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Pitti Fragranze 15 – Teil 3

Und weiter geht es mit der Pitti 🙂

Florentinische Spezialitäten – Mirko Buffini

Der letzte Artikel fand seinen Abschluss mit einer typischen Marke aus Florenz, Farmacia SS. Annunziata. Neueren Datums und ebenfalls in Florenz beheimatet ist Mirko Buffini, ich hatte Euch bereits letztes Jahr über die Marke berichtet. Ich mag sie ausnehmend gerne und weiß immer noch nicht wirklich, weshalb sie in Deutschland noch nicht breiter vertreten ist. Eine Kollektion sehr schöner Düfte, originell und innovativ, aber tragbar. Man spielt wohl mit dem Gedanken, eventuell ein Geschäft zu eröffnen vor Ort – das ist eine Erklärung dafür, dass jetzt ordentlich „nachgelegt“ wurde mit einer demnächst erscheinenden neuen Kollektion. Wieviele Düfte waren es? Zehn, und alle in gewohnt exzellenter Qualität. Das Thema ist Finnegans Wake von James Joyce, alle Namen orientieren sich an diesem Klassiker der Weltliteratur.

La Chute d’Eau ist keine Neuheit, dafür ständig ausverkauft. Der Name heißt übersetzt soviel wie Wasserfall, hat etwas mit „nude“, ergo Nacktsein zu tun … ich denke an Brooke Shields Lagunenmärchen im Gegensatz zum Dschungelcamp, nackt unter dem Wasserfall stehen, Ihr wisst schon … 😉 In jedem Fall ist es ein tolles EdC mit Anklängen von Neroli, milchigen Noten und einem wunderbar weichen „Boden“ aus Ambrettesamen und Moschus.

Hier etwas, das viele von Euch erfreuen dürfte – ein „Probenset“ des Hauses mit 10ml-Größen, insofern auch keine „Proben“ in dem Sinne. Ich denke, dass sich viele Parfumistas so etwas wünschen, man hat ja schon zig Flaschen zu Hause stehen, manchmal möchte man einen Duft einfach nur in Klein(st)größe für bestimmte Gelegenheiten besitzen. Ich weiß, es ist aufwendig und teuer für die Marken, so etwas herzustellen – aber ich bin mir sicher, dass es ankommt. Wie steht Ihr dazu?

Leider schlecht beleuchtet, aber das Wichtigste ist „drauf“: Unten die „alte“ Kollektion, oben die Neuen in transparentem Blau gehalten.

Baruti …

oder vielmehr der Mann dahinter, unser Freund Spyros, hatte keinen Stand auf der Messe, war aber wie viele andere dennoch vor Ort und hat mir in der Cafeteria verraten, was uns als nächstes erwartet – Raumdüfte! Ich habe sie gleich abfotografiert, obschon es noch ein bisschen dauern wird, bis sie in den Handel kommen.

Ein Oudduft ist dabei, dann war ein Weißblüher darunter, Nummer drei ist mir gerade entfallen, weil mich Nummer vier so begeistert hat: Rooibos/Roibusch und Honig. Spyros fragte mich, was ich von den Flaschen halte – wie findet Ihr sie? Ich persönlich finde sie cool, auch wenn sie in ihrer Optik an Reiniger oder ähnliches erinnern. Moschino hat es auch getan, in der Nische geht das allemal durch, zumal: Bei einem Raumspray interessiert mich in allererster Linie, ob der Sprühkopf gut verteilt und sprüht (check: tut er), die Flasche selbst dient bei mir nicht der Präsentation in Form eines „Schmuckstücks“. Davon ab – wie gesagt, ich finde die Optik witzig, meines Erachtens nach passt es zu einer Indie-Marke. Wie seht Ihr das? Verwendet Ihr Raumsprays?

Ulrich Lang …

… war auch hier – der gebürtige Schwabe, der dort herkommt, wo Harmen heute lebt, war schwer beschäftigt. Das musste ich natürlich festhalten – Zeit für ein Schwätzchen gab es später auch noch, allerdings war kein neuer Duft Thema, diesbezüglich müssen wir uns wohl gedulden 🙂

Technique Indiscrète …

… ist eine Indie-Marke, die man selten sieht in Parfümerien. Leider. Ich mag die Kollektion von Technique Indiscrète ausnehmend gerne und besitze auch einige Düfte des Belgiers, der auch Mode macht. Einige ausgesprochen schöne Chypres mit Vintage-Charakter gehören dazu (Paname Paname und Plaisir d’Amour), Veloutine, ein herrliches Veilchen-Leder mit Beerennoten, Indiscrète, ein für mich ganz untypischer Duft, der … fröhlich, überaus fruchtig und sommerlich ist. Santa Subita ist ein Vollblutweihrauch, Délivre Moi ein wahnsinnig schöner Eukalyptus-Honig mit Weißblühern und Mandel. Einige für mich neue Düfte gab es auch, die ich allerdings erst in Ruhe zu Hause testen muss.

Lackliebe – Ferdua

… sind ein Familienunternehmen und fertigen Nagellacke, die nicht nur ökobewusst sind sowie tierversuchsfrei, sondern zudem eine tolle Deckkraft besitzen und eine exzellente Haltbarkeit aufweisen. Wer kennt es nicht – viele Lacke splittern gerne schon nach kurzer Zeit und/oder möchten in zehn Schichten aufgetragen werden, um richtig zu decken. Das nervt, weil es unfassbar viel Zeit kostet. Zumal frau nicht den ganzen Tag untätig herumsitzen kann, bis der Nagellack dann mal gedenkt, fest zu sein … Die Farbpalette ist toll und der Stand auf der Pitti war es auch.

Herrlich düster – Beaufort London

Leo hatte einen Neuling mit im Gepäck, der in gewohnt sinistrer Aufmachung daherkommt, und zwar qualitativ erwartungsgemäß ausfällt (nämlich richtig gut), aber erstaunlich „zahm“ ist – für die Verhältnisse Beauforts 😉

Iron Duke heißt er, und bildet den Auftakt zu einer neuen Linie namens Revenants. Die bisherigen Düfte gehören zu der Come Hell Or High Water-Linie, Iron Duke ist der erste Vertreter der Revenants:

„‘REVENANTS’ presents a collection of olfactory impressions of figures from Britain’s past. Characters from our history whose presence lingers, subtly.

Vol 1 – ‘Iron Duke’ is a tribute to Arthur Wellesley, Duke Of Wellington (1769 – 1852). Here, perfumer Julie Dunkley has created a strikingly powerful fragrance with animalic depths  – an apparition of the celebrated horseman, warrior politician and sartorial pioneer.“

Die Vertriebsmitarbeitern am Stand betonte, man würde bereits alle Zutaten auf dem Werbefoto sehen können als da wären: Leder, Tabak, Schießpulver und ein Quentchen Tier.

Jovoy zeigte sich umtriebig …

… und hatte viel Neues am Stand – allerdings wird uns einiges davon leider (erst einmal?) nicht erreichen. Eine limitierte (?) und bisher nur in Frankreich zu erwerbende Rosenschönheit zum Beispiel:

Darüber hinaus haben Jovoy einen netten Contest veranstaltet, den ich mir für uns auch wünschen würde in Deutschland:

„In 2017, Jovoy Parfums Rares, in collaboration with its official exclusive distributors and retailers in Iran and Italy, has launched an artistic project with the aim of creating perfumes for each country. Their first perfum was created for Italy to be sold exclusively there.

4 perfumers – Amelie Bourgeois, Andrea Casotti, Anne Sophie Behaghel and Thierry Bernard – participated in #What Matters is Inside Contest to translate in perfume what Italian people care and love in scents.

All 4 creations were presented in stores for customers to vote. Andea Casotti won the contest.“

Diese bunte Collage ist das Ergebnis dessen, was sich Kunden als Parfum gewünscht hatten und war Vorgabe für die Parfumeure. Geplant ist es, diese Aktion auch auf andere Länder auszuweiten, in denen Jovoy vertreten ist.

Einen Neuling, den wir alsbald auch bekommen dürften, war Incident Diplomatique, ein Vetiver mit Mandarine in der Kopfnote.

Einem neuen Trend folgt Laurent Mazzone …

… mit seiner neuesten Schöpfung, Veleno Doré. Zumindest sehe ich ihn, diesen Trend – Gourmanddüfte, die sich Edelalkoholika widmen. Davon gibt es schon einige, aber bei weitem nicht genug, wie ich finde. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass das zunimmt – mir soll es recht sein, ich mag derlei Aromen, vor allem Rum. Das hat vielleicht dazu geführt, dass meine Fotos von Mazzones wie immer aufwendigem Stand nicht so dolle sind, denn der Neuling hat es mir sehr angetan: ein Tabakduft mit einer raumgreifenden Note köstlichen Rums samt trockenfruchtiger Anklänge. Sehr sehr schön, ich muss ihn gleich testen, wenn er bei uns im Shop landet!

Heeley – Fotoscheu …

… war man bei dem Engländer am Stand, was ich auf einer Messe immer so gar nicht nachvollziehen kann: Wieso sollte man einen Messeauftritt nicht fotografieren dürfen? Das dient doch der Berichterstattung und ist insofern Werbung, oder nicht? Egal. In jedem Fall gibt es einen neuen Duft von James Heeley, eine Kooperation mit dem Fashionlabel Maison Kitsuné, der auf den Namen Notes de Yuzu hört:

„An irresistible, eclectic mix – Note de Yuzu contains the energy and zest of Japanese yuzu layered over aquatic, marine notes. It’s immediate fruity freshness will soften to reveal a sensual saltiness on the skin, reminiscent of a traditional Japanese yuzu bath.

Created for Maison Kitsuné in collaboration with Masaya Kuroki and Gildas Loaëc this perfume is a multicultural blend of English, French and Japanese notes.“

„Paris meets Tokyo. In a radiant Yuzu bath.“ So steht es auf Heeleys Webseite. Und es passt – genauso wie die Farbe, denn der Duft ist strahlend (und kühl) GELB. Modern, minimalistisch und zitrisch, aber eben mit Yuzu, jener tollen Hesperidenfrucht, die viel häufiger in der Parfümerie in Erscheinung treten sollte!

… was das Nackedei dort soll? Keine Ahnung 😉 Und Kitsuné kenne ich nicht gut genug, um es (besser) zu verstehen. Macht aber nichts, den Duft mag ich 😉

Mein Messepulver ist noch nicht verschossen, bald geht es weiter, meine Lieben – jetzt wünsche ich Euch aber zuallererst ein schönes Wochenende!

Viele Grüße

Eure Ulrike

[Bildquelle Vorschaubild: AKAstudio – collective]

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Christel
    3. Oktober 2017
    Antworten

    Ich bin inzwischen ein großer Fan von kleineren Abfüllmengen, aus den von Dir schon angeführten Gründen (Platzmangel, 100-ml-Flaschen krieg‘ ich nie aufgebraucht … ), und grad 10-ml-„Travelsizes“ finde ich ganz prima (genau, danke Edition F. Malle). Außerdem ist da eher mal ein „Spontankauf“ im Budget 🙂 …
    Bei Sets sind dann aber meist auch Düfte enthalten, die mich nicht wirklich interessieren – und z.B. 5 x 10 ml sind dann preistechnisch meist richtig teuer. Gute Idee: die frei mischbaren Proben- und Explorersets von Andy Tauer (macht die Sache nicht günstiger, aber ich habe wirklich die Düfte, die mich interessieren).
    Viele Grße, Christel

  2. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    25. Oktober 2017
    Antworten

    Hallo liebe Christel,

    ich denke, dass Du exemplarisch die Wünsche der meisten Parfumistas beschrieben hast. Ich glaube wirklich, dass es das Anliegen vieler ist, die Kiste mit den frei zusammenstellbaren „Proben“-Sets bzw. Travellergrößen. Für viele kleinere Hersteller ist es allerdings leider schlecht machbar, weil letztendlich in der Herstellung der Preis in vielen Fällen fast derselbe ist, sich aber kaum auf den Verkauf übertragen lässt. Dennoch – ich würde mir auch mehr Kleingrößen wünschen.

    Viele liebe Grüße

    Uli

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