Von Meer und Grün – Les Extravagants von Parfums de Rosine

Nach unserem letztwöchigen Ausflug in den Wald mit Parfums de Rosines Bois Fuchsia möchte ich mich heute zwei weiteren Düften der Les-Extravagants-Kollektion widmen: Bleu Abysse und Éloge du Vert. Blau und Grün sind heute also die vorherrschenden Farben des Tages, passend zum frühlingshaften Wetter draußen mit strahlend blauem Himmel und grüner Wiese vor dem Fenster.

Bleu Abysse – Les Extravagants – Blauer Abgrund

Ein Name, der mich nicht nur an das zwischenzeitlich etwas abgedroschene Nietzsche-Zitat „Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ erinnert, sondern auch an den Freitaucher-Kultfilm „Im Rausch der Tiefe“ mit Jean Reno, den ich vor gefühlt hundert Jahren beim Inselhopping auf den Kykladen auf eben jener Insel namens Amorgos im Open-Air-Kino angesehen habe, die unter anderem auch Drehort des Filmes war. Ein Film voller tiefblauer Abgründe, die sicherlich auch in einen zurückblicken, wenn man zu lange in sie hineinsieht. So schließt sich der Kreis. 😉

Für unsere Duftrezension muss ich vermutlich nicht hunderte Meter ohne Sauerstoff in die Tiefe tauchen und mich hoffentlich auch nicht mit meinen eigenen Dämonen auseinandersetzen. Parfums de Rosines Bleu Abysse handelt von Folgendem:

Bleu Abysse ist ein Parfum gegensätzlicher Empfindungen: eine tiefe, doch trockene marineblaue Note. Inspiriert von der französischen Rose „Rosa Moschata“, ist Bleu Abysse ein frischer Duft.

Als er Bleu Abysse erschuf, strebte der junge Parfümeur Serge de Oliveira danach, die Wellen der Euphorie einzufangen, die über uns hereinbrechen, wenn wir in der Nähe des Meeres sind, wenn die frische Gischt uns in die Tiefe zu ziehen vermeint. Eine frische Kopfnote leitet uns auf unserer Reise. Dieser Duft ist frisch, grün und zitronig: Bergamotte, Orange, Elemi und Schwarze Johannisbeere. Die elegante Vermählung von jodhaltigen Mineralien und Rosennoten lässt uns in die Tiefen dieses Parfums eintauchen. Schließlich sind es die Basisnoten aus Adlerholz, Weihrauch und Vetiver gemischt mit Algen, die uns hinfortreißen.

Bleu Abysse ist ein allumfassender und tiefer Duft, der uns dazu einlädt, in eine Erfahrung einzutauchen, die uns den Atem raubt.

Ein Sprung ins kühle Nass

Dezente Apnoetaucherassoziationen erweckt der Text bei mir, aber ich gehe davon aus, dass Serge de Oliveira mir nicht wortwörtlich, sondern nur im übertragenen Sinne den Atem rauben wird. 😉 Dafür wählte er die Duftnoten Bergamotte, Elemiharz, Schwarze Johannisbeere, Rose, Adlerholz (Oud), Patchouli, Vetiver, Seegras und Weihrauch.

Strahlend Blau duftet mir Bleu Abysse entgegen. Die helle und zitrische Herbe der Bergamotte vereint sich mit salzigen Seegrasnoten. Die Rose zaubert seifig-florale Noten hinzu, während eine dezente Rauchnote im Hintergrund untermalende Funktion einnimmt. Charakteristische Cassisnoten erzeugen dunkelfruchtige Akzente, die Bleu Abysse wunderschön und harmonisch abrunden.

Dieser tiefblaue Abgrund ist sonnendurchflutet. Leuchtende Meeresnoten mit fruchtig-zitrischen Akzenten, das sind die merkmale, die Bleu Abysse ausmachen. Aqua-Freunde können sich diesen Duft gerne auf die To-try-Liste schreiben. Ein ungewöhnlicher Rosenduft aus dem Hause Parfums de Rosine.

Parfums de Rosine – Éloge du Vert

„Ode an das Grün“ nennt sich Les Extravagants Éloge du Vert auf Deutsch und erinnert mich damit spontan an „Ode an Spot“, ein Gedicht, das der Androide Data dazumal in der Serie Raumschiff Enterprise an seine Katze Spot schrieb. Der ein oder andere von Euch mag sich vielleicht daran erinnern. Parfums de Rosines Ode an die Farbe Grün mag sicherlich emotionsgeladener und tiefgründiger sein, als die doch recht nüchtern verfasste Dichtung des humanoiden Roboters der Science-Fiction-Serie.

Eloge Du Verts Duft ist sehr … grün! Eine Note, die die auffallend florale Facette der „Rosa Muscosa“ ausdrückt. In der Tat steigt aus dieser Moosrose ein grüner Duft herauf, wenn die Blüten und Kelchblätter zwischen unseren Fingern zerrieben werden.

Delphine Lebeau stellte sich das Wiedererwachen dieses Gefühls vor, indem sie eine ungewöhnliche, aber deutliche Note erschuf: grünen Pfeffer. Diese Note folgt der Entwicklung des Parfums im Hintergrund, vermischt sich erst elegant mit der Rosenkopfnote, dann mit Pfeffer und Ingwer und erreicht ihren Höhepunkt mit Zedernholz und holzigen Patschulinuancen. Dieser Duft verströmt Charakterstärke und Selbstsicherheit, ohne dabei schwer zu sein.

Wie in aufeinanderfolgenden Lackschichten, erscheinen nach der etwas schrillen Süße der Kopfnote weiterhin süße, frische und würzige Facetten und schließlich eine trockene, erdige und kampferartige holzige Grundlage. Eloge Du Vert ist ein starkes, mutiges und selbstsicheres Parfum. Eine großartige Ode an die grünen Parfums!

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider

Delphine Lebeau-Krowiakj braucht für ihre Hommage an das Grün nicht viel. Ihr genügen die Ingredienzien Rose, Grüner Pfeffer, Pfeffer, Ingwer, Patchouli und Zedernholz. Recht gewürzig und scharf sieht die Parfumeurin die Farbe der Hoffnung. Ich bin gespannt.

Wunderschöne zarte Rosennoten eröffnen Éloge du Vert. Rosafarbene, von feuchtem Tau bedeckte Moosröschen, deren authentische und mädchenhafte Grazie überwältigend ist. Die sanfte Schärfe grünen Pfeffers gesellt sich hinzu, gefolgt von den zitrischen Noten des Ingwers. Das Duo führt das Röschen in holzigere Gefilde. Patchouli und Zedernholz sorgen für Tiefe, Wärme und eine solide Basis, auf der sich die Moosrose samt ihrer Begleiter entspannen und ausruhen können.

Éloge du Vert – Parfums de Rosine – Les Extravagants

Éloge du Vert ist kein Grün-Duft im althergebrachten Sinne. Kein knarzendes Blattgrün evoziert hier die farbspezifische Stimmung, keine plakative Tuberosengrüne, keine morastigen Dschungelnoten, kein Rasen- oder Kräuterduft. Nein, Éloge du Vert schafft es mit wenigen Mitteln, einem Hauch Rose, ein paar Gewürzen und Hölzern, eine ganz andere, neue Interpretation dieser Farbe zu erschaffen. Mein Favorit des heutigen Tages! Unbedingt testen! 🙂

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch eine schöne Restwoche!

Liebe Grüße
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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