Vanhera Vanille, indisches Sandelholz und ein tropischer Obstsalat

Gleich drei Düfte werden wir uns heute zu Gemüte führen, die in den letzten Monaten lanciert wurden: Laboratorio Olfattivos Vanhera, Miller et BertauxIndian Study / Santal +++. Und zum Abschluss Simone Andreolis neuste Kreation mit dem provokativen Namen Don’t ask me permission. Daher möchte ich auch gar nicht lange um den heißen Brei herumreden, sondern mich gleich ins Rezensionsgeschehen stürzen. 🙂

Laboratorio Olfattivos Vanhera

Laboratorio Olfattivo schenkte dem schwarzen Nerotic im letzten Herbst einen zweiten Gleichgesinnten: Vanhera, einen ziemlich dunklen, fast schwarzen Vanilleduft, der der Duftfeder Luca Maffeis entspringt. Beide Düfte gehören zu der Duftkollektion „Laboratorio in Nero”, die sich thematisch um die Farbe Schwarz dreht. Nerotic hat sich Harmen vor einem Jahr schon einmal im Dufttagebuch vorgeknöpft, nachzulesen hier. Doch heute soll nun also der/die Zweitgeborene an der Reihe sein: Vanhera.

Vanhera: Eine dunkle Vanille, ein überraschender Duft, der faszinierende und diffuse Empfindungen hervorruft. Eine Reise um eine der legendärsten Duftnoten. Ein Vanilleparfum, das nicht den gewöhnlichen Vanilledüften entspricht, in denen einfach nur die süßen Noten hervorgehoben werden. Es handelt sich um einen Kampf, einen Konflikt zwischen den Ingredienzien.

In Vanhera versucht das Madagaskar-Vanilleabsolue seinen Platz in einem Universum voller Ingredienzien zu finden, das es eigentlich unterdrücken möchte.
Vanhera ist umringt, beinahe belagert, von den würzigen Noten von Pfeffer, Kardamom, Zimt; es wird von den warmen Noten von Sandelholz und Cashmeran umhüllt und von Karmawood, Timbersilk und ambrierten Noten akzentuiert. Und dennoch steigt das Vanilleabsolue empor und zeigt seine Präsenz, indem es das Herz und die Seele dessen erobert, der Vanhera riecht.

Der Pressetext steckt voller Kampfesandeutungen, was mir auf den ersten Leser ein wenig Respekt einflößt. Doch hoffe ich bin ich mir sicher, dass der junge italienische Parfümeur Luca Maffei kein krieglüsternes Gourmandbombardement voller quietschbunter und -süßer Vanillearomen im Impulse-Deo-Stil in die Welt gesetzt hat. Dagegen sprechen auch die Duftnoten Bergamotte, Kardamom, Rosa Pfeffer, Szechuanpfeffer, Sandelholz, Kaschmirholz, Zimt, Vanille, Ambra, Moschus und Hölzer. 😉

Vanhera zeigt sich nach dem ersten Aufsprühen als deutlich ledrig-pfeffriger und tiefschwarzer Vanilleduft. Markant ist im Auftakt die starke Pfeffernote, die nach und nach von der dezenten herben Frische der Bergamotte besänftigt und durch die kantige Würze von grünem Kardamom akzentuiert wird. Im weiteren Verlauf zieht sich das Pfefferduo langsam aus dem Duftgeschehen zurück.

Laboratorio Olfattivo – Vanhera

Die entpfefferte und damit entschärfte Version von Vanhera rangiert nach wie vor auf der dunklen Seite der Macht. Schwarze Vanillenoten vereinen sich mit dem nach wie vor anwesenden Kardamom und aromatischem Zimt zu einem gänzlich unweihnachtlichen, da komplett unsüßen Gewürzarrangement. Sandelholz gesellt sich hinzu und schenkt dem Gewürztrio balsamisch-warme Holznoten. Ambra und Moschus betten die Dunkelvanille im Duftausklang auf ein samtig-sanftes Nachtlager voller kuschelig-pudriger Flauschekissen.

Laboratorio Olfattivo präsentiert mit Vanhera einen richtig tollen Gewürzduft. Erwachsen, elegant und mit einer gehörigen Portion Sexappeal ausgestattet, zeigt sich die Vanille in Vanhera von ihrer dunkelsten und vielleicht auch schönsten Seite. Mein Fazit: Unbedingt testen!

Miller et Bertaux’ indisches Sandelholz

Auch unser zweiter Duft des Tages ist einer ganz speziellen Duftnote gewidmet: Indian study / Santal +++ ist eine Ode an das Sandelholz. Der Name der neusten Kreation aus dem Hause Miller et Bertaux klingt für mich etwas sperrig, aber die zwei künstlerischen Multitasker Francis Miller und Patrick Bertaux sind ja bekannt für ungewöhnliche Namensgebungen.

Indian study / Santal +++ ist das dreizehnte Parfum von Miller et Bertaux, das insbesondere den Sandelholzliebhabern gewidmet ist. Sandelholz mit drei Pluszeichen als Erkennungsmerkmal.
Indian study / Santal +++ ist ein Duett aus Mysore-Sandelholz, das zur besten Qualität indischen Sandelholzes gehören soll, und der Rinde des Amyris-Sandelholzes mit seinen reinigenden Eigenschaften.
Indian study / Santal +++ ist ebenso ein Parfum der Gewürzmischung Masala mit den Düften von Curry und Kumin.
Indian study / Santal +++, die ganze Raffinesse des lackierten Holzes der indischen Musikinstrumente.
Indian study / Santal +++, ein Übermaß an Sandelholz, das in einer moschusartigen und so indischen Sinnlichkeit versinkt.
Indian study / Santal +++, ein kompromissloser Duft. Sandelholz am Höhepunkt. Ein Unisex-Parfum. Frauen und Männer werden sich gegenseitig erkennen.

Das Künstlerduo wählte für ihre neue Kreation mit den drei Pluszeichen Mysore-Sandelholz, Amyris, Kumin, Curry, Hölzer und Moschus. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich den Duft auch ungetestet schon einmal in die Abteilung „Holzig“ einordne. 😉

Gleich nach dem Aufsprühen offenbart Indian study / Santal +++ warme und gewürzige Holznoten, denen eine leichte Rauchigkeit innewohnt. Ich bin ja normalerweise kein Fan von Räucherstäbchen, aber dieser Duft riecht wie eines und zwar ein tolles. Diese Wärme und balsamische Süße des Sandelholzes, kombiniert mit der grünlichen Würze von Kumin und Curry, untermalt von verschiedenen Hölzern und im Ausklang abgerundet mit pudrigen Moschusnoten.

Miller et Bertaux – Indian study / Santal +++

Indian study / Santal +++ ist wahrlich ein Sandelholzduft durch und durch. Kein Duft, der mit einem gewaltigen Duftverlauf aufwarten kann. Aber das muss bei einer Kreation, die sich um eine bestimmte Ingredienz aufbaut, ja auch gar nicht unbedingt sein. Hier gibt es keine Ablenkung durch immer wieder aufblitzende neue Duftnoten. Indian study / Santal +++ zeichnet sich durch sandelholzige Kontinuität und eine lange Haltbarkeit aus. Freunde von (Sandel-)Holzdüften sollten diesen Duft unbedingt einmal testen. 🙂

Simone Andreoli – Don’t ask me permission

Ein ganz anderes Kaliber als unsere beiden ersten Kandidaten heute ist Simone Andreolis Don’t ask me permission. Der junge Italiener entführt uns in tropische Gefilde, nämlich nach Rio de Janeiro. Hier feiern wir – allem Anschein nach – eine wilde Party und tanzen gedankenverloren und beschwipst durch die Nacht. Als Duftnoten präsentiert uns Andreoli Limette, Orange, Zucker, Passionsfrucht (Maracuja), Pfirsich, Ylang-Ylang, Heliotrop, Ambra, Weißer Moschus und Sandelholz.

Hinein in den Rhythmus von Rio, ich möchte nicht nachdenken, ich möchte mein Leben lang im Feuer der Leidenschaft tanzen.
Ohne Sorgen, absolut frei, ohne Absicht, ohne Reue. Trink weiter, denn die Nacht wartet darauf, uns in ihren Bann zu ziehen und uns am Strand liegend zurückzulassen – mit nichts als unserem Atem. Wir sollten uns nicht zu viel Zeit lassen, weil wir dies nicht möchten.
Das Verlangen ist eine Sprache, die nicht übersetzt werden kann, ein Drang, dem nachgegeben werden muss, ohne edle Gefühle um Erlaubnis zu fragen.

Don’t ask me permission ist bei dem tristen grauen Januarwetter draußen genau der richtige Lichtblick für mich. Gleich nach dem Aufsprühen lacht mir die sonnige Spritzigkeit von herb-grüner Limette und fruchtig-süßer Orange entgegen. Zu den beiden Hesperiden stößt bereits nach kurzer Zeit ein samtig-sanfter Pfirsich mit rot-orangefarbenen Bäckchen und verlockend-saftigem Fruchtfleisch.

Ylang-Ylang und Heliotrop schenken Don’t ask me permission cremige und lieblich-florale Noten mit deutlichen Vanillenuancen. Die Passionsfrucht sorgt im Hintergrund für ihre charakteristischen süß-säuerlichen Aromen, die dem blütenverzierten Obstsalat ganz wunderbar zu Gesicht stehen. In diesem Stadium verbleibt der Duft eine lange Zeit, bevor sich langsam warm-ambrierte Noten, balsamisches Sandelholz und sanfte Moschustüpfelchen ins Duftgeschehen schieben und den Ausklang von Don’t ask me permission einläuten.

Simone Andreoli – Don't ask me permission

Für mich ist der Rio-Tropen-Party-Duft von Simone Andreoli mein heutiger Tagesfavorit. Vielleicht liegt es am tristen Wetter, vielleicht an meiner momentanen dauerkränkelnden Verfassung, who knows? Dieser tropisch-fruchtige Obstsalat bringt meine Stimmung wieder in Schwung und macht einfach gute Laune. 🙂 Neugierig geworden? Dann auf ans Testen!

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch eine wunderschöne Woche.

Liebe Grüße,
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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