Tag und jede Gelegenheit, sondern ein markanter Begleiter für besondere Anlässe. In meinen Augen fühlt sich Halfeti Leather von Penhaligon’s eher in der kühleren Jahreszeit wohl, dafür ist er Unisex und eignet sich somit für alle, die mit einem Eau de Parfum gerne ein olfaktorisches Statement setzen möchten.

Babylon – Glanz und Gloria

Babylon besitzt ja bekanntlich einen recht lasterhaften Ruf– euphemistisch gesagt. Als Sündenpfuhl und Mutter alles Bösen wird die antike Stadt bezeichnet, ja, gar als Hure Babylon. All diese Einschätzungen haben einen religiösen Hintergrund und gründen in der Tora sowie der Bibel, die beide kein gutes Wort für jene Stadt übrig haben, die im heutigen Irak am Euphrat zu finden war. Unser duftendes Babylon aus dem Hause Penhaligon’s trägt also einen Namen, der gewisse Erwartungen weckt. Ich denke an Protz, Prunk und Völlerei. Doch war Babylon so viel mehr, als uns ihr schlechter Ruf weismachen möchte. Der Geschichtsschreiber Herodot schwärmte von Babylon als einzigartig in Größe und Pracht. Die Hängenden Gärten der Semiramis zählten darüber hinaus zu den sieben Weltwundern der Antike.

Welche irdische Magie steckt hinter den Geschichten von Babylon? Welche Geheimnisse Mesopotamiens liegen unausgesprochen vor? Eine antike Lasterhöhle oder das majestätische Wunder der antiken Welt? Egal, der Duft Babylons ist einfach göttlich. Manche Rätsel bleiben am besten ungelöst.

Penhaligon’s – Babylon
Babylon von Facebook

Das duftende Äquivalent zur antiken und sagenumwobenen Metropole im Herzen des Zweistromlandes vereint die Ingredienzien Safran, Muskatnuss, Koriander, Nagarmotha, Sandelholz, Atlas-Zedernholz sowie Vanille.

Babylon – mit Schönheit gesegnet

Babylon von Penhaligon’s orientiert sich offensichtlich an jenem Bild, das Herodot von Babylon hatte und niederschrieb, und nicht an dem schlechten Image, das der Stadt später angedichtet wurde. Wunderschön sind die süßlichen und an köstliche Trockenfrüchten erinnernden Vanillenuancen im Auftakt der Duftkomposition. Leicht likörig und ledrig anmutend sind die Noten von Safran, die an feinstes Oud erinnern. Warm, behaglich und von einer wunderschönen Anmut und Eleganz getragen, gleitet Babylon ganz geschmeidig durch den Duftverlauf.

Koriander und Muskatnuss evozieren sanfte und aromatische Gewürznoten, während Nagarmotha mit seinen wurzeligen Akzenten für Tiefe und eine dezente Rauchigkeit sorgen. Zusätzliche Wärme bringt samtiges Sandelholz mit ins Spiel, welches mit lieblichem-balsamischem Zedernholz dem Ausklang des Eau de Parfum schließlich Haltbarkeit verleiht.

Penhaligon’s – Babylon

Freunde von warmen, von süßlich-würzigen Orientalen mit mittlerer bis kräftiger Präsenz sollten sich Babylon auf ihre Unbedingt-testen-Liste setzen. Mit seinen von Beginn an behaglichen und von einer gewissen Süße getragenen Nuancen bildet unser zweiter Kandidat heute einen schönen Gegenpart zu Halfeti Leather. Dieser war eher auf der herben Seite angesiedelt und gewann erst im Ausklang an Wärme. Babylon von Penhaligon’s ist ein samtiger und würzig-orientalischer Duft, dessen Ingredienzien sich umgarnen, umschmeicheln und der eine unnachahmliche Sanftmut ausstrahlt. Kein Haudrauf, was man vermuten könnte, sondern eine Kreation, die zwar präsent ist, doch niemals aufdringlich. Für mich ein idealer Duft für Herbst und Winter, der sicherlich viele Freunde finden wird.

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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