Cerchi nell’Acquas Venedigduft „Usmar Venezia“ und der leichte „Visir“

Nach den ersten beiden von vier Neulingen von Cerchi nell’AcquaAtelier Marrakech“ und „Peau d’Ange“ – hier nachzulesen – darf ich Euch heute die beiden anderen vorstellen: „Usmar Venezia“ und „Visir“.

usmar_venezia

Im venezianischen Dialekt bedeutet „Usmar“ so viel wie: „es duftet“ – nun, ein guter Name für einen Duft, für einen Venedig-Duft obendrein. Der Lagunenstadt gewidmete Duftkreationen gibt es natürlich einige. Kramend in meinen Hirnwindungen finde ich einen Bericht über „Baume du Doge“ von Eau d’Italie, die Marke Gritti, auch ausführlich von mir hier und hier vorgestellt,  dann gibt es noch „Amour de Palazzo“ von Jul et MadBericht von Uli –, von Diptyque den Duft „Olène“ und auch ganz neu die Kreation „Casanova“ von Tiziana Terenzi. Euch fallen sicher noch weitere Kandidaten ein …

Rialto Gondoliers
Saffron Blaze [CC BY-SA 3.0], from Wikimedia Commons

Der Duft „Usmar“ von Cerchi Nell’acqua ist ein Tribut an die Stadt Venedig, die vor etwa 1000 Jahren zu einem wichtigen Zentrum für den Handel mit duftenden Essenzen wurde. Man erzählt sich, dass man den wundervollen Duft, den die Warenhäuser in den Straßen Venedigs verströmten, an der gesamten Adria wahrnehmen konnte.

Kopfnote: Perubalsam, Castoreum, Weihrauch, Harze, Adlerholz (Oud)
Herznote: Myrrhe, Patchouli, Benzoeharz, Mastix, Tonkabohne, Sellerie, Ylang-Ylang
Basisnote: Gewürznelke, Szechuanpfeffer, Türkische Rose, Ambra, Moschus

Ich habe die Duftnoten hier ganz bewusst vorangestellt. Man könnte denken, dass es sich um die Mutter aller Gewürzdüfte handelt könnte, was definitiv nicht der Fall ist. Mich erinnert „Usmar“ an einen ganz alten Bekannten, das „Eau de Toilette“ von Domenico Caraceni (Bericht hier), den es aber leider meines Wissens nicht mehr gibt. Der Duft entwickelt sich, nun, gar nicht, was aber zum Konzept von Cerchi nell’Acqua gehört, dem sich wie Wasserkreise ausbreitenden Duft – „wie die sanften Wellen der Adria“. So zeigt sich ein konstanter Duft, der meiner bescheidenen Meinung nach drei Hauptaspekte beinhaltet. Erstens findet man eine maßvoll eingesetzte gewürzige und balsamische Komponente, ohne Ausreißer und ohne dass man den Finger auf eine bestimmte Ingredienz legen könnte. Zweitens eine deutlich wahrnehmbare samtige Rose und drittens ein weicher, sauberer und seifiger Moschusanteil. Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird für mich, dass es sich definitiv um einen Rosenduft handelt. Diese drei Aspekte durchdringen und bedingen sich gegenseitig. Wer Spaß an moschuslastigen Rosendüften hat mit einem leicht gewürzig, harzigen Strahlenkranz, muss „Usmar “unbedingt testen!

vizir

Cerchi Nell’acquas „Visir“ bezieht sich höchstwahrscheinlich nicht auf die isländische Zeitung, sondern auf den Wesir, einen Regierungsbeamten, eine Art Minister des Kalifen. Ein krachender, knackiger Orientale also?

Seit je her ist die Rose ein Zeichen von Liebe, Kraft, Prestige und Respekt, während das kostbare Harz des Weihrauches als Symbol der Göttlichkeit gilt. Das Eau de Parfum „Visir“ von Enrico Buccella wurde rund um diese beiden Essenzen geschaffen, um Körper und Geist zu vereinen.

Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen ratlos. Rose und Weihrauch werden hier explizit als Hauptpfeiler der Komposition genannt, aber dem kann ich so ohne Weiteres nicht zustimmen. Die Rose ist da, im Gegensatz zum vorigen Duft in einer eher grünen, stängelartigen und milden Ausführung. Zu Beginn sind da vor allem zitrische Noten, von handzahmen Gewürzen begleitet, letztere erhalten nach und nach ein wenig mehr Kontur. Weiche Holznoten runden den Duft schließlich ab. Bei Rose und Weihrauch könnte man von einem Vollblutorientalen ausgehen, doch bleibt „Visir“ leise und geradezu schüchtern, was nun auch seinen ganz eigenen Reiz hat.

Die Duftnoten:
Kopfnote: Schwarzer Pfeffer, Kardamom, Wermut, Mandarine, Orange
Herznote: Türkische Rose, Weihrauch, Labdanum (Zistrose), Ambra
Basisnote: Ambra, Kaschmirholz, Galbanum, Bergamotte

Weder die Rose noch der Weihrauch werden hier allzu sichtbar – alles bleibt ganz leicht, fast transparent. Ich bin gespannt, was Ihr gerade zu „Visir“ sagt. Hattet Ihr das Quartett schon unter der Nase? Welche sind Eure Eindrücke?

Viele Grüße
von Harmen

 

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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