Chlorophyll Gardenia und Copper von Comme des Garçons – Kontrastfreudig

In Teil 2 unserer Comme-des-Garçons-Reihe beschäftigen wir uns heute mit dem letzten Duft der Kollektion Series 10: Clash, der auf den anmutigen Namen Chlorophyll Gardenia hört und mich damit irgendwie an Fräulein Langstrumpfs Namensungetüm „Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz“ erinnert. Man möge mir verzeihen. Unser Kleinster ist erkältet und zahnt parallel. Die Nächte sind unbeschreiblich grottig. Der unaufhörliche Schlafmangel verleiht meinem Hirn offensichtlich nicht gerade Assoziationshöhenflüge. Aber grundsätzlich assoziieren kann ich noch, denn auch unseren zweiten Kandidaten Copper verknüpfe ich in meinem Kopf mit … (Trommelwirbel!) … Kopper, dem Kollegen der Ludwigshafener Tatort-Kommissarin Lena Odenthal.

Comme des Garçons – Chlorophyll Gardenia – Copper

Aber nun erspare ich Euch weitere Einblicke in meine Gedankengänge und widme mich den beiden heutigen olfaktorischen Protagonisten Chlorophyll Gardenia und Copper. Ersterer gehört zu der bereits letzte Woche anrezensierten und heute schon erwähnten Kollektion Series 10: Clash, die sich mit dem Zusammentreffen ungewöhnlicher und konträrer Duftnoten befasst. Copper, unser zweiter Kandidat aus dem Hause Comme des Garçons, widmet sich dagegen dem allseits bekannten und besonders in Stromkreisen beliebten Halbedelmetall, nicht mehr und nicht weniger.

Chlorophyll Gardenia – CdG

Für Comme des Garçons’ Olfaktokollision von Gardenie und Chlorophyll ist die Parfümeurin Caroline Dumur verantwortlich zu machen, die man auch von den Duftkreationen Love Kills von Masque Milano und Odeur du Theatre du Chatalet von Comme des Garçons kennt. Letzteren werde ich voraussichtlich nächste Woche hier im Dufttagebuch vorstellen.

Doch zuerst widmen wir uns Chlorophyll Gardenia, dessen zwei Protagonisten ich persönlich gar nicht so ungewöhnlich finde, denn Chlorophyll befindet sich ja zumindest im Blattgrün von Pflanzen und so auch von der Gardenie. Somit befinden sich beide Bestandteile der Duftkreation zumindest in ein und derselben Pflanze, im Gegensatz zu den Hauptdarstellern der beiden Kollektionskollegen Radish Vetiver und Celluloid Galbanum, die ja nun wirklich überhaupt nichts miteinander am Hut haben.

Gardenia ist eine absolut unverwechselbare Duftnote, die für ihren femininen und schweren Duft bekannt ist. Parfümeurin Caroline Dumur schaffte es, diese überwältigende Essenz durch die Frische von Chlorophyll zu bändigen. Eine ungewöhnliche Begegnung, aus der eine neue floral-grünen Komposition entspross. Diese unmittelbare Kreation enthält Cosmofruit (aromatische Noten), Gardenie, Grüne Minze, rosa Pfeffer, schwarzen Pfeffer, Galbanum, einen Erbsenakkord und Moschus.

Duftnotentechnisch kommt Chlorophyll Gardenia offiziell mit etwas mehr als einer Handvoll Zutaten aus: Gardenie, Rosa Pfeffer, Schwarzer Pfeffer, Galbanum, Moschus, Grüne Minze und Aromatische Noten. Hinzu kommt noch die grüne Hülsenfrucht aus dem Pressetext und voilà: fertig!

Blatt und Blüte – Comme des Garçons

Sehr sanft, überaus frühlingshaft und freundlich startet Chlorophyll Gardenia in den Duft: Zarte florale Noten treffen auf eine samtige, pfirsichhafte Fruchtigkeit. Die cremige Süße der Gardenie dominiert den fruchtigen Auftakt der Kreation aus dem Hause Comme des Garçons. Erst nach und nach tauchen grünliche Noten auf, im Schlepptau eine leichte und nicht näher nach Farben definierbare Pfefferschärfe und eine kühlende Minzfrische. Moschus zaubert watteweiche Wolkentupfer ins grünblühende Ensemble und untermalt damit die nach wie vor deutlich wahrnehmbare samtige Pfirsichnote, die sich so wunderschön an die weiße Blüte der Gardenie schmiegt. Hach!

Comme des Garçons – Chlorophyll Gardenia – Copper

Celluloid Galbanum und Clorophyll Gardenia sind definitv die beiden alltagstauglichen Varianten in dieser Kollektion, während Radish Vetiver schon eher etwas für Mutige oder eingefleischte Rettichfans ist. Mich verzaubert die fruchtige und frühlingshafte Blütenstimmung von Chlorophyll Gardenia, obwohl ich mit einer etwas ausgeprägteren Grün in diesem Duft gerechnet hätte. Dennoch ist diese wunderschöne Kreation aus dem Hause Comme des Garçons definitv einen Testschnupperer wert. 🙂

Copper – Grüße aus dem Kupferkessel

Eine Gemeinsamkeit zwischen der bereits rezensierten Kollektion Series 10: Clash und dem nun folgenden Duft Copper, könnte die Thematik des Kontrasts und der Gegensätzlichkeit sein. Denn bei Copper werden Divergenz und Harmonie in Einklang gebracht. Dies geschieht mithilfe der Ingredienzien Galbanum, Rosa Pfeffer, Ingwer, Tabakblätter, Schwarze Johannisbeere, Veilchenblätter, Ambra, Vanille und Myrrhe.

Feurig rotes Metall mit kühler Haptik. Leuchtende Beeren über dunklen Blättern. Copper ist ein duftgewordenes Einvernehmen vermeintlicher Differenzen und ihrer harmonischen Übereinkunft. Eine Mischung aus verschiedenen olfaktorischen Komponenten: lebhaftes Pink steht tiefem Grün gegenüber. Helle Kontraste offenbaren eine neue Klarheit. Ingredienzien aus allen Teilen der Welt finden in einem einzelnen Duft zusammen

Comme des Garçons – Chlorophyll Gardenia – Copper

Frisches Galbanum von den Gipfeln des iranischen Gebirges, leuchtende Pfefferkörner aus Peru und das Rhizom von würzigem madagassischem Ingwer, das zu Öl destilliert wurde. Chemisch synthetisierte Metalle unterstreichen natürliche Noten. Synthetische Ambra, natürliche Vanille und äthiopische Myrrhe sorgen für unterschwellige Sinnlichkeit.

Wie Rost, der einen goldenen Glanz nach und nach umwandelt, entwickelt sich Copper auf der Haut. Umgeben von einem kupfernen Gefäß, organisch geformt und industriell hergestellt, wandelt Copper Gegensätze in Harmonie um. Der subversive Charakter von Comme des Garçons wird durch diesen Duft erfahren.

Red Metal – Comme des Garçons

Warm, würzig und harzig eröffnet Copper mit den Noten von Galbanum, Pfeffer und Ingwer. Eine leichte Rauchigkeit durchströmt den Duft, der im Auftakt von einer deutlichen  Pfefferschärfe geleitet wird. Nach und nach zieht sich der Pfeffer zurück und Copper offenbart seine metallisch-kühle Seite. Noch eher stahlfarben zu Beginn wandelt sich die Metallnote nach und nach durch eine immer wärmer werdene Würzigkeit in rötliche, ja kupferfarbene Töne. Die balsamische Süße der Myrrhe vereint sich mit der sanften Wärme der Ambra und gewürziger Vanille zu einer wunderschönen Duftmelange. Copper verwandelt sich einmal mehr: vom scharfen Auftakt über das metallische Herz zur wunderschönen und wohligen Basis. Damit bringt Comme des Garçons drei unterschiedliche Ausrichtungen unter einen Hut und das auch noch in besonders schöner Form. Grandios!

Comme des Garçons – Chlorophyll Gardenia – Copper

Unser vierter Duft aus dem Hause Comme des Garçons ist ein idealer Kandidat für die aktuelle Jahreszeit: Herbst und Winter sind für mich eindeutig Copper-Zeiten. Mit seinen wunderschönen Noten und dem interessanten Duftverlauf wird Copper von Comme des Garçons sicherlich viele Freunde finden. 🙂

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch eine schöne Restwoche.

Liebe Grüße,
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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