Jul et Mad…

… dieser Name gefiel mir sofort – beim ersten Mal Lesen, Nachsprechen, Hören. Eigentlich hätte ich bei dem Namen auf ein designiges Avantgarde-Label getippt. Ein Haus, das Kleidung entwirft oder Einrichtungsgegenstände, und sich „nebenbei“ noch ein paar Signature-Düfte auf den modernen Leib schneidern lässt. Mitnichten. Es kommt noch viel besser mit Jul et Mad.

Jul et Mad ist – eine Liebesgeschichte. Eine, der man ein olfaktorisches Denkmal gesetzt hat. Eine, die man olfaktorisch vertont hat. Und eine, die den beiden Inhabern, die den Stoff dazu strickten, hoffentlich zu dauerhaftem (Liebes)Glück verhelfen wird. Ich meine, wenn man schon Momente der eigenen Liebe duftend konserviert – vielleicht färbt das ja auf den Ursprung dieser Gefühle ab, auf das eigene Leben? In jedem Falle sehen die beiden Gründer von Jul et Mad ziemlich glücklich aus.

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Jul et Mad – der Name ist hier Programm: Es ist das Projekt von Jul und von Mad. Jul, seines Zeichens Neurowissenschaftler mit einem Doktortitel in Biologie, scheint ein begnadeter Tüftler, Forscher und Erfinder zu sein, hatte er vorher bereits einige Firmen im wissenschaftlich orientierten Kommunikationsbereich. Darüber hinaus hält er einige Patente, die sich auf das 3-D-Feld beziehen. Auf der Firmenseite stellt sich Monsieur als eine perfekte Mischung aus Pariser Dandy, Weltenbummler & Globetrotter dar, interessiert an Kunst, Kultur und Natur, also im Großen und Ganzen – der Welt um sich herum.

Aufmerksamkeit und Sensibilität setzt das voraus – das wird vermutlich auch dazu geführt haben, dass Jul überhaupt auf Mad traf. Mad kommt nämlich aus einem anderen Winkel der Welt. Aufgewachsen in den rumänischen Karpaten landete Madalina irgendwann in New York, wo sie eine erfolgreiche Karriere in der Beautyindustrie begann. Mit Management und Marketingaufgaben betraut pendelte Mad zwischen dem Big Apple und Paris, wo sie eines Tages in einem Straßencafé Jul kennenlernte… und für ihn von Manhattan nach Paris zog. Eine schöne Geschichte, wie ich finde. Und ein überaus vielversprechendes neues Label, wie ich finde. So wie man liest hatten die Parfumeure in der Entwicklung der Düfte, die gleich Romankapiteln die Geschichte der Liebe von Jul et Mad erzählen, komplett freie Hand was die Umsetzung anging und die Qualität der eingesetzten Materialen. Will sagen – man scheute keine Kosten. Jul et Mad entwickelten die Düfte in enger Zusammenarbeit mit ihren Parfumeuren in Grasse – entstanden ist eine, das kann ich Euch jetzt auch schon versprechen, in höchstem Maße qualitativ überzeugende Kollektion in edel-minimalistischen Flakons. Drei Düfte sind es, mit denen das Label Jul et Mad startet – alle drei stelle ich Euch dieser Tage vor. Beginnen werden wir dort, wo tatsächlich alles angefangen hat… in einem Café: Terrasse à St.-Germain.

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Stürzen wir uns gleich einmal auf den Text dazu, den Harmen uns freundlicherweise ins Deutsche übersetzt hat:

Terrasse à St.-Germain – Eine magische und unerwartete Begegnung in der Stadt der Lichter.

Zartes Sonnenlicht und die helle, frische Luft von Paris im Frühling. Saint-Germain, wo das angenehme Geräusch zahlloser Gespräche über der Terrasse des Cafés schwebt. Von ihrem Tisch aus, in vollkommener Ruhe, beobachtet sie die Passanten… als sie plötzlich diese elegante Gestalt bemerkt, männlich und entspannt, die vor ihr den Boulevard überquert. Ihre Blicke treffen sich… Sie sind fasziniert… Es ist intensiv, magnetisch… Er nähert sich… Seine Augen bleiben auf sie gerichtet… Ein unaufmerksamer Moment, als er den Bürgersteig verfehlt… Ein falscher Schritt und seine liebenswürdige Ehrfurcht verschwindet… Ein charmantes Lächeln… Ein bisschen verlegen, ein bisschen amüsiert… All dies dauert nicht länger als eine Sekunde und der gut aussehende Fremde geht davon… Sein Vorbeigehen hinterlässt eine Lücke und diese Leere füllt sich mit Tagträumen und wilden, faszinierenden Parfums, die vom Bild des jungen Mannes inspiriert sind… Verbindungen subtiler aber doch präsenter Düfte, untypisch, aber doch wiedererkennbar, eine sanfte Mischung aber männlich zugleich, eine Mehrdeutigkeit und doch von unglaublicher Einfachheit: die Essenz einer sich steigernden Leidenschaft. Eine würzige und erfrischende Brise, in perfekter Eintracht mit den Frühlingsdüften, die die Terrasse umgeben, bringt sie zurück in die Wirklichkeit… Schließlich wendet sie den Blick ab, vom Bürgersteig, auf dem die verführerische Gestalt ihrem beharrlichen Blick entschwand… Dann, plötzlich erfüllt das Parfum ihrer Träumerei die Luft, aber dieses Mal in Wirklichkeit. Der schöne Fremde dreht sich um und nähert sich, ebenfalls ganz real. Er schaut ihr in die Augen und kommt direkt auf sie zu.

Mit der ersten Note beginnt eine grüne und prickelnde Frische, welche die Sinne belebt, gefolgt von einer subtilen floralen Palette, die Freesie, Lotosblüte und Rose enthält und der Formel eine überraschende und zarte Sinnlichkeit verleiht. Die Kraft des Moschus wirkt sofort, aber in vollkommener Harmonie und perfekter Symbiose mit kostbarem Sandelholz und verführerischem Patchouli, der die Basis wärmt…“

Terrasse à St.-Germain ist ein absolutes Unikat – ich habe noch nie einen solchen Duft geschnuppert und mir fällt beim besten Willen nichts Vergleichbares ein. So liebe ich das, wenn ich eine neue Firma für mich entdecke: Auf den ersten Riecher bereits Innovation, und gute Innovation! Man muss Terrasse à St.-Germain aber ein bisschen Zeit geben… Bereits im Auftakt katapultiert uns der Duft in eine Jahreszeit, an die wir uns gerade erst wieder gewöhnen müssen – in den Frühling. Der Duft von Frühjahrsblüten liegt diffus in der Luft und evoziert Bilder von Blumenfrauen, die auf ihren altertümlichen Wagen auf dem Markt oder an der Straßenecke gegen kleines Geld duftende Blumen verkaufen. Aquatisch angehauchte florale Anklänge, von spritzig-dynamischen Zitrusfrüchten begleitet, kreieren eine Atmosphäre des Aufbruchs, des Tatendranges. Auch wenn ich ein großer Rhabarberfan bin – ich rieche ihn hier nicht dezidiert heraus, genauso wenig wie ich sagen könnte, welche Zitrusfrüchte genau enthalten sind. Frisch, säuerlich, herb, prickelnd – jene Facetten sind entscheidend und unterstreichen das restliche Geschehen, das sich innerhalb von kürzester Zeit ganz anders verwandelt, als man zuerst dachte: Terrasse à St.-Germain ist ein waschechter Moschusduft, und zwar durch und durch. Blütenfrische durchdringt ihn, jenen trockenen, pudrig-staubig anmutenden Gesellen mit seinen animalischen Anleihen, den begehrlich wirkenden. Feine Süße und sanfte Würze strahlt der Moschus aus, von Sandel und Patchouli in seinem Naturell kongenial untermalt. Ich habe lange überlegt, aber mir mag wirklich kein floraler Moschusduft einfallen, bei dem Moschus definitiv die erste Geige spielt und der solch unterschiedliche Aspekte miteinander verbindet: Die fruchtig-florale Frische, die symbolisch für die Leichtigkeit der Begegnung stehen kann, und der Moschus, der bereits gegenseitige Anziehung, Tiefe und Leidenschaft verheißt. Darüber hinaus finden sich natürlich auch die beiden Geschlechter, die aufeinander treffen – feminine Blüten, maskuliner Moschus. Ein erlesener und außergewöhnlicher Duft, der für mich einen perfekten Einstieg in die neue Linie Jul et Mad bot. Macht Lust auf mehr, oder?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Christina
    4. Januar 2016
    Antworten

    Ich liebe diesen Duft sehr. Fühlt und riecht wie eine zweite Haut. Ein sehr intimer und femininer Duft. Einzigartig in seiner Art und Qualität.

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