Clash: Radish Vetiver und Celluloid Galbanum von Comme des Garçons – Kollision voraus

Ganze zweieinhalb Jahre mussten Fans von Comme des Garçons auf eine neue Duftrezension warten. Doch dieses Warten hat nun ein Ende: Vier neue Düfte des eigenwilligen Kultlabels Comme des Garçons nehmen wir diese und nächste Woche unter die olfaktorische Lupe, nämlich Radish Vetiver, Celluloid Galbanum, Chlorophyll Gardenia und Copper. Die drei ersten gehören zu der neuen Duftkollektion Series 10: Clash, letzterer steht für sich.

Comme des Garçons – Series 10: Clash – Radish Vetiver – Celluloid Galbanum

Von Comme des Garçons erwarte ich einmal wieder Großes, Ungewöhnliches, Bahnbrechendes … Denn das Label rund um die aufrührerische Parfumavantgardistin Rei Kawakubo ist bekannt für seine wilden Kreationen voller außergewöhnlicher Ingredienzien. Düfte, die nicht immer tragbar zu sein scheinen, aber dennoch umwerfend sind. Kühne Kreationen von künstlerischer Intention und innovativer Ästhetik. Und so verwundert es nicht, dass die Kollektion Series 10: Clash sich der Gegensätzlichkeit und ihrem Aufeinandertreffen widmet.

Clash – 3 Düfte, 3 kollidierende Welten
Clash huldigt der Kraft von Unterschieden, indem die Kollektion Elemente miteinander vereint, die eigentlich nie in überraschenden Verbindungen zusammenfinden sollten. Inspiriert von der Kunst surrealistischer Collagen, erforschte der Parfume Art Director von Comme des Garçons Christian Astuguevieille, was passiert, wenn zwei Rohmaterialien zusammenkommen, die rein organisch nie miteinander kollidieren sollten, und zusammen eine völlig neue Duftkomposition erschaffen. Aus diesem spannenden Experiment in auf noch nicht ausgetretenen olfaktorischen Pfaden entstammen drei überraschend neue Düfte.

Radish Vetiver – Comme des Garçons

Rettich und Vetiver … Nicht mehr und nicht weniger führt Comme des Garçons in seiner neuen Kreation Radish Vetiver zusammen. Parfumeurin Nathalie Cetto erzeugt diese ungewöhnliche Kombination offiziell aus den Duftnoten Vetiver, Nagarmotha, Guajakholz und Hölzer, doch bin ich mir sicher, dass da noch einige weitere Ingredienzien im Düftchen auftauchen werden. Der Pressetext verrät jedenfalls noch einiges mehr. Doch zuerst das labeleigene Video zum Duft, das ich Euch nicht vorenthalten möchte:

Rettich und Vetiver sind beides Wurzeln, die sich unter der Erde nie begegnen. Parfümeurin Nathalie Cetto erhob sie in dieser holzig-grünen Konfrontation aus ihrem erdigen Zuhause. Das Ergebnis ist ein modern verstärkter Vetiver. Von der Topnote Rettich über die Essenzen von Nagarmotha und Guajakholz gelangen wir zu den Basisnoten haitianischem Vetiver und Akigalawood, einem Molekül aus dem Hause Givaudan.

Radish to rumble!

Nach einem sehr säuerlichen Auftakt offenbart Radish Vetiver jene ungewöhnliche Note, die sich sonst eher auf gutbürgerlichen Salattellern oder als Beilage auf bayerischen Brotzeitplatten zu finden ist: der Rettich. Intensiv und ja, auch irgendwie die Nase befreiend, protzt der Rettich in Radish Vetiver und gibt ganz deutlich an, wer hier in der Duftkreation die Hosen anhat. Zwischen Radieschen und Meerrettich changierend, bleibt Radish Vetiver seinem Protagonisten eine ganze Weile treu. Eine feuchte Wurzelerdigkeit läutet das Eintrudeln des Vetivers im Duftgeschehen ein. Auch Nagarmotha hat hier sicherlich sein Rhizom mit im Spiel. Eine intensive und äußerst würzige Holznote trollt sich hinzu, die ich dem Nussgras zuordnen würde. Doch Sieger im Wettrennen um den ersten Platz im Duftnotenreigen macht dennoch definitiv der Rettich.

Hat Radish Vetiver meine Erwartungen erfüllt? Nun, er hat meine Erwartungen zumindest nicht enttäuscht. Etwas Ungewöhnliches haben Nathalie Cetto und Comme des Garçons mit dieser Kreation wirklich geschaffen. Existiert sonst noch ein Duft mit einer Rettich-Note? Ich glaube nicht. In Radish Vetiver huldigt Comme des Garçons nicht nur der Kraft von Unterschieden, der Duft offenbart auch meine subjektiven Grenzen des Tragbaren.Comme des Garçons – Series 10: Clash – Radish Vetiver – Celluloid Galbanum

 

Ich finde die starke und intensive Rettichnote von Radish Vetiver zwar richtig toll, außergewöhnlich und eigenwillig, im Alltag möchte ich persönlich aber nicht nach Rettich riechen. Sicherlich gibt es aber auch hier Fans und Liebhaber, insbesondere Freunde von würzig-aromatischen und frischen Düften dürften bei der Kreation von Comme des Garçons ruhig einmal einen Probeschnupperer wagen. Auch für Vetiververliebte könnte der Duft durchaus etwas sein. Also, ran an den Rettich!

Celluloid Galbanum – Series 10: Clash

Mit Celluloid Galbanum  nähern wir uns also nun dem zweiten konträren Paar an Ingredienzien, das sicherlich ähnlich außergewöhnlich ausfallen wird wie der Vorgänger Radish Vetiver. Parfümeurin dieses Dufts ist die Französin Domitille Michalon-Bertier, die Celluloid Galbanum aus den Duftnoten Zitrone, Galbanum, Jasmin, Cashmeran, Ambra und Moschus erschuf. Irgendwo zwischen den Zeilen mag sich sicherlich noch das Zelluloid befinden, das der Kreation die typische Kunststoffnote verleihen wird. Auch zu Celluloid Galbanum gibt es natürlich ein Video, das Ihr direkt nach dem Pressetest findet.

Die Verbindung von Zelluloid und Galbanum ist von Grund auf widersprüchlich. Entstammend aus den gegensätzlichen Bereichen Technologie und Natur, nähern sich Plastik und Harz an und erschaffen einen gänzlich neuen Duft. Parfümeurin Domitille Michalon-Bertier kreierte dieses überraschende floral-grüne Parfum, in dem sich Synthetisches und Organisches treffen. Die Kreation beinhaltet Zitronenöl, Galbanum, einen Zelluloidakkord, Jasminabsolue, Cashmeran, trockene Ambra und Moschus.

Von Blüten und Plastik

Mit wunderschönen und hellen Blütennoten startet Celluloid Galbanum. Transparent und lucide, von einer dezenten Wässrigkeit durchzogen offenbaren diese Noten im Auftakt noch kein Plastik, sondern Frühling pur. In strahlendem Weiß und leuchtendem Grün sehe ich Celluloid Galbanum, frühlings- und mädchenhaft, lebensfroh und unbeschwert. Zarte Zitrusnoten erhellen die fröhliche Stimmung des Duftes aus dem Hause Comme des Garçons zusätzlich Eine lachende junge Frau, die über eine Wiese voll blühender Maiglöckchen tanzt. Langsam, ganz langsam betritt die Zelluloidnote die Duftbühne. Das Plastik verschmilzt förmlich mit den wunderschönen Blütennuancen, mildert sie ab und zeichnet sie weich.

Nach und nach wird Celluloid Galbanum noch kuscheliger und sanfter. Die Blütennoten behalten aber ihre strahlende Helligkeit, die von grünen Noten untermalt wird. Ein Leichtgewicht haben wir bei diesem Duft von Comme des Garçons aber trotz aller floralen Nuancen nicht. Insbesondere die Weißblühernoten sind trotz aller Leichtigkeit und Luftigkeit des Duftes schon sehr intensiv, aber nicht erdrückend. Die Gesamtkomposition von Celluloid Galbanum, die Blüten in Kombination mit zitrischer Frische, grünem Galbanum und watteweichen Kuschelnoten, macht den Duft zu einem echten Knaller.

 

 

 

Celluloid Galbanum ist ein wahrer Blütentraum, der sofort akute Frühlingssehnsüchte auslöst. Wunderschöne florale Noten vereinen sich mit einem zarten Zelluloidakkord und kaschmirwollweichen Moschusnoten zu einem femininen, freundlichen und fröhlichen Frühjahrsduft, der sicherlich viele Liebhaber finden wird. Definitiv besitzt Celluloid Galbanum von Comme des Garçons eine weniger eigenwillige Duftausführung, dafür ist der Blütenduft in meinen Augen aber auch tragbarer als sein heutiger Vorgänger. Ich bin jedenfalls begeistert und rate Liebhabern von floralen Düften dringend zum Testen.

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch eine schöne Restwoche!

Liebe Grüße,
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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