West Indian Lime, No. 77 und Bay Rum von St Johns – Herrendüfte mit Karibik-Flair

Maskulin und karibisch wird es heute mit den Eaux de Cologne West Indian Lime, No. 77 und Bay Rum von St Johns. Das Duftlabel, das auf den amerikanischen Jungferninseln beheimatet ist, blickt auf eine über 70-jährige Geschichte zurück. Diese begann mit dem US-Marineoffizier John Webb, der im Zweiten Weltkrieg auf eben jenen Karibikinseln stationiert und von einem besonderen Öl ganz angetan war: dem Bay-Öl, das vom Bayrum-Baum oder auch Westindischen Lorbeer gewonnen wurde und in der indigenen Naturheilkunde auf den Jungferninseln ein probates Gesundungsmittel war.

Cruz Bay auf der amerikanischen Jungferninsel St John

St. Johns – Der Ursprung von Bay Rum

Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts – damals unterlagen die Jungfern-Hauptinsel St John und auch einige andere der heute amerikanischen Jungferninseln noch dänischem Hoheitsrecht – erfand der dänische Chemiker Albert Heinrich Riise eine wohlriechende Mixtur namens Bay Rum, die aus Bay-Öl und Rum bestand. Diese Mixtur wurde als Eau de Cologne, After Shave und auch als Stärkungstrunk genutzt und einige Jahre später sogar mehrfach ausgezeichnet.

Bay-Öl von der Jungferninsel St John wurde zum absoluten Verkaufsschlager und schon Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Westindische Lorbeer in zahlreichen Plantagen angebaut, um der gesteigerten Nachfrage gerecht zu werden. Die Prohibition in den frühen 1920ern führte dazu, dass das alkoholhaltige Allzweck-Cologne Bay Rum nicht mehr in die USA eingeführt werden durfte. Doch die findigen Bay-Rum-Produzenten fügten der Mixtur einfach Aspirin hinzu, wodurch sie das Exportverbot in die USA umgehen konnten: Bay Rum besaß von nun auch schmerzstillende Wirkung und durfte weiter in die Vereinigten Staaten verschifft werden.

Der Zweite Weltkrieg brachte die Bay-Rum- und Bay-Öl-Produktion beinahe zum Erliegen. Doch mit dem bereits erwähnte US-Marineoffizier John Webb nahm die Geschichte von Bay Rum wieder Fahrt auf. Er entwarf die charakteristischen und bald schon kultigen Flecht-Flakons – von Hand aus Palmblättern umwoben – und erschuf aus St Johns eine Marke, die durch gezielte Werbekampagnen in den 1950ern und 1960ern in den USA Kultstatus erlangte. Düfte, mit denen Männer endlich auch nach Mann rochen.

St Johns – West Indian Lime, No. 77 und Bay Rum

In den letzten fünfzig Jahren ist bei St Johns einiges passiert. Das Unternehmen hat diverse Führungswechsel durchlebt und wurde von einigen Hurrikans schwer in Mitleidenschaft gezogen. Zerstörte Plantagen und ein demoliertes Firmengebäude waren das Resultat der Naturkatastrophen. Doch nach dem Wiederaufbau strahlt St Johns heute wieder in altem Glanz. Die drei Duftkompositionen West Indian Lime, No. 77 und Bay Rum des Karibik-Labels möchte ich Euch nun heute vorstellen.

West Indian Lime – St Johns

Das Eau de Cologne West Indian Lime wartet mit einer Handvoll Ingredienzien auf: Bergamotte, Zitrone, Limette, Moschus und Vetiver, mehr braucht es für diesen karibischen Herrenduft nicht. Auch der Pressetext ist eher auf das Wesentliche reduziert.

Inspiriert vom erfrischenden natürlichen Duft der karibischen Limetten ist dieser maskuline, erfrischende, leichte Zitrusduft perfekt für jede Tages- und Nachtzeit. Die Rezeptur von St Johns West Indian Lime blieb unangetastet und verbindet eine prickelnde Zitrusnote aus reiner Limette mit einem Hauch von Bergamotte.

St Johns – West Indian Lime

Urlaub in der Flasche

Fröhliche Zitrusnoten duften mir beim Aufsprühen von West Indian Lime von St Johns entgegen. Hier wurde an Hesperiden definitiv nicht gespart. Eine sehr authentische Limette und grünlich-herbe Bergamotte werden von den eher fruchtig-spritzigen Noten der Zitrone begleitet und erzeugen so einen luftiges, sommerlichen und erfrischenden Hesperidenduft.

West Indian Lime ist ein eher kühles Eau de Cologne, belebend und frisch. Mich erinnert der Duft aus dem Hause St Johns an einen köstlichen Longdrink oder einen Cocktail, der eisgekühlt an einem sommerlichen Tag für Erfrischung sorgt.

Vetiver und Moschus bilden im Ausklang des Duftes eine solide Basis. Sie besänftigen die Zitrusfrüchte in West Indian Lime und führen den Duft in eine wärmere und ruhigere Richtung.

St Johns – West Indian Lime

West Indian Lime von St Johns ist Eau de Cologne par excellence, das mit einer hervorragenden Präsenz und Haltbarkeit aufwarten kann. Ein bunter Strauß an Hesperiden – diese muss man selbstredend schon mögen, um Gefallen an West Indian Lime zu finden –, der von Vetiver und Moschus akzentuiert wird. M. E. ist dieser Duft aus dem Hause St Johns absolut Unisex-tauglich. In Büro und Alltag fühlt er sich ohnehin wohl.

No. 77 – Karibisches Inselfeeling

No. 77 ist laut der Herstellerseite von St Johns die neuste Kreation des karibischen Insellabels. Die Ingredienzien sind schnell aufgezählt: Bergamotte, Zitrone, Moschus, Ambrettesamen und Ambra. Auch hier scheint Klasse statt Masse das Motto zu sein und so bin ich gespannt, was uns der Jungferninseln-Export von St Johns mit No. 77 kredenzt.

Dieser moderne, sinnliche, saubere und erfrischende Duft wird Ihnen das Gefühl einer Inselbrise schenken, ganz gleich, wo Sie gerade auf der Welt sind.

No. 77 von der St Johns Bay Rum Fragrance Company erzeugt einen anregenden Effekt mit frischer Zitrone und deutlichen Bergamottenoten zusammen mit blattartigen Kräutertönen. Kostbarer Amber, Gewürze und ein Strauß Blüten wärmen die Zitrusmischung. Das Ganze geht über in sinnliche Untertöne von Ambrettesamen und Kaschmirmoschus.

St Johns – No. 77

Raffinesse von der Insel

Deutlich ruhiger als sein Rezensionsvorgänger zeigt sich No. 77 im Auftakt. Die Zitrusfrüchte sind zwar erschnupperbar, doch die weiche Wärme von Ambrettesamen, Moschus und Ambra offenbart sich auch schon den ersten Momenten nach dem Aufsprühen.

No. 77 ist sehr sanft und geschmeidig und strahlt eine unglaubliche Seriosität und Eleganz aus. Auch eine leichte Pudernote untermalt den Duft aus dem Hause St Johns, die sich aber nicht vordrängt, sondern sehr harmonisch in das Duftgefüge eingliedert.

Mit leisen und eher hautnahen Noten klingt No. 77 ganz langsam und allmählich aus.

St Johns – No. 77

Ihr werdet es aus meinen Zeilen herausgelesen haben: No. 77 ist ein völlig anderes Kaliber als unser erster Kandidat heute. Sehr viel ruhiger und in sich ruhender zeigt sich No. 77 und geht damit in eine ganz andere Richtung als West Indian Lime. No. 77 ist m. E. nicht überaus maskulin, auch wenn er in erster Linie für Herren kreiert wurde. Es ist ein leiser, sanfter und samtiger Duft, der Eleganz und Raffinesse ausstrahlt und dabei überaus distinguiert wirkt. Die Komposition aus dem Hause St Johns ist sehr hautnah und transparent und von Beginn an weniger präsent als sein heutiger Vorgänger, besticht aber dafür mit wunderschön warmen Noten.

Bay Rum – Der Klassiker

Last but not least, der Klassiker der Kreationen des Karibik-Labels St Johns: Bay Rum. Mit den Duftnoten Eukalyptus, Gewürznelke, Moschus, Zimt und Lorbeer beschert uns St Johns mit seinem Signature-Duft vermutlich ein gewürziges Erlebnis. Bay Rum ist übrigens ein After-Shave-Cologne, das nach der Rasur zum Einsatz kommen darf.

Die reichhaltigsten Öle aus den Blättern des Bayrumbaums, auch Westindischer Lorbeer genannt, sowie vorzügliche karibische Gewürze werden vermischt, um eine natürliche, männliche Essenz aus Eukalyptus, Gewürznelke und karibischen Gewürzen zu ergeben. Der würzige, authentische und besonders maskuline St Johns Bay Rum wird in Kleinserie von Hand hergestellt und in den legendären Fishnet-Weave-Flaschen verpackt.

St Johns – Bay Rum

Das Original von St Johns

Wer bei den Worten After Shave und Klassiker an altbackene Duftwasser denkt, liegt bei Bay Rum mit dieser Einschätzung völlig daneben. Bay Rum riecht wunderschön und intensiv nach Lorbeer und Gewürznelke. Kräftig, aromatisch und sehr authentisch duften mir diese Gewürze entgegen.

Eukalyptus sorgt für eine unterschwellige und mentholartige Frische, die die Gewürze belebt und leichter macht. Die charakteristische würzige Schärfe des Zimts akzentuiert Bay Rum aus dem Hause St Johns und verleiht ihm eine weitere Gewürznuance, die sich auf außerordentlich harmonische Art und Weise ins bisherige Duftensemble einfügt.

Nach und nach wirkt Moschus besänftigend auf das würzige Quartett ein. Bay Rum wird sanfter und etwas leiser, doch vom Grundtenor her behält er seine intensive Gewürznote bei.

Bay Rum ist sicherlich kein alltägliches After Shave. Das Cologne aus dem Hause St Johns dürfte für Gewürzliebhaber ein echtes Must-have sein. Lorbeer und Gewürznelke in ihrer olfaktorisch schönsten Form. Ein präsentes, intensives und maskulines Duftwasser, das klassisch und zeitlos zugleich ist.

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch einen schönen Dienstag!

Liebe Grüße
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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