bdk Parfums Paris – La Collection Parisienne …

… ist heute unser Thema. Vorgestern hatte ich Euch den ersten Duft der französischen Marke vorgestellt, Gris Charnel, lest hier. Nuit de Sable, mit dem ich eigentlich weitermachen wollte, fehlt mir leider als Pröbchen – ich werde ihn an späterer Stelle nachreichen. Deshalb widmen wir uns heute der Pariser Kollektion, die (bisher?) drei Düfte umfasst, Rouge Smoking, Pas ce Soir und Bouquet de Hongrie.

Paris, Paris, mon Amour Paris – La Collection Parisienne, eine Hommage

Paris, die Stadt der Liebe, die Stadt der Mode. Die Hauptstadt Frankreichs, von historisch herausragender Bedeutung, architektonisch hat Paris selbstredend auch eine ganze Menge zu bieten. Was soll man über Paris schon erzählen, man muss diese Stadt einfach lieben – so, wie es auch viele Künstler taten und tun. Für die Welt der Düfte ist Paris natürlich ebenfalls bedeutsam, das wissen Parfumistas – sie beheimatet etliche Häuser, diejenigen, die ihren Sitz nicht dort haben, sind aber dennoch dort vertreten, wie auch nicht …

La Collection Parisienne sieht sich beeinflusst von (realen oder fiktiven) Persönlichkeiten und ihren (Lebens)Geschichten – ich bin gespannt, welche Impressionen uns David Benedek, Gründer und Inhaber von bdk Parfums, uns präsentiert …

Der Glanz der Pariser Nächte – Rouge Smoking

„At nightfall, the sky becomes misty letting the red light of the mill glimpsing through the window. The horns sound and the spirit of celebration comes to the city. In front of her mirror, she’s getting ready and doing her makeup. It’s time for beauty to go on stage. She goes toward her wardrobe, inspired by that tuxedo that will enhance her bodylines. It is the Parisian glam, she knows it well, the trends too. Her bohemian style and erotic energy leaves indelible footprints on the streets. She is Pigalle, beautiful and mysterious …“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Kirsche, Rosa Pfeffer, Bergamotte
Herznote: Vanille, Heliotrop
Basisnote: Ambroxan, Cashmeran, Tonkabohne, Labdanum (Zistrose), Weißer Moschus

Rouge Smoking – der Abend, die Nacht kann beginnen … Wenn die Nacht hereinbricht, sieht man die roten Lichter der Mühle am Himmel – welche Mühle gemeint ist? Klar, das Moulin Rouge, das berühmt-berüchtigte. Vor dem Spiegel steht sie und richtet sich für den anstehenden Abend her. Ein roter Tuxedo, der ihren Bohème-Stil unterstreicht und subtile Erotik versprüht. Pigalle ist ihr Name, eine mysteriöse Schöne …

Ob es eine Tänzerin namens Pigalle gegeben hat? Vielleicht als Künstlername. Sehr viel wahrscheinlicher ist aber, dass Pigalle, die Schöne, sinnbildlich für das ganze Ausgehviertel steht, in dem sich auch das Moulin Rouge befindet und das auf eben diesen Namen hört. Benannt nach Jean-Baptiste Pigalle, einem Bildhauer des 18. Jahrhunderts, kann das Viertel auf eine lange Tradition als Vergnügungsmeile zurückblicken, es lebten dort viele Künstler wie Henri Toulouse-Lautrec, Pablo Picasso, Vincent van Gogh und Maurice Neumont, darüber hinaus wurde Pigalle in etlichen Filmen, Songs sowie in der Literatur verewigt.

Wie stelle ich mir einen Duft vor, der den Geist des Viertels einfängt? Erotik und Wollust, Selbstbewusstsein, Schönheit, Sinnlichkeit und Lebensfreude, Hedonismus. Und feminin ist er offensichtlich, dezidiert weiblich. Ein Blick auf die Zutaten entlockt mir vorab ein wohlwollendes Nicken – Harzwärme in der Basis und Gourmandtendenzen, gekrönt von einer gar nicht mal so häufigen Kirsche – das liest sich interessant …

… und duftet auch so: eine herrliche, saftige, sich irgendwo zwischen frisch-reif und likörig bewegende Kirsche nehme ich wahr, die sich auf einem perfekten Lager räkelt. Cremig-pudrige, bisweilen milchig anmutende Vanille, tatkräftig unterstützt von Heliotrop und Tonka, vermählt sich mit der balsamisch-würzigen Wärme von Harzen. Cashmeran und Moschus zeichnen sanft und sacht weich, während Pfeffer im Kopf kokett kontrastiert. Irgendwo im Hintergrund meine ich auch Zimtnoten wahrzunehmen, die vermutlich auf das Zusammenspiel von Pfeffer und Harzen zurückzuführen sind, genauso wie versteckte, samtige Wildledernoten.

https://pixabay.com/de/photos/menschen-frau-erwachsen-portr%C3%A4t-3169395/
Leider kein roter Smoking, das Bild passt trotzdem gut zum Duft, wenn Ihr Euch das Kleid (dunkel)rot denkt 😉

Rot, ja rot ist Rouge Smoking. Er ist allerdings zarter, als ich ihn mir vorgestellt habe. Weniger Moulin Rouge als beispielsweise der gleichnamige Duft von Histoires de Parfums, 1889, der auf eine subversiv-subtile Weise ziemlich sexy ist, obschon reif-sexy (keine Lolita, keine In-Your-Face-Sexyness, sondern eine intelligente Art). Aber – er erfreut mich sehr. Warum? Weil er mich an einen Duft erinnert, den ich seit Jahren vermisse – an Nez à Nez‘ Hiroshima Mon Amour, den Kirschmilchreis-Sake. Wer diesen liebt(e), kommt in jedem Fall an einem Test nicht vorbei.

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Von Möglichkeiten, verlockenden – Pas ce Soir

„Just like every night, Madam is getting ready in her office. She won’t have time to go back home. She freshens up, touches her make-up: red velour lipstick sometimes Bordeaux depending on her mood. She brushes her hair and takes out her necklace from her purse. Her white shirt slightly open highlights her inviting curves. She adds a bit more black to her eyes. She slams the front door as her heels strides on the sidewalk. Just like every Thursdays, she’s going to the cabaret Place de la Concorde. Madam has high hopes like every night. She likes people; she loves life. She finds a stool at the bar and orders a whiskey with ice before lighting her cigarette. In the darkness, she makes out a silhouette in front of her. She turns to the side. It’s him. It’s always him. Their path often cross but they never speak. She smiles, gets up and goes dancing. Alone. Men line up for her attention, she politely replies. Madam is chic, she responds. Close to 2am while a dandy looking men catches her eyes and invites her to dance. She abides but only for a short period, she leans in says she has to go home. She likes him but the morning is soon approaching. She leaves after whispering these words in his ears … « Not tonight ».“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Schwarzer Pfeffer, Birne, Ingwer, Mandarine
Herznote: Quitte, Jasmin, Neroli
Basisnote: Ambra, Patchouli

„Nicht heute Abend“, Pas ce Soir … Die Rede ist von einer Frau, die sich in ihrem Büro, am Arbeitsplatz, fertig macht für den Abend. Sie hat keine Zeit, vorher noch nach Hause zu gehen. Sie macht sich frisch, schminkt sich kurz nach. Ihr Lippenstift ist rot, leuchtend rot, manchmal bordeauxrot, das hängt von ihrer Stimmung ab. Sie bürstet ihr Haar, entnimmt ihrer Tasche ihre Halskette. Ihr weißes Shirt schmeichelt ihrer Figur. Ein wenig mehr Schwarz an den Augen, Schwarz, das umrahmt und betont. Sie wirft die Tür ins Schloss, sobald ihre Heels den Bürgersteig erreichen. So wie jeden Donnerstag geht sie ins Cabaret am Place de la Concorde. Sie hat große Erwartungen an den Abend, an jeden Abend, denn sie liebt Menschen, sie liebt das Leben. Sie findet einen freien Platz an der Bar und bestellt sich einen Whiskey mit Eis, zündet sich eine Zigarette an. In der Dunkelheit macht sie eine Silhouette aus, direkt vor ihr. Es ist er. Immer ist es er. Ihre Pfade kreuzen sich häufig, aber sie kennen sich nicht, haben noch nie miteinander gesprochen. Sie lächelt, steht auf und läuft auf die Tanzfläche, tanzt, alleine. Sie bleibt nicht unentdeckt, zahlreiche Männer hoffen auf ihre Aufmerksamkeit, am besten ungeteilte. Sie nimmt es wahr, antwortet freundlich nickend und unverbindlich. Kurz vor zwei Uhr wird sie fast schwach bei dem Dandy, dem Lebemann, der ihr gefällt, dem sie aber kurze Zeit später ins Ohr haucht – Nicht heute Abend“ – um daraufhin in der Dunkelheit der Nacht zu verschwinden …

Eine selbstbewusste Schönheit. Wer von Euch Parfumistas weiblichen Geschlecht geht alleine weg? Essen? Tanzen vielleicht auch? Ich selbst habe das jahrelang gerne praktiziert, und zwar unabhängig von meinem Beziehungsstand. Manchmal wurde das als „mutig“ deklariert, häufig konnten andere es schlichtweg nicht nachvollziehen, weil es ja „langweilig“ sein könnte … Nein, nicht für mich. Ich langweile mich nicht, wenn ich alleine bin. Alleinsein ungleich Einsamkeit. Und außerdem – man muss ja nicht alleine bleiben, wenn man es nicht will.

https://www.pexels.com/photo/woman-wearing-black-suede-stilettos-2044228/

Pas ce Soir ist – toll. Ihm wohnt ein Chypre-Charakter inne, den ich nicht vermutet hätte bei einem ersten Blick auf die Ingredienzen. Die Grundstimmung des Duftes erinnert an einen meiner absoluten Lieblinge, an Juliette has a Guns Lady Vengeance sowie an Chabauds Chic et Bohème, allerdings gebärdet sich Pas ce Soir deutlich süßer, gourmandiger. Wir haben es dennoch mit einem Frauen- und nicht mit einem Mädchenduft zu tun, saftig-reife Birnen, die sich mit der herben Frische von Ingwer und Quitte vermählen. Pfeffer, fancy! Kokette Kontraste stiftet er, während Jasmin pudrig-cremig-floral-lockend die Prise Sexyness spendet. Ambra und Patschuli bereiten eine tiefe, balsamisch-würzig-holzige Basis. Alles in allem erinnert mich Pas ce Soir auch an einen anderen Duft, und zwar an Piguets Visa sowie an Micallefs Mon Parfum, jenem Fruitchouly, der für viele der bessere „Engel“ ist. Wenn Ihr die genannten gedanklich zusammen feiern lasst, könnt Ihr ungefähr erahnen, in welche Richtung die Reise geht 😉

Pariser Flower Power – Bouquet de Hongrie

„She’s getting ready. It’s a beautiful day. The sky is blue. She puts her naked foot on the floor and like a dancer, travels the distance of the mirrored hallway to the dressing table. It’s one of her favourite spots. She likes getting pretty there. There are only flowers from the garden, and both her hands, fresh and clean, which seem to spin around them. Her right hand, agile and light, grabs her powder, then a bottle of perfume. Her left hand clutches eye shadow and nude lipstick. She then moves on to the closet, where she picks a light dress and fixes a rebel strap. She slides on pair of heels and fastens a belt around her waist. Just like every morning, she walks towards her balcony full of flowers. It’s on the 4th floor and overlooks the gardens of Palais Royal. She is happy and thinks of her day ahead, smiling.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Erdbeere, Birne, Schwarze Johannisbeere
Herznote: Türkische Rose, Jasmin, Ambra
Basisnote: Zedernholz, Weißer Moschus, Ambra

Bouquet de Hongrie, das ungarische Bouquet? Muss mir das etwas sagen? Einen schönen Tag beschwört die Beschreibung des Duftes herauf, einen mit blauem Himmel. Eine Unbekannte streckt ihren nackten Fuß auf den Boden, einer Tänzerin gleich, bewegt sich durch den verspiegelten Flur hin zu ihrem Schminktisch, ihrem Lieblingsplatz. … ok, das wäre schon mal nicht ich – weder ist das mein favorisierter Ort noch habe ich einen verspiegelten Flur, aber gut, sei es drum. Sie, die, von der die Rede ist, mag es, sich hübsch zu machen. Blumen aus dem Garten stehen auf dem Schminktisch, Puder, Parfum und sonstige Utensilien, sie greift nach dem Lidschatten und dem Nude-Lipstick. Nude? Ich hätte eher auf eine sichtbare Farbe getippt in diesem Kontext. Offensichtlich wohnt die Dame im vierten Stock nahze des Palais Royal und dessen Gärten – sie scheint wohl nicht unvermögend zu sein. Und hat dort einen herrlichen Balkon voller Blumen. Wenn wundert es, dass sie fröhlich ist, glücklich?

https://www.pexels.com/photo/pregnant-woman-wearing-white-sweater-and-multicolored-floral-skirt-standing-on-balcony-879805/

Bouquet de Hongrie ist authentischer, ganz allgemein natürlicher, als ich ihn mir vorgestellt habe. Der Duft ruft keinesfalls „Hier komme ich, ich bin ein Parfum“, eigentlich ist er ganz und gar unfranzösisch. Zarte Rosennoten, leise knospend, frisch, jung, verhalten fruchtig, ein sehr sachte cremender Jasmin und erfrischende Früchtchen im Kopf – Birne, saftig, aber nicht überreif, ein paar herb-säuerliche Johannisbeeren und Anklänge von Walderdbeeren, gebettet auf einem sauberen, weichen Bett, das sich vornehmlich aus Zeder und Moschus zusammensetzt, sacht gewärmt von einem Quentchen Ambra.

Bouquet de Hongrie ist in erster Linie frisch, fruchtig-floral-frisch. Ihm wohnt eine gewisse Sauberkeit, eine seifig-cremige inne, die allerdings nicht „clean“ wirkt dank des jugendlich anmutenden Fruchtcocktails. Ein hübscher Duft, den ich vor allem an jüngeren Frauen sehe.

Gespannt, wie es weitergeht mit bdk Parfums Paris? Ich schon! Deshalb klemme ich mir für Euch noch die Collection Matière unter die Nase, es bleibt spannend!

Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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