Bois d’Hinoki von Masakï Matsushïma …

… ist der dritte und letzte Duft im Bunde, was die duftende Haiku-Trilogie der Marke angeht.

Das Holz – Bois d’Hinoki

Bois d’Hinoki bezeichnet die sogenannte Hinoki-Scheinzypresse oder Muschelzypresse. Chamaecyparis obtusa wird in Japan als Edelholz angebaut und für den Bau von Palästen, Tempeln, Schreinen als auch für die traditionellen Nō-Theater verwendet. Außerdem stellt man tatsächlich auch Tischtennisschläger daraus her – wieder was gelernt. Die in Japan auch forstwirtschaftlich sehr geschätzte Hinoki-Scheinzypresse ist wohl in Europa recht selten als reine Art, es gibt aber diverse Kultursorten, deren Wuchs, Höhe und Farbe sich allerdings vom „Original“ unterscheidet. Sie gehört zu den „Fünf Bäumen von Kiso“, die 1708 im Lehen Owari (ein Fürstentum bzw. Lehen in der Edo-Zeit) unter Naturschutz gestellt wurde, so Wiki.

Welches sind denn diese fünf Bäume? Bei Wiki gibt es leider keinen Artikel, ich bin aber zu neugierig, um sofort aufzugeben … Zwei weitere Zypressengewächse gehören dazu, der Hiba-Lebensbaum, Thujopsis dolabrata, und die Erbensfrüchtige Scheinzypresse, auch Sawara- oder Faden-Scheinzypresse genannt, Chamaecyparis pisifera, darüber hinaus die Schirmtanne oder auch Kōya-Steineibe, Sciadopitys verticillata, sowie der Japanische Lebensbaum, Kurobe oder Nezuko, Thuja standishii, der bei uns mitunter auch Schwarze Scheinzypresse genannt wird. Die Bäume gelten alle wohl als heilig, was mich sofort an die Kodama denken lässt, jene Baumgeister, an die einige Japaner auch heute noch glauben und die vor allem dank der Filme von Miyazaki auch in Europa bekannt wurden („Prinzessin Mononoke“, „Mein Nachbar Totoro“). Hier ein schöner Artikel über diese traditionellen Geisterwesen.

Kodama (木魅) erscheint in Form eines alten Mannes – aus dem Werk Gazu Hyakki Yakō von Toriyama Sekien

Kommen wir zurück zu Bois d’Hinoki – zum Duft gibt es wie gewohnt ein Haiku:

„Die Frucht und der Baum
Teilen nicht dieselben Äste
und doch, solche Harmonie.
(Haiku von: unbekannt)“

Jean Jacques, der Parfümeur, kommt ebenfalls zur Wort zu seiner Kreation:

„Die Symbiose aus der Leuchtkraft frischer Feige und der Sinnlichkeit von Hinokiholz.“

Masakï Matsushïma zielen selbstredend auch auf den ehrwürdigen Hintergrund der Hinoki-Scheinzypresse:

„Hinokiholz ist seit Langem für seine spirituellen Eigenschaften bekannt. Es besitzt auch einen charakteristischen zitronenartigen Duft. Kostbar und luxuriös, Bois d’Hinoki ruft eine neue und zeitgemäße Frische hervor, die mit der Kraft eines holzigen Zederndufts kombiniert wurde.“

Auch für Bois d’Hinoki gilt, was für seine Vorgänger galt: Er ist nicht wahnsinnig komplex, aber man sollte sich ein paar Augenblicke Zeit nehmen, bevor man ihn zu leichtfertig abtut. Allerdings läuft er diesbezüglich weniger Gefahr, weil er weniger Leisetreter ist wie seine Freunde, er hat eine mehr als ordentliche Präsenz auf meiner Haut.

Bergamotte und Veilchenblätter sind angegeben als Ingredienzen, des weiteren Feige, Weihrauch, Zedernholz und Benzoeharz – natürlich zusätzlich zur namensgebenden Zutat. Mir fällt ziemlich genau ein Duft ein, der sich monothematisch dieser Zypressenart nähert, sie in den Mittelpunkt stellt, und zwar Comme des Garçons Monocle Scent One: Hinoki. Überhaupt habe ich CdG im „Verdacht“, dort schon häufiger mal Hinoki-Scheinzypresse geschnuppert zu haben, was bei dem Schwerpunkt vieler Düfte der Marke nicht verwundert. In jedem Fall kann ich den ersten Monocle zwar nicht direkt vergleichen, weil es schon länger her ist, dass ich ihn getestet hatte und ihn leider nicht hier habe, dennoch kann ich sagen, dass ich ihn ähnlich minimalistisch im Kopf habe, allerdings trendiger, avantgardistischer, kantiger, eben typisch CdG.

Bois d’Hinoki ist dennoch ein hipper Schönling: Ein holziger Duft mit wässrigen Anklängen, vor allem aber einer tollen Zitrusfrische, einer erfrischenden. Durch die an Wacholder erinnernde Fruchtigkeit, die dem Duft innewohnt, wirken die wässrigen Anklänge bisweilen aquatisch, allerdings auf authentische, nicht künstliche Art und Weise. Die dunkelgrünen Veilchenblätter stiften herbes Grün, das von Feigen begleitet wird. Feigenblätter satt, darüber hinaus auch einige, nicht übermäßig viele Früchte. Bois d’Hinoki ist nämlich in allererster Linie ein Holz- und kein Feigenduft, was mir überaus sympathisch ist – es gibt schon so viele Feigendüfte, jene Hinoki-Scheinzypresse allerdings könnte ruhig häufiger olfaktorisch thematisiert werden!

Bois d’Hinoki harzt zitrisch, subtile Rauchnoten offerierend und ganz zart als auch hintergründig gewärmt sich zeigend. In allererster Linie ist unser Hölzlein hier aber zitrisch-frisch und holzig-kühlen Naturells, weswegen er ein ganz klarer Unisex-Duft ist mit Tendenz in Richtung Mann.

Mir hat das Haiku-Trio gut gefallen. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, Düfte, die sowohl Nischen-Anfänger als auch Parfumistas überzeugen können und dann – die Kleingröße für die Handtasche. Das lockt einfach, wenn man ein paar mehr Düfte hat und es sich eben doch überlegt, ob man noch einen 100ml-Flakon dazu stellen möchte … Kennt Ihr das? Und wie steht Ihr zu dem Roll-On?

Viele liebe Grüße und einen guten Start in die Woche

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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