Cicatrices von LM Parfums …

… wollte ich Euch schon seit einiger Zeit vorstellen, heute ist es nun endlich soweit.

Cicatrices – was für ein Name, was für ein Thema! Cicatrices stammt aus dem Französischen und heißt übersetzt „Narben“. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an meine Vorankündigung zu dem Parfum? Und an die dazu passenden Fotos, die Laurent Mazzone, den Inhaber der Marke LM Parfums zeigen, welcher seinen neuen Duft gekonnt in Szene setzt – siehe hier:

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Harmen hat uns den Text für unseren Shop auf schöne Art und Weise frei(er) übersetzt:

cicatrices„Um Intimität zu geben, musst du Erinnerungen haben,
Um Erinnerungen haben zu können, musst du gelebt haben,
Wenn du gelebt hast, wirst du niemals vergessen.

Willkommen in der Welt der Schatten, wo Positives und Negatives nicht definiert ist, wo es verflochten ist, denn wo es nichts Negatives gibt, kann es nichts Positives geben.

Willkommen zu einer Erweiterung der Intimacy Collection: Cicatrices. Voll widersprüchlicher Offenbarungen provoziert Cicatrices neue Erinnerungen, um Intimität zu wecken. Deine Haut zeigt eine unsichtbare Narbe, ein stilles Mal, das ein persönliches Gefühl reflektiert, das nun für immer deine Seele zeichnen wird. Diese Zwiesprache mit deiner Seele wird dich mit dem Herzen des Duftes verbinden.

Mach dein Herz für eine neue Narbe bereit und deine Seele für Cicatrices.“

Narben – in diesem Falle abstrakt gemeint, ja, eigentlich: poetisch. Mazzone spricht hier von dem Leben, das seine Spuren hinterlässt. Spuren, die von Erlebnissen herrühren. Von tiefen Gefühlen, von Leidenschaft – und oft auch von Leiden. Hier muss ich an ein Zitat von Khalil Gibran denken:

„Das Leid brachte die stärksten Seelen hervor. Die aller stärksten Charaktere sind mit Narben übersät.“

Narben am Körper erzählen von Leben, von gelebtem Leben. Und Narben am Herzen, an der Seele, wenn Ihr es so wollt, davon, dass man tiefe Empfindungen hegt(e), liebt und geliebt hat. Ein Thema, das über die Jahrhunderte hinweg vermutlich so gut wie jeden Künstler, Literaten, Dichter umgetrieben hat. Wie viele Werke mag es wohl geben, die davon beeinflusst sind, davon inspiriert wurden? Ich würde spontan tippen – fast alle. Leben, Liebe, Leidenschaften, Erfahrungen und Verlusterfahrungen – das gehört alles unbestritten zum Menschsein dazu. Früher hat man das selbstverständlich gerne in Lyrik untergebracht und verarbeitet. Ich für meinen Teil bin ein Lyrikliebhaber, wie dem einen oder anderen von Euch sicherlich schon aufgefallen ist. Doch – nicht jeder mag ihn, den Genuss von Gedichten, der heutzutage ohnehin nicht mehr gängig ist. Und doch gibt es auch zeitgemäße Formen, Lyrik zu schreiben und zu präsentieren. Dazu fällt mir Rudy Francisco ein: Der aus San Diego stammende Amerikaner war schon mehrfach Champion in diversen Poetry-Slam-Wettbewerben – zu Recht, wie ich finde. Immer wieder thematisiert er auch – die Liebe. Und das Verlassenwerden.

So zum Beispiel in diesen Zeilen:

„I once fell in love with an angel.
She was 80% spring and 20% winter
And now she’s 100% gone.
Took her wings with her when left,
But her feathers are everywhere.“
— Rudy Francisco (via wondrouslyperishing)

„I love you the way I learned to ride a bike. Scared, but reckless, with no training wheels or elbow pads, so that my scars could tell the story of how I fell for you.“ — Rudy Francisco, „Love Poem“.

Wunderschön und passend zu unseren Narben ist dieses „Gedicht“ von ihm – „Scars/To the new Boyfriend“:

Für alle diejenigen, die den Text noch einmal schriftlich vor sich haben wollen – hier die Niederschrift, die ich von Slampoetrylyrics.tumblr.com zitiere:

One
If I could,
I would nail these hands to the edges of stars,
I would sacrifice this body to the sky
Hoping it resurrected someone spiteful enough to not care about you any more.

Two
Staple me to a cross,
Pierce my side with a broken promise
And I will bleed all the crippled reasons why you deserve one more chance.

Three
Loving you is the last thing that I felt really good at.

Four
You wanna know how I got these scars?
See I ripped every last piece of you out of my smile.

Five
I whispered you stardust,

Six
I spoke you into sunflowers,

Seven
I dipped my hands into forever,
I touched you infinity,
Treated you as if you were the last molecule of oxygen inside of a gas chamber,
I was good to you.

Eight
You wanna know how I got these scars?
See I swallowed my pride,
And then it clawed its way out of my mouth.

Nine
I realised that I was never really your boyfriend,
I was just your fucking height man.

Ten
I hope your next boyfriend gets smallpox.

Ten
Yes I said smallpox.

Ten
I hate you,

Ten
But I still miss you,

Ten
And a part of me I still loves you.

Ten
It’s hard for me to count when I get emotional.

Ten
I heard that over ninety percent of human interaction is non-verbal so

Ten
If I could,
I would tie your arms to a daydream
And then auction you off to my fondest memories.

To the random dude who started dating my ex girlfriend two days after we broke up – yes, I saw that shit on Facebook. Now when I realised that you were in a relationship with the girl that I thought I would someday spend the rest of my life with, I walked outside, I said to myself “there is no way Ashton Kutcher is gonna catch me off guard”. I waited 45 minutes, and then I realised that there hasn’t been a new episode of Punk’d in damn near four years. So I guess I’m the only practical joke in this entire situation.

One
The first time I saw you and her in a picture
I wanted to take my entire arm,
Shove it inside of the computer
And snatch the happiness right off of your face.

Two
If I ever see you in the street
I’m probably gonna punch you in the throat.

Three
I apologise in advance.
And I know- I know that it makes no sense to have this much anger towards a man that I’ve never actually met face-to-face,
But my definition of love is being robbed in an alley
Eight times in a row and hoping there is
Something about today that makes all of this different.
There is nothing logical about cutting off the most important parts of yourself and then putting them inside of hands that shake, that tremble, that crack like a Haitian sidewalk.

Four
There is nothing rational about love.
Your love stutters when it gets nervous,
Your love trips over its own shoelaces.
Love is clumsy,
And my heart refuses to wear a helmet.

Five
Cupid is fucking irresponsible
And I’m tired of him using me for target practice.

Six
I was told that time would heal all wounds,
But what exactly do you do on days
When it feels like the hands on your clock have arthritis?

Seven
She always wore her heart on her sleeve,
So tell me, then why the hell do you look so familiar?

Eight
I think I’ve seen you somewhere in her smile.
Like I’ve heard your voice in her laughter,
Like I’ve smelled your cologne on her thighs,
I bet if we dusted her heart for fingerprints we would only find yours.

Nine
I have this envelope,
It’s full of all the butterflies I felt
The first time she relaxed the Velcro on
Her lips and smiled in my direction,
I think most of them are still alive.
I guess these belong to you too.“

… damit sollte sich auch der oder die eine begeistern lassen, die normalerweise nichts mit Gedichten am Hut hat, oder nicht?
Widmen wir uns nun Cicatrices, dem Duft selbst – seine Ingredienzen: Kopfnote: Süßholz (Lakritze), Bergamotte; Herznote: Myrrhe, Iris, Leder; Basisnote: Patchouli, Vanille, Labdanum (Zistrose).

Vorab muss ich jetzt doch noch etwas loswerden, und zwar zu Lakritze: Lakritze ist „Love it or hate it“, keine Frage. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen – es gibt viel zu wenige Düfte mit prominenten Lakritznoten. Mein Liebling, der bisherige, ist ein sehr unbekannter, wir haben ihn auch gar nicht im Programm – es ist Reglisse Noir von 1000 Flowers. Dieses kleine Indielabel muss ich Euch unbedingt einmal näher vorstellen – das hatte ich schon lange vor. Denn die Düfte von Jessica September Buchanan sind alle einer näheren Betrachtung wert, absolut. Dazu jedoch zu späterer Zeit mehr.

Cicatrices hat mich sofort im Sturm erobert – der erste Duft von LM Parfums, den ich haben MUSS. Bisher hat mir die Linie sehr gut gefallen – verliebt habe ich mich erst jetzt. Und das ist einerseits dem Thema und andererseits dessen Umsetzung mit dieser prominenten Lakritze geschuldet. Ich bin kein riesiger Lakritze-Fan – obgleich ich Lakritze spannend finde, wird mir schnell schlecht, wenn ich sie über die Maßen dominant in Nase, Mund oder Magen bekomme.

Mit Cicatrices hat Laurent Mazzone eine neue Lakritze-Referenz, vielleicht gar die Lakritze-Referenz überhaupt geschaffen. Ein paar Bergamottesternchen leuchten den Weg, herb-frisch und prickelnd, um ihn alsbald frei zu machen für unser Süßholz. Lakritze, mächtig und majestätisch, würzig-herb, malzig-süß und dunkel. Daran dürfen wir uns erfreuen und festhalten – das ist er, der Charakter des Duftes, sein Naturell. Eine herrliche Wahl – Lakritze als Sinnbild für die Narben. Melancholisch, voller Stärke und Weichheit gleichermaßen. Und auf geniale Art und Weise von den weiteren Zutaten untermalt: Iris, diese Königin, pudernd und erdend zugleich. Patchouli, Raum schaffend und Volumen, erdend, mit einem Hauch dunkelstem Kakao bestäubend. Leder, ein winziges Quentchen Wildleder, samtig und erotisch. Vanille, weich, cremig und würzig. Und Harze, selbstredend – einen Hauch Rauch stiftend, in Wärme hüllend, holzige Anklänge schaffend. Von irgendwoher kommt auch noch ein kleines Bisschen Karamell, angekokelt-zuckrig.

„The wound is the place where the light enters you“, wie der persische Mystiker Rumi befand. Wenn alle Narben, die aus Wunden entstehen, einen auf so wundervolle Weise zum Strahlen bringen und ein solches Leuchten verströmen wie Cicatrices – dann her mit dem Leben, auf, kopfüber hinein!

Cicatrices ist, sowohl auf männlicher als auch auf weiblicher Haut, ein Knaller.

Da Ihr jetzt hoffentlich neugierig geworden seid – Ich finde, keiner sollte sich hier einen Test entgehen lassen: Der Deutschland-Vertrieb von LM Parfums, Strictly Selective, hat uns EINEN FLAKON für eine Verlosung überlassen – vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Janke!

Was Ihr tun müsst, wenn Ihr diesen Flakon Cicatrices Euer Eigen nennen wollt?

Postet uns bis nächsten Montag, den 30. Juni 2015, einen Kommentar unter diesen Eintrag, weshalb Ihr ihn haben wollt. Warum glaubt Ihr, müsst Ihr ihn besitzen? Wie gefällt Euch sein Name, seine Inspiration?

Den Gewinner suchen wir uns aus den Postings aus und geben ihn Dienstag bekannt.

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

10 Kommentare

  1. Angelika Frankenberger
    24. Juni 2015
    Antworten

    Ich würde den Duft gerne meinem Freund schenken und ihm dazu eine Tüte Lakritzschnecken geben. Wir würden eine Lakritzschnecken teilen und den Duft , eine tolle Verbindung und alle Narben sind vergessen.

  2. Nadja
    25. Juni 2015
    Antworten

    Danke, liebe Ulrike, für diesen wunderbaren Bericht! Und Danke für diese Chance, die ich gerne nutze. Denn ich liebe Süßholz und Lakritze, darf sie aber leider, leider nicht essen. Was hilft da besser drüber hinweg, als ein entsprechender Duft!? Ich drück mir jetzt mal selbst die Daumen… 🙂

  3. Jasmina
    25. Juni 2015
    Antworten

    N ah
    A uch da
    R egend
    E rlebend
    N ah, A uch da, eRregend durch Erlebtes -daNach.

    Unterstreicht der Duft meine innere Sicht auf Erlebtes, auf Dinge, die sicht-und fühlbare Spuren hinterlassen. Kann er ein Danach einfangen?
    Ich möchte es unbedingt wissen!!!

  4. Chris
    25. Juni 2015
    Antworten

    Schwarzmatt glänzend, klebrigsüß und bitter, zähfließend weich in der Hitze, hart und knackig in der Kühle, Süßholzlakritz, dominant und aussergewöhnlich, erdig und widersprüchlich, geliebt und gehasst, fremdartig und doch so bekannt und beliebt – die harmen’istischen Beschreibungen können nicht treffender sein und durch nichts ergänzt werden, und trotzdem, wenn ein Duft hier als KNALLER tituliert wird, dann MUSS ich ihn probieren und mein langsam verstaubtes Sortiment an Düften unbedingt ergänzen, auch unter dem hoch-heiligen Versprechen, den Duft hier zu rezensieren nach bestem Wissen und Gewissen und trotz meiner unprofessionellen Duft-er-kenntnisse. 😉

  5. Jutta
    26. Juni 2015
    Antworten

    Ich liebe, liebe, liebe Lakritz. Ich wohne sogar in der Nähe einer Lakritzfabrik und zuweilen zieht dieser süßlich-schwere Duft durch unsere Straße und macht mich glücklich. – Diese unglaublich sinnliche Rezension eines Duftes hat mich sehr inspiriert am frühen Morgen. Und macht mich unglaublich neugierig auf Cicatrices! I heard that over ninety percent of human interaction is non-verbal so – what to say? Just let me have it! 😉

  6. Birgit
    26. Juni 2015
    Antworten

    Ich weiß nicht, wie ich es finde, ein Parfum „Narben“ zu nennen. Das Werbebild wirkt auf mich auch nicht sehr ansprechend.
    Sicher, auf französisch klingt das wesentlich besser, geheimnisvoller, vielleicht sogar auch „poetisch“. Aber – sowohl Name als auch das Plakat wecken Interesse und sind mal etwas ganz anderes.
    Was für mich zählt, ist der Duft. Lakritze? Aber ja! Mein Parfumregal zieren schon Lolita Lempicka, Loverdose und auch der Aqua-Allegoria Laurier-Réglisse. Was also fehlt, ist ein „Knaller-Duft“ !

  7. Christiane
    27. Juni 2015
    Antworten

    Den Namen finde ich seltsam, ehrlich gesagt, Sperrig von der Wortmelodie her. Den Gedanken dahinter, dass auch Wunden, Niederlage uns ausmachen und (vielleicht, hoffentlich) wachsen lassen, dagegen kann ich nachvollziehen.
    Und Deine Beschreibung lässt mich sehr neugierig werden. Lakritze und meine geliebte Iris, dazu noch Myrrhe und Leder. Hört sich sehr viel vielversprechend und verlockend an. Ich würde mich über den Gewinn sehr freuen und danke für diese tolle Verlosung.

  8. Palamede
    28. Juni 2015
    Antworten

    Warum ich meine ‘Cicatrices’ besitzen zu müssen? Weil ich mir ganz leibhaftig vorstellen möchte, wie Marcel Prousts ‘Auf der Suche nach der verloren Zeit’ einen ganz anderen Duft- und Geschmackseindruck hinterlassen hätte, wenn der Erzähler anstatt eine Madeleine in den Tee zu tauchen vielleicht ein Cornuelle Pläztchen benutzt hätte, dessen laktrizeartiges Anisaroma ihm die Kindheisterinnerungen an Combray, seine Narben hinterlassenden und so die Literatur förderden Lieben zu Gilberte und Albertine und all die anderen entfachten Erinnerungsstücke in einem anderen Licht oder einer anderen Duftaura erschienen wären…

  9. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    29. Juni 2015
    Antworten

    … die letzten werden die ersten sein: Wir haben verlost, mit Zettelchen. Und Monsieur „Palamede“ hat gewonnen. ABER: Ich habe entschlossen, dass auch alle anderen in den Genuss des Duftes kommen müssen – den restlichen „Mitbewerbern“ senden wir allen ein Pröbchen von Cicatrices zu 🙂

    Bitte meldet Euch bei mir – u.knoell@ausliebezumduft.de – und verratet mir Eure Adressen, damit sich Eure Gewinne auf den Weg zu Euch machen können 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Eure Ulrike.

  10. Chris
    1. Juli 2015
    Antworten

    ? für die süße Idee mit den Proben, vielen Dank vorab!

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