Lightfalls von Atelier Oblique – Tanz der Lichter

Letzte Woche durfte ich Mario Lombardo von Atelier Oblique interviewen (nachzulesen hier und hier). Heute widmen wir uns noch einmal dem Berliner Duftlabel des sympathischen Designers und Kommunikationsgestalters. Lightfalls, die neuste Kreation von Atelier Oblique, steht auf meinem olfaktorischen Verkostungsplan. Eine Duftkomposition, die sich dem Licht verschrieben hat, in all seinen Farben, Formen und Facetten.

Atelier Oblique – Lightfalls

Lightfalls – dem Licht gewidmet

Mario Lombardo erzählte uns im Interview letzte Woche bereits, was ihn zu seiner Kreation Lightfalls inspirierte. Das Funkeln des Lichts, wenn die Sonne zum Fenster hereinscheint oder sich seinen Weg durch Blattwerk bahnt. Mal in kleinen Lichtflecken hin und her tanzend, mal großflächige Schattenspiele auf den Boden werfend. Die besondere Stimmung, wenn man nach dem Schlafen morgens die Augen öffnet, die sich erst an die Helligkeit gewöhnen müssen. Das Wohlbehagen, wenn man durch warme Sonnenstrahlen geweckt wird, die bereits beim Aufwachen für gute Laune sorgen.

Licht hat für Lombardo eine ganz besondere Bedeutung. Vielleicht ist es auch seinem Beruf als Designer geschuldet, visuelle Reize wie Hell und Dunkel, Bunt und Monochrom, Licht und Schatten intensiver wahrzunehmen und diese für seine kreative Arbeit in sich aufzusaugen. In Lightfalls setzte er eben jene große Liebe zu Licht und dessen einzigartigem Funkeln olfaktorisch um.

Während ich einen Duft zum Thema Licht ganz automatisch mit hellen Blüten, spritzigen Zitrusfrüchten und einer hell-holzigen Basis assoziiere, nimmt der Parfümeur Serge de Oliveira für Atelier Oblique eine komplett andere olfaktorische Route. Er vereint für Lightfalls die Ingredienzien Szechuanpfeffer, Grapefruit, Rosa Pfeffer, Safran, Vetiver, Sandelholz, Hölzer, Ambra und Labdanum (Zistrose).

Und geht damit vielleicht eben jenen Facetten des Lichts auf den Grund, die eben nicht nur Hell und Dunkel beinhalten. Licht, das auf geschliffenes Glas trifft und einen funkelnden, irisierenden Schimmer auf den Boden oder Gegenstände wirft. Das besondere Licht am Morgen, wenn die Frische der Nacht noch in der Luft liegt. Das gleißende Licht der Mittagsstunden, wenn man die Augen zusammenkneifen muss ob der berauschenden Helligkeit, die allen Dingen Klarheit, Kontur und Struktur gibt. Das warme Licht am Abend, wenn die Sonne langsam in changierenden Rottönen untergeht, alles weichzeichnet und dadurch Kontraste weniger harsch erscheinen lässt. Natürlichem Licht kann so vieles innewohnen. Wärme, Frische, Wonne, Behaglichkeit, Freude und Kreativität.

Der Zauber des Lichts

Eine sanfte Pfefferschärfe eröffnet Lightfalls zu der sich alsbald die erdig-rauchigen Wurzelnuancen des Vetivers gesellen. Die Grapefruit akzentuiert durch eine feine Hesperidennote in sanftem Rosa, die der von Anfang an überaus entspannt anmutenden Kreation Leichtigkeit und Transparenz verleiht. Feines und samtiges Leder durchzieht Lightfalls im weiteren Verlauf, während Safran dieses mit zarten Gewürznuancen untermalt. Nach und nach durchflutet eine harzige Holzigkeit die Duftkomposition wie Sonnenstrahlen, die einen Raum erhellen. Sie bringen Wärme in die Kreation, die nach wie vor eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt.

Leise und subtil, wie auf samtigen Katzenpfötchen, schleicht sich Lightfalls durch den Duftverlauf. Beruhigend schnurrend und eine unglaubliche Besonnenheit ausstrahlend, eine wunderschöne und friedliche Stimmung evozierend, räkelt sich die Kreation in einem hellen und warmen Lichtfleck, den die durch das Fenster scheinende Sonne auf den Boden zeichnet. Hier kommt sie zur Ruhe, erwärmt von den balsamisch-holzigen Nuancen der Ambra, die sich mit trockenen Hölzern und der dezenten Rauchigkeit der Zistrose vereint.

Atelier Oblique – Lightfalls

Lightfalls von Atelier Oblique ist eine Hommage, nicht nur an das Licht als solches, sondern auch an Ruhe, Gelassenheit und Kontemplation. Die Kreation als durch und durch lichtdurchflutet zu bezeichnen, wäre m. E. nicht die richtige Herangehensweise. Denn Lightfalls offenbart deutlich mehr dunkle Noten als jene, die gemeinhin zu den hellen gezählt werden. Und doch kann ich das Spiel von Licht und Schatten, von Wärme und Kühle durchaus nachvollziehen.

Eine friedliche und meditative Stimmung evozierend, widmet sich Lightfalls nicht nur dem Licht, mit dem die Sonne tagtäglich das Dunkel der Nacht vertreibt, sondern auch eben jenem Licht in uns, das uns erhellt, uns erdet und uns friedlicher und ausgeglichener werden lässt. Daher ist Lightfalls für mich auch ein Duft der inneren Einkehr, der Entschleunigung und der Rückbesinnung auf sich selbst, auf die eigenen Bedürfnisse und Wünsche, alles Dinge, die in unserem hektischen Alltag oftmals viel zu kurz kommen. Wunderschön!

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu der heute vorgestellten Duftkomposition:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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