Rouge von Comme des Garçons und LiTA von Bogue Profumo – Kunst meets Parfum

Bei unseren heutigen Kreationen Rouge von Comme des Garçons und LiTA von bogue Profumo gehen Kunst und Parfums Hand in Hand. Dass Comme des Garçons einen künstlerischen Background hat, dürfte den meisten bekannt sein. Gründerin Rei Kawakubo pflegt mit ihren Kreationen in Sachen Mode, Accessoires und auch Düften den avantgardistischen Anarchostyle, für den wir sie lieben und schätzen. Die Duftkomposition Rouge dreht sich selbst um das Zusammentreffen von „religiösem Eifer und irdischer Wirklichkeit“, was Comme des Garçons bereits visuell kunstvoll in tiefroter Färbung umgesetzt hat. Wie der Duft olfaktorisch ausfällt, werden wir in dieser Rezension noch erfahren.

Comme des Garçons – Rouge

bogue Profumo wendet sich dagegen einer anderen Kunstrichtung zu: der Musik. Seine Kreation LiTA entstammt der Zusammenarbeit mit dem Künstlerduo Luke Pritchard und dessen Gattin Ellie Rose. Er bislang Sänger der britischen Indieband The Kooks, sie Singer-Songwriterin. Dieses Musikerehepaar hat sich nun auch beruflich zusammengetan und die Band Duo gegründet. Zum ersten gemeinsamen Album sollte es auch ein passendes Parfum geben, „der das Zusammenwirken von Duft und Klang darstellen soll“: LiTA von bogue Profumo.

Doch Ladies first! Zuerst möchten wir uns Frau Kawakubos jüngster Kreation Rouge zuwenden, mit der sie das ohnehin schon umfangreiche Portfolio von Comme des Garçons um eine weitere Farbe erweitert.

Rouge – Comme des Garçons

Comme des Garçons beschert uns mit Rouge also einen Duft, der sich um Himmel und Erde dreht. Das gleichnamige gutbürgerliche Gericht ist damit selbstverständlich nicht gemeint, sondern das Göttliche, Religiöse auf der einen Seite, das Irdische und Weltliche auf der anderen.

Comme des Garçons – Rouge

Rouge ist ein Aufeinandertreffen von religiösem Eifer und irdischer Wirklichkeit. Dem Transzendenten und Weltlichen. Verführerischer Weihrauch verwoben mit pflanzlichen Wurzeln. Glühende Hölzer, kühn entflammt. Harzige Tiefe erleuchtet vom Glanz der Rote Bete. Ein zeremonielles Aufeinanderprallen der Kontraste. Eine radikale Offenbarung glühender Harmonien.

Rosa Pfeffer, Ingwer, Erde, Geranium, Weihrauch, Patchouli und Labdanum (Zistrose) sind die Zutaten dieser himmlisch-irdischen Duftkomposition, deren surrealistisch anmutendes Foto- und Videomaterial von dem jungen und wilden Fotografen und Regisseur Jordan Hemingway stammt.

Eine transzendente Erfahrung durch die Linse von Jordan Hemingway. Rouge ist eine Tür zu einer traumartigen Dimension des blutroten Surrealismus. Gefärbt mit der Faszination des Künstlers für das Unheimliche, präsentiert Rouge das Bild einer neuen Welt. Eingefasst in Leidenschaft, in Feuer und Blut, bietet sich hier ein fantastischer Ausweg aus dem Alltag. Ein Fenster in das Reich grenzenloser Ekstase.

Leuchtend, geerdet, heilig glühend

Rosa Pfeffer steigt mir nach dem Aufsprühen von Rouge aus dem Hause Comme des Garçons zuerst in die Nase, würzig und scharf. Doch bald schon zeigt sich intensiv und opulent die minzige Rosennote des Geraniums, die dem Duft eine überraschende fruchtig-florale Süße verleiht.

Eine mir wohlbekannte erdige Note schleicht sich hinzu: die blutroten Nuancen der Roten Bete. Eine weitere Überraschung, die ich so nicht erwartet hätte. Ich bin begeistert! Dass sich das dunkelrote und die Gemüter spaltende Wurzelgemüse so gut in Duftkompositionen macht, hätte ich nicht gedacht.

Weihrauch und Patchouli sorgen in Rouge zusätzlich für feine rauchig-holzige Akzente. Sie erden den Duft von Comme des Garçons und verleihen ihm gleichzeitig auch eine gewisse Spannung. Labdanum sorgt im Ausklang für eine dezent-ledrige Wärme, die sich hervorragend in die Duftkomposition einfügt.

Comme des Garçons – Rouge

Rouge ist für mich – ich weiß, ich wiederhole mich – eine echte Überraschung. Und zwar im positiven Sinne. Comme des Garçons hat hier einen überaus harmonischen und in sich stimmigen Duft geschaffen, der eher mit ausgefallenen Ingredienzien auffällt als mit einem überaus extravaganten Duftverlauf. Eine sehr gelungene Kreation, die die Farbe Rot perfekt olfaktorisch umsetzt. Auch wenn mir persönlich der Bezug zum religiösen Eifer fehlt – das Irdische sehe ich in den erdigen Noten der Roten Bete –, passt die farbliche Prägung von Duftnamen, -flakon und Bildmaterial hervorragend. Mein Fazit: Daumen hoch!

LiTA – bogue Profumo

Das Extrait de Parfum LiTA von bogue Profumo beschert uns nun also einen von Musik inspirierten Duft. Er entstand – wie bereits erwähnt – in Zusammenarbeit von Antonio Gardoni mit dem Musikerehepaar Ellie Rose und Luke Pritchard und begleitet den Release des ersten gemeinsamen Albums der beiden. Während Album und Band beide auf den Namen Duo hören, ist der Duftname LiTA anscheinend die Abkürzung des Songs „Love in the Afternoon“. Dieser findet sich – verständlicherweise – auch auf dem neuen Album des Duos. Antonio Gardoni selbst sagt über die neue Kreation aus dem Hause bogue Profumo Folgendes:

Antonio sagt: „Musik und Parfüm haben viele Gemeinsamkeiten wie ihre Noten und Struktur, sie sorgen beide dafür, Stimmungen hervorzurufen und Atmosphäre zu schaffen. Mit der Musik von Duo als Inspiration wollte ich etwas kreieren, das diesen dunklen, rauchigen, lustvollen Sound widerspiegelt. Dies ist ein Parfüm über die Liebe. Eine Geschichte über unsere inneren Dämonen, die sich in einer neuen Welt treffen, die sie selbst geschaffen haben.“

bogue Profumo – LiTA

LiTA von bogue Profumo vereint die Ingredienzien Bergamotte, Grapefruit, Ylang-Ylang, Sandelholz, Koriandersamen, Gardenie, Tabak, Patchouli, Champaka, Jasmin, Zypresse, Benzoeharz, Vetiver, Vanille, Tonkabohne, Myrrhe und Weihrauch.

Follow me into the dark

Bergamotte und Grapefruit eröffnen LiTA, allerdings ist die zitrische Herbe von Anfang an ungewöhnlich dunkel gefärbt. Sandelholz und Koriandersamen sind deutlich wahrnehmbar. Dem Duft aus dem Hause bogue Profumo wohnt vom ersten Schnuppern an eine würzige Wärme inne, die durch mehr aromatische als honigsüße Tabaknoten untermalt wird. Bald schon werden die Hesperiden in die Duftrente entlassen, das Trio Sandelholz, Koriandersamen und Tabak hat andere Pläne.

Patchouli scheint ein passenderer Gefährte zu sein in diesem Teil des Duftverlaufs. Auch die Nadelbaumnoten der Zypresse, die balsamische Würze der Myrrhe und die harzigen Rauchnuancen des Weihrauchs gesellen sich hinzu. Der Duft behält seinen düsteren Charakter bei, der zwischen holzig, rauchig und würzig hin- und herwechselt. Die betörenden Blüten, die sich in den Duftnoten von LiTA finden sollen, verleihen dem dunklen Charme der Kreation von bogue Profumo eine unterschwellige florale Basis, die im Duftgemenge der harzig-rauchigen Holznoten aber nur untermalend wirkt. Im Ausklang sorgen die tiefgründigen Noten kohlrabenschwarzer Vanille und balsamisches Benzoeharz für eine würzige Süße, die den Duft LiTA harmonisch abrundet.

bogue Profumo – LiTA

LiTA von bogue Profumo ist tatsächlich dunkel und rauchig wie von Antonio Gardoni angekündigt. Eine intensive und harzig-holzige Duftkomposition, sehr komplex und engmaschig gewoben. Ein Duft, der nicht gefällig ist, der Ecken und Kanten aufweist und aus der Masse absolut heraussticht – ganz im Sinne der bisherigen Kreationen von bogue Profumo. Doch genau das macht LiTA so faszinierend. Übrigens: LiTA ist aktuell vorbestellbar und ab dem 1.3.2021 regulär bei Aus Liebe zum Duft erhältlich.

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch einen bezaubernden Valentinstag.

Liebe Grüße
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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