Mein erster Versuch…

… mich wieder an Düfte zu wagen ist einer, der der Kategorie „Die Vergessenen“ gewidmet ist: Liegengeblieben sind einige viele Düfte in letzter Zeit, da es so dermaßen viele Neuveröffentlichungen gab, dass ich kaum hinterhergekommen bin. Und weil ich in letzter Zeit dank Virus zwar nicht vergessen, aber auch unverschuldet  liegengeblieben bin, passt das ja ganz gut…

Jacques Fath L’Eau Technique wendet sich an „den dynamischen, urbanen Mann“: Einen, der mit beiden Beinen im Leben steht. Und sieht sich inspiriert durch – ja, unsere heutige Zeit:

„Ein Merkmal des 21. Jahrhunderts ist die intensive Nutzung der Technik als fester Bestandteil des Alltags. Vom Smartphone bis zu GPS und anderen Erfindungen basiert alles auf Technik und nahezu alle sind mittlerweile elektronisch miteinander verbunden. Die Designer von Jacques Fath ließen sich von der feinen Mechanik der Uhrwerke inspirieren, um in ihrem Herrenduft die Verbindung aus Geist, Eleganz und Technologie darzustellen.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Zitrone, Wassermelone, Maritime Noten, Ozonische Noten;  Herznote: Salbei, Lavendel, Pfeffer;  Basisnote: Zedernholz, Sandelholz, Patchouli, Ambra, Moschus.

fathleautechnique

Aquatisch und ozonig ist er, dieser Geselle. Zitrisch-prickelnd, fein-lavendelig-aromatisch, sauber-zedernholzig und frisch. Klassische Eleganz soll er ausstrahlen – das tut er auch. Und er ist ein Immergeher. Allerdings mangelt es ihm in meinen Augen ein wenig an Innovativität, was vielleicht daran liegen mag, dass für mich die Zeit der aquatischen Maritimen rum ist und ich ihr, Verzeihung, auch nicht allzu viele Tränen nachweine. L’Eau Technique ist ein gut gemachter Vertreter der aquatischen Duftfamilie, der Liebhaber sicherlich nicht enttäuschen wird und für so gut wie jeden Mann eine sichere Bank in puncto Duftwahl darstellen sollte.

vaiana_dea Profumi del Fortes Vaiana Dea ist ein grundverschiedener Duft: Wir haben es hier ganz klar mit einer Dame zu tun, und was für einer – mit einer Femme Fatale in Tuberosenkleid. Wie bei Profumi del Forte üblich gibt es zum Duft ein paar Zeilen direkt aus dem Tagebuch des Chefparfumeurs:

„… ich drehte um und ging entlang der Straße, die nach Vaiana führt; dort wo Forte dei Marmi entstanden ist, mit seinen Gärten, Olivenhainen und frischer Tuberose. Ich erinnere mich an ihr schlankes Profil, in einer Vase auf dem Tisch stehend, an diesen Nachmittagen, wenn der Duft von Honig und Kakao den Raum erfüllt … mein Rezept der Kindheit …“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Aldehyde, Pfirsich, Kokosnuss, Bergamotte, Milch, Veilchenblätter;  Herznote: Tuberose, Ylang-Ylang, Jasmin, Maiglöckchen, Kakao, Honig;  Basisnote: Benzoeharz, Weißer Moschus, Sandelholz, Vetiver, Vanille, Eichenmoos.

erotic young woman

Für mich ehrlich gesagt heuer schwierig, weil – unglaublich voluminös und opulent. Als Halb-Invalide, virusgeplagter, fühle ich mich dieser Tuberose irgendwie noch nicht gewachsen… Wir haben es nämlich mit einer sehr selbstbewussten Vertreterin ihrer Gattung zu tun, die mir in wieder hergestelltem Zustand sicherlich zusagen wird, sehr! Profumi del Forte haben einen schöne Spagat geschafft mit Vaiana Dea, der einerseits sehr klassisch, aber andererseits auch extrem zeitgemäß ist. Der Duft ist ein Tuberosen-Chypre, was meiner Meinung nach schon einmal ziemlich innovativ ist, kann ich mich momentan nicht an viele, eigentlich an keinen chyprierten Tuberosenduft erinnern. Der Auftakt von Vaiana Dea ist sommerlich-tropisch, von saftigen Früchten und fein-würziger Kokos geküsst. Heiter und gelassen, beschwingt und lebensfroh zeigt sich der Duft, der allerdings alsbald seine Protagonistin enthüllt – eine in Kakaopuder und vor allem auch ledrig-moosige Chypreanklänge gehüllte Tuberose. Üppig blühend und unaufhörlich buhlend und lockend ist sie, unsere Verführerin, die sich auf einem warmen, verhalten holzigen, überaus weichen Lager räkelt.

Kraftvoll und schön, sehr feminin und – ein Statement, wie fast jede Tuberose. Ich sehe Vaiana Dea nicht an furchtbar jungen Frauen, da Tuberose UND Chypre zusammen in nur einem Duft wirklich nur von einer richtigen Frau getragen werden können. Sorry liebe Gerade-20-Gewordenen, der hier ist unser! 😉

cedratenivrant

Cédrat Enivrant aus dem Hause Atelier Cologne ist ein toller Duft, ganz klar: Ralf Schwieger war am Zuge, kein Unbekannter, und ließ sich durch einen Cocktail inspirieren – French 75 heißt jener, dem erst kürzlich durch die von Sylvie Ganter (eine der Inhaberinnen von Atelier Cologne) mitbegründete New Yorker Bar The Raines Law Room wieder zu neuem Ruhm verholfen wurde. Cédrat Enivrant ist, genau wie sein Cocktail-Vorgänger, ein Duft für Liebhaber von Limetten- und Gin-Aromen. Harmen muss demnach in jedem Falle testen – gelle?! Und Ihr solltet es auch, denn Cédrat Enivrant ist ein perfekter Sommerbegleiter – und nicht nur, weil die Beschreibung des Duftes einen solch perfekten Sommerabend skizziert:

cedratenivrant „Als die Sonne am Strand unterging, waren sie wieder alle vereint. Voller Emotionen, sie konnten nicht aufhören zu reden. War es wirklich schon so lange her? Sie teilten viele Erinnerungen und noch eine Runde French 75 mit Gelächter und Tränen in den Augen. Keiner von ihnen wollte, dass die Nacht jemals endete. Als die Sonne aufging, umgab sie ein strahlender Moment absoluter Freundschaft.“

Werft doch gleich einmal einen Blick auf die Zutaten des Duftcocktails: Kopfnote: Cedrat (Citrus Medica), Limette, Bergamotte;  Herznote: Minze, Basilikum, Wachholderbeeren;  Basisnote: Tonkabohne, Vetiver, Elemiharz.

Cédrat Enivrant ist – leichtfüßig, unbeschwert und dynamisch, die Limette prickelt erfrischend und betörend schön im Kopf, von der herben Frische der Bergamotte begleitet. Ich liebe ja Limette in Düften – Limette ist unglaublich herrlich an warmen Tagen – und hier auf so unnachahmlich wunderbare Weise verpackt: Ein Quentchen Pfefferminze für diese bitzelnd-kitzelnde, frischegeküsste Süße und den Klecks Grün, der von aromatischem Basilikum noch verstärkt wird. Wachholderherbfruchtigkeit und eine Basis, die aus zart gewobener Wärme besteht. Herrlich.

Und, meine Lieben, ist was für Euch dabei?

Ein schönes Wochenende wünscht Euch

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Roland
    16. März 2014
    Antworten

    Hallo Ulrike,
    schön, dass Du wieder auf den Beinen bist. Ich vermute, Dein persönlicher Orangey hat sich aufopfernd um Dich gekümmert!…
    In den letzten Tagen habe ich festgestellt, dass irgendetwas fehlt. Leider gehöre auch ich wohl zu der Sorte Mann, die merkt was einem etwas bedeutet, wenn es nicht mehr da ist. Fast täglich freue ich mich auf Deinen Eintrag im Duft-Tagebuch (gerne auch mal als Mini-Auszeit während der Arbeit). So möchte ich Deinen kurzen „Aussetzer“ zum Anlass nehmen, mich dafür zu bedanken, dass Du meinen Alltag bereicherst mit pointiert geschriebenen Texten und den dazu passenden Bildern (die meiner Meinung nach eine ganz wichtige Rolle spielen). Besonders gut gefällt mir, dass Du mit Deinen Texten auch gerne die Grenzen der Parfumwelt hinter Dir lässt und andere spannende Bereiche streifst (wie z.B. Film oder Musik). Ich freue mich auf viele neue Dufterfahrungen, die Du mit uns teilst!
    Liebe Grüße aus Stuttgart!

  2. Avatar photo
    Ulrike
    24. März 2014
    Antworten

    You made my day, lieber Roland!

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