Pierre Guillaume und EIGHT & BOB

… habe ich mir für heute und morgen herausgepickt: Allesamt sind sie beim gleichen deutschen Vertrieb und haben Neuigkeiten für uns in petto, zumindest mehr oder weniger – EIGHT & BOBs Champs de Provence hat leider etwas länger gebraucht, bis er bei uns gelandet ist, ich kenne ihn bereits vom letzten Jahr aus Italien. Allerdings kommt er genau richtig, eignet er sich doch perfekt für die wärmeren Jahreszeiten. Und Monsieur Guillaume war emsig und hat zwei seiner Linien mit jeweils einem weiteren Duft bestückt – Parfumerie Générale mit Suede Osmanthe und Huitième Art mit Aqaysos. Schauen wir uns das Trio doch einmal näher an, meine Lieben!

Adel verpflichtet – EIGHT & BOB

Die Marke EIGHT & BOB geht der Eigenbeschreibung nach auf einen Aristokraten namens Albert Fouquet zurück. Es liest sich fast zu schön, um wahr zu sein: Natürlich lebte er auf einem Château, das als Familiensitz diente, irgendwo im schönen französischen Nachbarland. Und kreierte dort in seinen Gemächern unter dem Dach Düfte, wobei er sich von seinem Butler Philippe helfen ließ. 1937 traf er wohl während eines Urlaubs an der französischen Riviera, wo auch sonst, einen sehr bekannten Mann – John F. Kennedy. Dieser war so angetan von Alberts Duft, dass Albert ihm am nächsten Tag ein Fläschchen davon zukommen ließ mit dem süffisanten Hinweis: „In diesem Fläschchen finden Sie etwas von dem französischen Zauber, der Ihrer amerikanischen Persönlichkeit fehlt.“ Die beiden blieben in Kontakt und Kennedy bat Fouquet kurze Zeit später in einem Brief, er möge ihm doch acht weitere Pröbchen zusenden, wenn es möglich wäre, sowie eine weitere für Bob. Dem kam Fouquet nach – und beschriftete die Sendung mit „Eight & Bob“. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten – Kennedy verbreitete die Düfte, und Fouquet erhielt kurze Zeit später Anfragen von diversen Promis, die allesamt sein Parfum „Eight & Bob“ haben wollten.

Leider konnte Fouquet die Erfolgsgeschichte seines Duftes, seiner Tätigkeiten nicht lange genießen, geschweige denn ausbauen – er starb 1939 bei einem Autounfall in Biarritz. Sein Butler Philippe setzte seine Arbeit zwar noch einige Zeit fort, wurde aber durch den Beginn des zweiten Weltkriegs gezwungen, seine Anstellung bei den Fouquets aufzugeben. Die letzten Sendungen, die Philippe verschickte, machten eine Trickserei notwendig: Er versteckte die Flaschen in Büchern, deren Seiten er sorgfältig von Hand zurechtschnitt, um eine Beschlagnahmung der Parfüms durch die Nazis zu verhindern. Den Signature-Duft von EIGHT & BOB gibt es auch in einer Edition, die auf eben jene Geschichte rekurriert mit einer Buchverpackung – seht hier.

Die Rezeptur des Duftes hat der Erzählung nach die Familie des Butlers Philippe Jahre später wiedergefunden – so kam es zu einer Renaissance desselben als Marke.

EIGHT & BOB ist seit 2012 auf dem Markt. Mittlerweile umfasst die Kollektion sechs Düfte, darüber hinaus diverse Raumdüfte und Kosmetik. Wenn Ihr Lust habt, stöbert ruhig – Ihr findet in unserem Archiv vier Rezensionen, falls Ihr diese nicht bereits kennt 😉

Blühende Ländereien – Champs de Provence

Wie es sich für einen wohlhabenden Blaublüter gehört, reiste Fouquet wohl auch gerne und hatte dabei seine festen Routen und Anlaufstellen: Jedes Jahr im Frühling ging es für ihn von Antibes an die französische Riviera, wo er seine Freunde Chiara und Alessandro besuchte, um mit ihnen dem provenzalischen Frühlingsanfang beizuwohnen, den wundervollen Farben und Aromen, die um diese Zeit Augen und Nasen beglücken. Das Paar verschlug es wohl später auf die Philippinen, wo sie eines Tages ein Überraschungspaket von Fouquet erreichte, das von wahrer Freundschaft zeugte: Ein eigens von ihm kreierter Duft, der die frischen Frühlingsfreuden der traumhaft schönen Provence einfängt.

[Sorry, Herbstbild, aber zu schön, um es Euch vorzuenthalten ;)]
Diesen Duft haben wir nun vor uns stehen mit Champs de Provence. Und sollten uns daran erinnern, dass er eben den provenzalischen Frühling und die gesamte Landschaft, vor allem auch die der Rivieraküste abbildet und nicht nur das, was wir gemeinhin mit der Provence assoziieren – den Lavendel. Der ist nämlich wider Erwarten gar nicht drin – hier bin ich ein klassisches Konditionierungs- oder Gewohnheitsopfer, ich war gedanklich gleich auf einem lilafarbenen Feld gelandet.

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Orange, Birne; Herznote: Jasmin, Rose; Basisnote: Moschus, Ambra, Mate.

Champs de Provence quält mich – im positiven Sinne, wenn man das so sagen kann: Er erinnert mich an etwas, an einen Duft oder Geruch … und ich komme nicht drauf, kennt jeder von Euch. Frisch, „crispy“, auf eine Art und Weise sauber, die allerdings überaus authentisch wirkt. Gedanklich bin ich jetzt doch bei der Leinenwäsche, die im provenzalischen Garten mit angrenzendem Lavendelfeld auf der Länge hängt, ich kann gar nichts dafür 😉

Selbstverständlich deutlich wahrnehmbar sind die Zitrusfrüchtchen: Herb-säuerlich und erfrischend zeigt sich die Bergamotte, saftige Orangennoten erfreuen meine Nase und die Birne tanzt diesen Reigen mit, allerdings eine frühe, noch wenig reife Birne. Es blüht subtil im Hintergrund und grünt ein wenig, allerdings drückt auf meiner Haut und auch auf dem Teststreifen der Moschus schon sehr durch. Es wird also weiß, watteweich und flauschig, dabei aber stets frisch bleiben, wie eine luftige Frühlingsbrise, eine sanft-fruchtige in diesem Fall. Die versprochene Mateteenote, die normalerweise eine gewisse Würze bereithält, vermag ich leider nicht zu entdecken, obschon ich mich sehr darüber gefreut hätte – Ihr wisst es, ich bin eine alte „Teenudel“, ich liebe und genieße Tee, ob nun zum Trinken oder auf der Haut. Vielleicht, ganz eventuell und vielleicht … versteckt sie sich irgendwo zwischen Hesperiden und Moschuswölkchen, vielmehr – eine Teenote. Mate ist es meiner Meinung nach nicht, wenn schon. Auf Ambra im klassischen Sinne kann ich ebenfalls lange warten, zumindest auf und bei meiner Haut – das allerdings stört überhaupt nicht, denn die Frische des Duftes ungetrübt zu genießen macht Freude. Allerdings fällt auf, dass eine gewisse Wärme aus der Basis strahlt, die an die ersten Sonnentage erinnert, die wir gerade auch genießen können in Deutschland. Hier in Stuttgart ist es zwar nicht so schön wie an der Riviera – aber Champs de Provence tröstet, keine Frage 😉

Von der Stilrichtung her ist Champs de Provence ein modernes Cologne, das vornehmlich Frische zelebriert, die von Zitrusfrüchten und Moschus gemalt wird. Typisch französisch finde ich den Duft nicht – Riviera gibt es ja aber auch in Italien 😉

Unisex mit einem guten Tick in Richtung Damenwelt – so würde ich ihn einstufen. Perfekt für alle Damen und manche Herren, um sich von den ersten lauen Tagen und Abenden bezirzen zu lassen.

Dann mal viel Spaß, Ihr Lieben – genießt die Sonne!

Viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert