Lilien im Sturm – Fathom V von BeauFort London …

ist unser Thema heute und damit der zweite Neuling aus dem Hause BeauFort London, den wir uns diese Woche näher ansehen. Er sieht sich von „dem anziehenden, gefährlichen Sog des Wassers“ inspiriert und verweist einmal mehr auf literarische Schwergewichte, genauer auf Shakespeares „Der Sturm“ und „Hamlet“.

„Ein anspruchsvoller aquatischer Fougèreduft, denn „Fathom V“ ist intensiv grün, aber dunkel und wirft als Kopfnoten gehaltvolle Moose mit aromatischen Kräutern in die Waagschale sowie das Funkeln von Wacholder und Mandarine. Florale Untertöne von Thymian, Lilie, Jasmin und Ylang-Ylang vermischen sich mit würzigem Ingwer, Kumin und schwarzem Pfeffer, um die Herznoten zu bilden, während die gesamte Komposition aus einer intensiven Basis aus Hölzern, Patschuli, Vetiver, Salz, Weihrauch und Atlas-Zedernholz ruht. Die Gesamtwirkung ist von einer verführerischen, einhüllenden Tiefe …“

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Bevor wir uns dem Duft zuwenden, muss ich noch loswerden, dass ich mir schöne Internetseite von BeauFort London selbstredend näher angesehen habe. Außer den Düften hat die Firma des Prodigy-Drummers noch weitere Produkte im Portfolio, mal schauen, ob wir die auch irgendwann bekommen. Es handelt sich dabei um wirklich sehr adrette Duftkerzen, siehe hier:

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Außer den Duftkerzen gibt es noch ein … Bartwachs, na klar. Damit ist Crabtree mit seiner Firma BeauFort London natürlich ganz im Trend, dem des Lumbersexuals, Ihr wisst schon … Selbst Bartträger hat er dem Billionaire erzählt, warum er ein eigenes Bartwachs produzieren musste. Überhaupt gibt es einige ganz nette Interviews von ihm, beispielsweise das sehr ausführliche bei Fragrantica: BeauFort London – A year of reflection in fragrance.

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Andrew Ogilvy – Leo Crabtree (all rights reserved)

Wenden wir uns Fathom V zu … was ergründet er? Was lotet er aus? In dem Fragrantica-Artikel ist von Nietzsches Zitat die Rede, von dem Abgrund, in den man lange geblickt hat und der zurückblickt, direkt in einen selbst. Nun ja – Abgründe … solch tiefe Schluchten reißt BeauFort London nicht, zumindest nicht mit den beiden neuen Düften. Ich denke bei jenen Meerassoziationen, den aufgeworfenen, eher an Baudelaires Mensch und das Meer aus seinen Fleurs du Mal:

Auf immer, freier Mensch, wirst lieben du das Meer,
Dein Spiegel ist das Meer. Du schaust der Seele Bildnis
Im weiten Wellenspiel der ungeheuren Wildnis,
Gleich ihm ist deine Brust von Bitternissen schwer.

Gern schaust dein Bild du, das die Wellen dir enthüllen,
Mit Auge und mit Arm faßt du es, und dein Herz
Vergißt wie trunken oft den eignen lauten Schmerz
Bei dieses Klagesangs unzähmbar wildem Brüllen.

Schweigsam und dunkel seid ihr beide allezeit:
Mensch, noch drang keiner je in deine tiefsten Gründe,
Meer, noch fand keiner je den Reichtum deiner Schlünde,
So bergt ihr euren Hort in finstrer Heimlichkeit.

Jahrtausende hindurch rollt euer nimmermüder
Und mitleidsloser Kampf bar jeder Reue fort.
So sehr liebt beide ihr die Schlachten und den Mord,
O ewges Kämpferpaar, o nie versöhnte Brüder!

Eine alte Analogie, zugegeben. Und Perlen, die findet man wo? Am Meeresgrund, auch gerne mal der tiefen und/oder stillen Gewässer, das wusste auch Heine schon. Für mich ist Fathom V eine Perle, eine, die ich unbedingt besitzen muss! Eine ganz schnelle Entscheidung, ungefähr 1,27 Sekunden nachdem Fathom V auf meiner Haut gelandet ist.

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Oh mein Gott, ist der schön! Und nein, liebe Männerwelt, der darf Euch nicht alleine gehören! Sein oder Nichtsein, wenn wir schon bei Shakespeares Hamlet angelangt sind – Fathom V ist ein Vollblutfougère, aber ein ganz besonderer, meine Lieben! Und zwar ein Lilien-Fougère, was ihn, obgleich er männlicher Natur ist, doch wiederum tragbar macht für uns Damen Frauen.

Eine Lilie, eine wunderschöne und herrliche, anmutige, weiße und königliche, die ihr Haupt gen Himmel reckt – inmitten von Grün in all seinen Facetten: Dunkelgrün-Schillerndes, Leuchtend-Grün-Strahlendes, herb-bitter, verhalten krautig, bisweilen grasig, sachte salzig und moosig, von Wacholderfruchtigkeit geküsst. Wie tiefdunkler Samt wirkt diese waldige Umhüllung, die mich in ihrer Intensität an Piguets Bandit denken lässt. Wer diesen liebt, wird Fathom V ebenfalls lieben – und in ihm einen moderneren und etwas tragbareren Duft finden. Fathom V ist weniger jahreszeitengebunden (ich sehe Piguets Bandit immer eher im Winter) und allgemeinverträglicher aufgrund der Absenz von Ledernoten.

„We are such stuff as dreams are made on, and our little life is rounded with a sleep“ heißt es in The Tempest, dem Sturm – Fathom V ist ebenfalls aus dem Stoff gewebt, aus dem die Träume sind und gesellt sich sogleich auf meine überraschend und erfreulich kleine momentane Must-Have-Liste.

Ich bin schon gespannt, wie Ihr die beiden findet – und Harmen natürlich, wenn er wieder unter uns weilt 😉

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike

Bildquelle S/W-Foto Ginger Rogers (ca. 1936): Condé Nast Archive/CORBIS – Danceonair1986 via Flickr, CC BY-SA 2.0

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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