Vom süßen Leben und schlaflosen Nächten – Parfumerie Particulière Teil V

Einen (vorerst) letzten Tag verbringen wir noch mit den Parisern von Parfumerie Particulière – sechs Düfte sind bereits rezensiert, acht umfasst die bisherige Kollektion. Heute also Vorhang auf für das fehlende Duo – BLUE MANDARINE und TYPEWRITER.

BLUE MANDARINE

„Lost between two mountains lapping the sea, this little Amalfian village sparkles. Rocked by the waves and shaded by our sail, weadmire this bustling hamlet where men and women hand in hand, hug and kiss. Deep layers of colour intermingle on the facades amking a patchwork dedicated to the sun, to Helios, to the sun. The orb in all its shades of yellow from dawn to dusk, then plunging from its zenith to a deep blue. Floating in the air, just above the water, is the perfumed trail of the Dolce Vita.“

Die Ingredienzen: „Blauer Ingwer“, Grapefruit, Mandarine, Klementine, Neroli.

Amalfiküste, klar. Damit macht man nie etwas falsch. Ich möchte gar nicht drüber reden. Urlaub kommt mir sofort in den Sinn, wunderschöne, oftmals alte Grandhotels, gutes Essen, Sonne, Wein, die pittoresken Häuser, oft genug in strahlenden Farben. Diesem reizenden Charme kann man sich eigentlich nicht entziehen, oder?

Mit BLUE MANDARINE ist es ein bisschen so wie mit Wasserspinat – das erste Mal, als ich ihn als Kind, vermutlich als Jugendliche bestellte bei einem Asiaten, war ich verdutzt. Sogar enttäuscht, weil er mit seinem Namensvetter so gar nichts gemein hat. Und dennoch, ich mag ihn mittlerweile gerne 😉

Wer hier eine Mandarine erwartet, eine prägnante, eine präsente, dem wird es vermutlich ähnlich gehen. BLUE MANDARINE offenbart zwar auch ein Mandarinchen, wenn man seine Nase tief genug im Duft versenkt, allerdings ist das ein zartes, ein holdes, zurückhaltend-schüchternes Mandarinenmädchen. Sehr viel mehr im Vordergrund steht der Ingwer, dessen fruchtig-herb-holziger Charakter, der von einer Art martimen Brise getragen wird. Ganz genau, das war mit „Blauer Ingwer“ hier gemeint. Kühl-würzig und modern, zitrisch-frisch und erfrischend.

In jedem Fall ein Immergeher, der sich aber in den wärmeren Jahreszeiten deutlich besser macht. Eine Art (post)modernes Cologne, für beide Geschlechter tragbar und hip – aber das sind sie ja alle, die Düfte von Parfumerie Particulière.

TYPEWRITER

„Nothing can defeat the insomnia, minutes become hours. And then an idea, fragments of a dream, a story of a journey, jetlag free, where you are the hero. Through your fingers, tapping on the keyboard, this night-time adventure is written on the page. The lingering fragrance of a dream as dawn breaks, like a perfume of ink and paper. A black ink stain on the virgin page of your sleepless nights.“

Die Ingredienzen: Papyrus, Patschuli, Castoreum, Leder, Ambra.

Die tintenblaue Nacht – das ist leider nicht von mir, diese Assoziation drängt sich allerdings generell häufig nahezu auf, riskiert man zu später Stunde einen Blick nach draußen. In diesem Fall erst recht, haben wir es doch mit einem von Insomnia befallenen Schreiberling zu tun, der eifrig, fast fiebrig nachts vor seiner Schreibmaschine sitzt, tippend. Ganz bestimmt gibt es solche noch. … und ich frage mich just in diesem Augenblick, ob meine Schreibmaschine eigentlich noch tut, die mir über die Jahre gute Dienste geleistet hat. Nun – ich werde es demnächst mal probieren. Vorher aber versuche ich TYPEWRITER, den Autoren-Tinten-Nacht-Duft, der … mich ähnlich für sich einzunehmen vermag wie sein bester Freund BLACK TAR.

Liebhaber von Comme des Garçons, BeauFort London und Co., aufgepasst – Ihr mögt TYPEWRITER und müsst ihn testen. Herb ist er, und in der Tat papiern. Diese bittere Säuerlichkeit der Tinte, tropfnasser Tinte, dringt an meine Nase, und gleichzeitig eine Art Druckerschwärze, gehüllt in Rauch, viel, viel Rauch, von altem (ja, bereits benutztem) Leder getragen. Und dann – Wärme, balsamische Wärme, die immer wieder durch den Rauch blitzt und umhüllt wie die … tintenblaue Nacht, da haben wir sie wieder.

Keine Frage – BLACK TAR und TYPEWRITER sind die beiden Avantgardisten der Kollektion, die beiden Kantigen. Doch auch der „Rest“ von immerhin sechs Düften hat etwas zu bieten – Euch auch? Habt Ihr schon getestet? Welcher Duft spricht Euch an?

Herzliche Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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