Die Düfte der Vilhelm Parfumerie …

… sind soeben bei uns im Shop gelandet – endlich! Lange hat es gedauert, jetzt wurden unsere Gebete erhört und unsere Bemühungen belohnt 😉 Für mich Grund genug, mich sofort auf die Düfte zu stürzen – die ersten Tester sind bereits da, weswegen ich schon drei Pröbchen hier liegen habe, die ich mir heute postwendend stellvertretend für Euch unter die Nase klemme.

Ein neuer Duftstern am Himmel des Big Apple – Vilhelm Parfumerie

Aber kommen wir zuerst noch kurz zur Marke an und für sich, zu Vilhelm Parfumerie. Namenspate dafür war der Großvater des Gründers Jan Ahlgren, eine, wie Ahlgren schwärmt, elegante und charismatische Erscheinung. Er inspirierte Jans Begeisterung für klassische Ästhetik und den Glanz des frühen 20. Jahrhunderts. Bei Vilhelm finden sich in moderner Ästhetik und Duftsprache immer auch Andeutungen der Vergangenheit, ein Fingerzeig in Richtung Historie.

Ahlgren selbst ist Sohn einer Amerikanerin und eines Schwedens und in Schweden geboren, dass er zuerst zugunsten eines Lebens in Paris verließ, wo er damit begann, für die Modeindustrie zu arbeiten. Ein Nomadendasein folgte, das ihn schlussendlich nach New York führte, wo er sich in seine jetzige Ehefrau und Teilhaberin als auch in den Big Apple verliebte, der jetzt seine Wahlheimat ist. Während er in New York Handtaschen entwarf, begegnete er dem talentierten Jérôme Epinette und ließ sich von der alten Praxis der Handschuhmacher inspirieren, die das Leder parfümierten – er beauftragte Jérôme mit einem solchen Duft. Nach dieser glücklichen ersten Zusammenarbeit konnte Jan an nichts anderes mehr denken. Er war geradezu gefesselt von der Macht des Dufts, Gefühle hervorzurufen, einzufangen und zu übermitteln. Indem er seine Liebe zum Design mit seiner immer stärker werdenden Leidenschaft für Düfte verband, war Vilhelm Parfumerie geboren.

A Lilac A Day – eine Liebeserklärung an den Flieder

„Clean Breath of London – Serious freshness without frivolity. The fragrance is inspired by the clean breath of the city after the showers pass. Gentlemen step out from under protective storefront canopies, their impeccable British style uncompromised. Bergamot, cardamom and violet establish a strong core, tempered by a birch tree and patchouli base. Zesty and triumphant with a soft echo of the storm.“

Black Citrus zelebriert die Hauptstadt der Engländer, London, und zwar während, vielmehr nach einem Regenschauer. Kennen wir London überhaupt ohne Regen? Ich schon, allerdings habe ich dort noch nie ein paar Tage verbracht, in denen nicht zumindest ein Guss erfolgte. Macht aber nichts, ich mag Regen. Und die beschriebene Szene kann ich mir mehr als gut vorstellen.

Black Citrus ist ein wahnsinnig toller Duft, ich bin spontan und ziemlich flammend verliebt! Und kann die Assoziation sehr gut nachvollziehen: Stellt Euch obige Szene vor – irgendwo an der Straße am Rand eines Parks, der Regen hat die Erde der Gartenanlage durchdrungen und befeuchtet, die Pflanzen genährt, perlt von ihren Blättern herunter, die Luft ist feucht und schwanger von dem Duft der Flora, sie schillert in allen denkbaren Facetten von Grün, vor allem aber in Dunkelgrün, in Kiefern- und Moosgrün, in Grasgrün und Smaragdgrün, in Minzgrün, Farngrün und Laubgrün – und duftet auch genau so. Grasig-salzige Noten, Anklänge von Herbheit und Bitterkeit.

Die Rede ist hinsichtlich der Noten von Kardamom und Bergamotte, Veilchen, Matetee, Birke und Patchouli – das führt mich gedanklich in die Irre. Ja, hier sind zitrische Sprenkler vorhanden, die Rauchigkeit von Birke und Mate hüllt ein, Erde nehme ich ebenfalls wahr, die offensichtlich hauptsächlich von Veilchen und Patchouli stammt. Dennoch – der Duft riecht nach mehr als die Summe seiner Bestandteile, wie so oft ist das Ganze eben doch … mehr. Je länger ich warte, desto besser entdecke ich in der Tat kleine Veilchen, die ihre Köpfchen gen Himmel recken, zart-pudrig lockend. Nichtsdestoweniger haben wir es hier mit einem herb-salzigen Grünling zu tun, einem bitteren, der perfekt zu den Anzügen aus der nahen Savile Row passt. Will sagen: Ein Männerduft. Aber einer, der sicherlich auch einige Frauen verzücken wird, so wie mich.

Und was schwirrt mir spontan im Kopf herum? Simone Andreolis Business Man, der allerdings vornehmlich Gras zitiert und ebenso grün ist – Black Citrus ist viel dunkleren Grüns. Ich denke an Sycomore von Chanel, dessen Salzigkeit sich hier findet, der aber ein klassischer Vetiverduft ist, was Black Citrus definitiv nicht für sich beanspruchen kann. Trotzdem sollte die Richtung passen. Darüber hinaus sehe ich eine gewisse Ähnlichkeit mit Parfumerie Générales No. 24, Papyrus de Ciane, der ähnlich dunkelgrün und bitter-herb sich zeigt, darüber hinaus ebenfalls eine gewichtige Basis hat.

Die Hollywood-Diva – Do Not Disturb

„An intoxicating floral with warm clove, spicy carnation, and smoky vetiver notes. This exclusive scent was created to capture the glamorous heyday of Hollywood, recalling scenes of Marilyn Monroe and the Rat Pack drinking cocktails at the Beverly Hills Hotel. Not your typical floral, a heart note of carnation is unexpectedly warmed with clove and sweetened with rich cassis, while vetiver and papyrus provide a smoky wood undercurrent that make the fragrance at once confident and alluring.“

Ich sehe schon, für mein Budget wird es eng …Ylang, Tuberose, Gardenie und Orchidee sind angekündigt, darüber hinaus Bergamotte, Vetiver und Tonkabohne … Und ich möchte bitte soweit gehen und sagen, dass ich noch nie einen solchen Floralen geschnuppert habe. Nein, es lassen sich hier eben keine einzelnen Noten herauspicken – oder nur sehr schwer, das tut dem Vergnügen allerdings keinen Abbruch, ganz im Gegenteil!

Was für eine wunderschöne Note von schwarzer Johannisbeere, die hier auf Orchideen trifft! Und ich meine wirklich diesen dumpfen, dichten, schweren und samtig-cremigen, einhüllenden Duft von Orchideen, der perfekt von Cassis ausbalanciert wird, sodass er nicht zuviel wird. Trotzdem ist das hier eine Femme Fatale, eine extrem moderne, aber dennoch wahnsinnig selbtbewußte von einer sagenumwobenen Präsenz. Papyrus stiftet klitzekleine bittere Akzente und Vetiver raucht und salzt – für beide gilt: Sie sind Hintergrundmusik. Sie sorgen für mehr Volumen, für eben jene Ecken und Kanten, die Do Not Disturb daran hindern, zuviel Blume zu sein, zu opulent und alles verschlingend zu werden. Und dann sind da noch diese netten, kinky wirkenden Lederanklänge, die irgendwo im Zusammenspiel freigesetzt werden …

Do Not Disturb ist ein herrlicher Duft – und muss sicherlich als allererstes her. Was soll ich sagen? Drei neue Düfte, gehen wir von einer Skala von 0 bis 10 aus, ist letzterer für mich eine 11, die beiden anderen irgendwo zwischen 8,5 und 10. Besser kann es eigentlich nicht laufen – nur eben nicht für mein Budget 😉 Ich bin rasend gespannt auf die anderen Düfte und stelle sie Euch umgehend vor, sobald sie bei mir gelandet sind!

Einen schönen Tag Euch und alles Liebe,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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