Neverending von THoO und Archimede von Onyrico

Neverending von THoO und Archimede von Onyrico sind unsere beiden heutigen Duftkandidaten, die auf den ersten Blick wenig miteinander gemein haben dürften. Allerdings gibt es doch eine Gemeinsamkeit. Und zwar ist es so, dass THoO – respektive The House of Oud – aus einer Zusammenarbeit der Parfümeure Andrea Casotti, Cristian Calabrò sowie Maurizio Cerizza entstand.

Eben jener in THoO involvierte – und sicherlich den meisten von Euch bekannte – Maurizio Cerizza gehört auch zu den Stamm-Parfümeuren des italienischen Nischenduftlabels Onyrico und erschuf unseren zweiten heutigen Kandidaten Archimede. Womit sich der Kreis zwischen diesen beiden Marken und Kreationen schließt. 🙂

THoO – Neverending
Neverending von Facebook

Sowohl THoO als auch Onyrico waren hier im Duft-Tagebuch bereits mehrere Male zu Gast. Wer ein bisschen in unserem Archiv schmökern möchte, kann dies hier zum Thema THoO und hier zum Thema Onyrico gerne tun.

Neverending – THoO

Ich hoffe nicht, dass Neverending zu einer nicht enden wollenden Geschichte ausartet. Oder vielleicht sollte ich es doch hoffen? Das dürfte auf den Duft ankommen und wie gut er mir gefällt. 😉 Es ist jedenfalls eine Kreation, die sich Gefühlen widmet, die so explosiv, so mitreißend, so gegensätzlich und so unterhaltend sein können. Stimmungen, die uns tagtäglich in unserem Leben begleiten, die auf den ersten Blick Unmögliches möglich machen können oder auch umgekehrt.

Die Düfte von The House of Oud überzeugen stets durch eine expressive Kraft und eine außerordentliche Ausdrucksstärke, die sich sowohl olfaktorisch wie auch visuell zeigt. Die Marke mit dem Hang zur Graffitikunst besticht optisch durch besonders farbenfrohe Flakons, die stets ein marmoriertes Muster aufweisen. Auch bei Neverending bleibt THoO dieser Linie treu.

THoO – Neverending
Neverending von Facebook

Der Parfümeur Douglas Morel kreierte Neverending für THoO mit den Ingredienzien Grapefruit, Muskatnuss, Gewürze, Schwarzer Pfeffer, Kumin, Tuberose, Jasmin, Wildleder, Vanille, Nagarmotha, Guajakholz, Ambra, Moschus sowie Virginia-Zedernholz.

Olfaktorische Ekstase

Der Flakon von Neverending erzeugt bei mir schon beim bloßen Betrachten gute Laune. Inwiefern sich die pastellige Farbgebung olfaktorisch wohl widerspiegelt? Neverending spielt die Pastellkarte im Auftakt bereits perfekt aus. Herb-erfrischende Grapefruit trifft auf gewürzig-gourmandige Nuancen, während im Folgenden cremiger Jasmin und feinstes Wildleder wunderbar miteinander harmonieren.

Grünlich-florale Anklänge spendet die Tuberose, die von vanillig-süßer und balsamisch-warmer Ambra sowie dezent rauchigen Holznoten untermalt wird. Sehr komplex und dicht verwoben wirkt die Kreation von THoO und bildet so einen wunderschönen und wohligen Duft, der umhüllt, der wärmt und die Seele streichelt.

THoO – Neverending

Tatsächlich wünschte ich mir fast, Neverending von THoO würde niemals ausklingen. Gourmandig und würzig, mit feinen Weißblühernuancen und samtig-weichem Wildleder unterlegt und schließlich auf einer warmen, ambrierten Basis gebettet. Eine Duftkomposition, die hervorragend in die kommende, kühlere Jahreszeit passt. Für mich durchaus auch als Unisex geeignet, wobei ich ihn mir persönlich besser an Damen vorstellen kann.

Archimede – Onyrico

Archimede ist die zehnte Kreation des Dufthauses Onyrico und die Achte, die hier im Duft-Tagebuch besprochen wird. Bislang waren fast alle Duftkompositionen der italienischen Marke einer bestimmten Person gewidmet, die in der Kunst und Kultur Italiens eine besondere Rolle einnimmt. Leonardo da Vinci, Giacomo Puccini, Michelangelo oder Marco Polo, um nur einige wenige zu nennen. Auch Archimede ist eine Hommage an eine berühmte Person. Archimedes von Syrakus steht im Mittelpunkt des beinahe gleichnamigen Dufts, ebenso wie sein Wirkungsort, die Insel Sizilien.

Archimedes von Syrakus lebte im 3. Jahrhundert vor Christus und war ein griechischer Gelehrter. Dessen mathematische, physikalische und technische Werke und Formulierungen werden bis in die heutige Zeit angewandt. So gründen die Hebelgesetze auf seinen Forschungen und auch die Berechnung von Flächen basiert auf seinen Erkenntnissen. Wer von Euch Kinder hat, die gerne auf Wasserspielplätze gehen, könnte die Archimedische Schraube kennen. Mithilfe einer manuell Kurbel-betriebenen Schraube kann mit ihr Wasser von einer niedrigeren Ebene auf eine höher gelegene transportiert werden. Ein Genie wie es im Buche steht ist also die Inspirationsquelle des neusten Sprosses aus dem Hause Onyrico.

Onyrico – Archimede
Archimede von Facebook

Den Parfümeur für diesen Duft zu Ehren des Mathematikers Archimedes habe ich Euch bereits verraten: Maurizio Cerizza. Die Duftnoten Pistazie, Weihrauch, Zitrone, Rosa Pfeffer, Angelika (Engelwurz), Elemiharz, Piment, Davana, Jasmin, Oleander, Zedernholz, Vetiver, Tonkabohne sowie Vanille sind die olfaktorischen Zutaten von Archimede.

Das duftende Genie

Harzig-rauchig, krautig und mit einer gewissen grünlichen Bitternote versehen startet Archimede in den Duftverlauf. Eine spritzige Zitrusfrische untermalt die Kreation von Onyrico, gepaart mit der würzigen Schärfe von Pfeffer und Piment. Auch im Folgenden dominieren die grünlich-waldigen und wurzelig anmutenden krautigen Noten von Elemiharz, Angelika und Weihrauch und erzeugen so einen eleganten und eher ernsten Duft. Fast schon meditativ und nachdenklich wirkt die bis zu diesem Zeitpunkt kühle und eher frische Kreation.

Doch nach und nach wandelt sich das Blatt. Cremig-floraler Jasmin und lieblich-würzige Vanille gesellen sich hinzu und sorgen für sanftere Nuancen. Zedernholz und Vetiver intensivieren diese Akzente mit weiteren cremigen und balsamisch-süßlichen Holznoten und runden die krautige Dominanz des Anbeginns schließlich harmonisch ab.

Onyrico – Archimede

Archimede von Onyrico ist ein krautig-würziger Duft mit einem intensiven Auftakt, der sich nach und nach beruhigt, wärmer und holziger wird. Mit seinen markanten Nuancen setzt die Kreation – insbesondere im Auftakt – ein Statement und ist damit nicht unbedingt gefällig, womit sich der Duft in der Nische unglaublich wohlfühlt. Interessant finde ich den Temperaturwechsel der Kreation von kühlem Auftakt hin zu einem wärmeren Ausklang. Ebenso gefällt mir auch wie sich die warm-floralen und süßlichen Holznoten nach und nach in Archimede ausbreiten, fast so als würden sie in den Duft hineinfließen und mit ihm verschmelzen. 🙂

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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