Santi Burgas…

santiburgastrudelten dieser Tage bei uns im Shop ein – Grund genug für mich, mir diese neue Manufaktur einmal näher anzuschauen. Santiago Burgas ist der Mann dahinter, der die Marke 2008 ins Leben rief – und zwar im Herzen der Empordà-Region, die das Hinterland zu der touristisch stark frequentierten Costa Brava bildet. Klamotten und Parfums sind die beiden Leidenschaften von Monsieur Borgas – beides stellt er unter seinem Namen her. Wobei die Kleidung früher da war, da man sich im Hause Santi Burgas (ohnehin offen für alles Mögliche – siehe die vielen interessanten Kooperationen und Projekte auf deren Webseite) einige Jahre Zeit für die Entwicklung eigener Düfte nahm. 2010 entwarf man ein Konzept, ein wie ich finde, sehr spannendes: Über die Beschäftung mit Ameisen (siehe das Firmenlogo) und deren Organisation entdeckte Burgas in dieser Thematik eine Relationalität zu der Welt der Düfte, denn Ameisen kommunizieren über Duftstoffe. Für ihn war schnell klar, dass duftende Individualität am besten mittels eines Layering-Systems herzustellen ist:

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„Mit der Lôant Collection haben Sie die Möglichkeit, sofort Ihren eigenen Duft zu kreieren, so wie die Ameisen 50 Mitteilungen mit ihren Pheromonen machen können oder die Parfumeure ihre Essenzen mischen, um ein Parfum zu kreieren.“

Das Ergebnis – Die Lôant Collection. Ein System olfaktorischer Möglichkeiten. Ein Layering-Konzept. Jeder Duft – individuell. Der Träger als Quasi-Parfumeur. Oder vielmehr Schöpfer. Ganz neu ist das Konzept nicht, muss es ja aber auch nicht sein: Etro vertreten es ebenfalls genauso wie beispielsweise Jo Malone. Eine Kollektion an Düften, die solo zu tragen sind, aber eigentlich je nach Lust und Laune zu kombinieren sind. Bei Santi Burgas ist das Konzept sogar noch weiter ausgefeilt – es stehen einem sieben Düfte zur Verfügung, von denen einige als Kopfnote(n) gedacht sind, andere als Herz und wiederum andere als Basis. Sieben Düfte sind es – und diese glorreichen Sieben werde ich Euch heute und morgen vorstellen.

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Lôjazz [lo?æz] Sweet proposal created from jasmine, violet petals, magnolia and orange blossom. It is classified as the top notes of the LÔANT COLLECTION.“

Lôjazz ist, wie zu erwarten war, ein Weißblüher allerersten Ranges: Kurz nach dem Aufsprühen wallen sie mir schon entgegen, jene betörenden Sirenen, allen voran – Jasmin. Indolisch, ganz klar, und wirklich narkotisierend. Diese Femme Fatale zeigt sich allerdings im weiteren Duftverlauf dann doch noch etwas zurückgenommener, was den Nektarnoten der Orangenblüte zugute kommt. Zarte Fruchtsüße und ein samtig-erdiges Veilchen gewinnen an Raum, lediglich die Magnolie mag sich auf meiner Haut nicht greifbar zeigen. Auf dem Duftstreifen ist sie ein klitzekleines Bisschen präsenter, wässert und erfrischt, vermag sich allerdings nicht wirklich aus dem Schatten der Grandes Dames zu lösen, die, je länger der Duft auf der Haut währt, umso anschmiegsamer werden. Ein Vollweib – ja. Sehr feminin also und in diesem Falle auch ganz liebreizend. Weiße Blüten, allen voran Jasmin, sollte man aber schon mögen – das dürfte aber, wenn man sich für einen solch floralen Duft entscheidet, ja eine bewusste Entscheidung sein 😉

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„Lôrose [loroz] Floral standard that combines Indian and Bulgarian rose, Egyptian geranium and Indonesian patchouli. It is classified as the top notes of the LÔANT COLLECTION.“

Lôrose ist eine ganz hinreißende Patchouli-Rose, das riecht man schon beim ersten Schnupperer. Ok, ich gebe zu – eine sichere Bank: Patchouli und Rose sind nun mal, vorausgesetzt man ist ein Freund beider Ingredienzen – eine perfekte Kombination. Und wenn diese dann so kraftvoll umgesetzt wird wie hier kann eigentlich nichts mehr schiefgehen! Patchouli, erdig, samtig, feucht und von leicht modriger Süße. Und Rosen satt, üppig blühend, von einer sagenhaft fruchtig anmutenden Frische, die sich minzgeküsst zeigt, was durch Geranium noch verstärkt wird. Für Rosenfans ist diese ausladende Schönheit ein Traum, da bin ich mir sicher.

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„Lôbitt [lobit] Name given to the fresh citrus fragrance of the LÔANT COLLECTION, made with bergamot, mandarin, orange and neroli. It is classified as the top notes of the LÔANT COLLECTION.“

Lôbitt ist ein Hesperidengeselle, ein waschechter. Ein weiterer, mag jetzt der eine oder andere von Euch denken – stimmt. Aber Lôbitt brilliert meines Erachtens damit, dass er, was nicht in vielen Düften der Fall ist, die Schalen, die geraspelten, der Zitrusfrüchtchen mit einbezieht. Säuerlich, spritzig, herb, zitrisch, süß-saftig – und das alles mit Schalen. Ich finde das toll – und würde mir wünschen, dass es mehr Düfte gebe, die solch einen authentischen Eindruck von ganzen Agrumenfrüchten zu vermitteln vermögen.

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Lôant [loænt] Perfume base created from the heart notes, specially formulated to be customized with the top notes and/or fond notes of the LÔANT COLLECTION. It is classified as the heart notes of the LÔANT COLLECTION.“

Mit Lôant sind wir nun im Herzen gelandet – oder in der Basis, je nach dem: Man kann den Duft wohl für beides verwenden, was mir sofort einleuchtet, sobald er auf meiner Haut gelandet ist. Lôant vereint Jasmin, weißen Moschus, Ambra, Muskatnuss und Cashmeran – und das in einer Weise, die mich von der Art her zum Beispiel an Acca Kappas Klassiker und Bestseller Muschio Bianco erinnert: Sehr sehr hautnah und skinnig, watteweich und wohlig. Eher Aura als Duft hüllt Lôant auf subtile Art ein mit seiner zart-süßen Natur, die an eine dicke Kaschmirwolke erinnert, die leichte Karamelltupfer offenbart. Mit Sicherheit ein perfekter Layer-Kandidat – wahrscheinlich nicht nur für Düfte aus der Burgas-Kollektion. Und solo macht er auch noch was her, was will man mehr?

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… ich weiß: Ein paar Layering-Eindrücke. Die gibt es morgen. Samt den restlichen drei Duftrezensionen zu Santi Burgas. Bis dahin alles Liebe und viele Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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