Herbstliche Neuigkeiten 2012 – Teil 2.

Der schöne Pierre Guillaume erfreut uns mit drei Variationen seiner Bestseller von Parfumerie Générale: Cozé Verde, einer grünen Interpretation des Gewürzlings Cozé, Fèves Tonka, ein Schwesterchen von Musc Maori und Arabian Horse. Bei Fragrantica ist ein nettes Interview zu lesen, bei dem Guillaume Rede und Antwort steht zu den drei Düften sowie seinen letzten Neuveröffentlichungen – siehe hier.

Aus dem Hause Jovoy kommen zwei neue Düfte, genannt Rouge Assassin und Les Jeux sont faits – herrliche Namen, die sofort Lust auf mehr machen, zumal die neuen Düfte des Hauses mich sehr begeistert haben. Die Nase hinter den beiden Düften war Amélie Bourgeois, Bei Fragrantica konnte man bereits die Hintergründe zu den Düften lesen – der Verfasser Serguey Borisov hatte die beneidenswerte Möglichkeit, sich mit dem sehr sympathischen Francois Hénin, dem Chef von Jovoy, auf der Pitti Fragranze darüber auszutauschen, worum ich ihn ehrlicherweise beneide, da Hénin ein wirklich überaus unterhaltsamer Zeitgeselle ist. Lest ruhig mal in dem Artikel seine Erläuterungen zu seinen beiden neuen Düften! Rouge Assassin ist ein 20er Jahre-Duft, eine Hommage an jene aufrührerischen (Salon)Frauen, die es wagten, sich in Szene zu setzen, ihr Frausein zu leben, Freiheit zu genießen, zu tanzen, zu rauchen, sich auszuleben. Diese Ode an die Frau ist natürlich angelehnt an die damalige Zeit: An stark parfumierte Kosmetik, die nach Reispuder, Iris und Rose duftete mit einem Hauch Verruchtheit und Laszivität. Die Ingredienzen: Bergamotte, Rose, Elemiharz, Iris, Reis, Ambrettesamen, Sandel- und Zedernholz, Vanille, Tonkbaohne, Benzoeharz und weißer Moschus.

Spin

Les Jeux sont fait – der Begriff kommt natürlich aus der Welt des Casinos: Das Spiel ist gemacht, das Spiel ist aus, Roulette würde mir da als erstes einfallen… Verboten hört sich alles an, was in den Duft gewandert ist – und deshalb umso verlockender: Tabak, Gin, Cognac und Rum. Die Zeit der Prohibition schießt einem in den Kopf und ich muss sofort wieder an die tolle US-Serie „Boardwalk Empire“ denken, deren männliche Figuren diesen Duft wohl sehr gut tragen könnten. Hénin hat bei diesem Duft aber an seinen Vater gedacht und an dessen Lieblingsfilm „Les Tontons Flingueurs“ aus dem Jahre 1963, der erst späte Beachtung erfuhr und heute als Klassiker des französischen Kinos gilt: Naudin, ehemaliger Gangster, geht mittlerweile der betuchlichen Tätigkeit eines Landmaschinenverkäufers nach – bis zu dem Tage, an dem er ans Totenbett seines Jugendfreundes gerufen wird, dessen Verbrechersyndikat er übernehmen soll samt der Aufgabe, sich um das verwöhnte Töchterlein zu kümmern… Hier eine der populärsten Szenen des Films, eine eigentlich völlig sinnlose, die nur auf Beharren von dem Produzenten in der Endfassung blieb, der diese als Hommage an den Film-Noir-Klassiker Key Largo (Bogart & Bacall!) beibehalten wollte:

 

Pierre Montale hat natürlich auch wieder Neues in der Reserve – ich habe keine Ahnung, wie viele Stunden dieser Mann schläft, so viele Düfte wie er ständig lanciert: Candy Rose und Aoud Ever heißen die beiden Neuen und lassen bereits erahnen, mit was wir es zu tun haben. Candy Rose ist natürlich an die Damenwelt adressiert. Der Duft soll auf einem Rosen-Patchouli-Akkord fußen, aber insgesamt hellerer Natur sein (das verrät auch die rosafarbene Metallflasche schon…) – fruchtig, floral, frisch und fröhlich soll er sein, und wartet mit allen möglichen Früchten (genauer: Litschi, Himbeere, schwarzer Johannisbeere, Mandarine) auf. Das Röschen sieht sich von Jasmin und Orangenblüten begleitet, die Basis bereiten weißer Moschus, Vanille und Patchouli. Hört sich nett an, finde ich. Aoud Ever soll in erster Linie ein holziges Zitrönchen sein – eine Kombi, die eigentlich immer funktioniert, wie ich finde, vor allem an Männern. Chypre-Anleihen sind mit von der Partie und damit auch eine kräftige Ledernote, darüber hinaus eine Prise Oud – das hört sich, wenn auch nicht sonderlich innovativ, so aber durchaus testenswert an.

Wenn wir es schon von rosafarbenen Mädchenflakons haben: Le Parfum d’Interdits, die viele von Euch vor allem mit Absolument Absinthe begeistern konnten und können, reichen nun nach Absolument Homme ihren dritten Duft nach, der da heißt… ja, genau, Absolument Femme:

„Floral, sophisticated, elegant, subtle, delicious, mesmerizing, fragile and mysterious, that is what defines absolute femininity, what we have captured for this amazing homage to femininity: Absolument Femme.“

Und gemacht ist diese olfaktorische Vorzeigefrau laut den Franzosen aus: Bergamotte, Zitrone, Limette, Absinth (aha!), Thymian, Kamille (hoffentlich mal eine präsente!), Zimt, Lavendel, Kümmel, Geranium, Maiglöckchen, Rose, Neroli, Jasmin, Nelke, Patchouli, Leder, animalischen Noten, Vanille und Ambra.

Madame Micallef war genauso wie Monsieur Montale wieder einmal überaus fleißig: Style heißt ihr neuer Duft, ein holzig-ambrierter Herrenduft:

„Part of the EXCLUSIF collection which gathers thirteen fragrances for both men and women, STYLE opens with lemon and spicy notes of nutmeg, cinnamon and cardamom. Its floral heart of lavender, jasmine and lily-of-the-valley is based on strong woody notes of patchouli, sandalwood, incense and musk. This infinitely attractive perfume suits sophisticated and trendy men.“

Prudence Paris erweitern ebenfalls ihre Kollektion: Mademoiselle 3, Alexandre sowie die Nummer 11 und 12 stoßen hinzu. Mademoiselle No. 1 und No. 2 sind zwei ganz entzückende Kinderdüfte, mit denen ich einem kleinen Mädchen vor nicht allzu langer Zeit bereits eine große Freude machen durfte (und mich beim Testen, ganz nebenbei, auch wieder wie ein kleines Mädchen gefühlt habe – einmal Beeren satt und einmal Honig-Neroli, sehr fein!). Mademoiselle No. 3 ist nun wohl ein grün-floraler Duft mit Zutaten: Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Verbena und Orangenblüte; Herznote: Freesie, Rose, Maiglöckchen, Geißblatt, Apfel; Basisnote: Vanille. Die No. 11 gehört zur normalen Damenkollektion und hört sich nach einem fruchtig-floralen Parfum an: Zitrone, Birne und Mandel im Kopf, Frangipani im Herzen und eine ambrierte Basis mit Vanille und Tonkabohne – das könnte sogar Gourmandcharakter aufweisen, meine ich. Die No. 12 tendiert in eine ganz andere Richtung: Maritime Anklänge, Lotosblüten, Pfingstrose, Freesie, Rose und Nelke auf einer Basis von Moschus und Hölzern – das hört sich aquatisch-floral-wässrig und schön an. Alexandre, der neue Mann, liest sich für mich persönlich am interessantesten: Als aromatischer Fougère-Duft beschrieben duftet er nach: Artemisia, Kardamom, Bergamotte, Minze, Lavendel, Zimt, Kumin, Orangenblüte, Sandelholz, Zedernholz, Vanille, Tonkabohne und Ambra.

L’Occitane haben gleich zwei neue Düfte in petto für uns: Einmal Feuilles Magiques, die magischen Blätter – eine limitierte Edition, nach Blattgrün, Verbena und Zitrusfrüchten duftend mit Noten von Vanille und, Obacht, Haselnuss in der Basis. Darüber hinaus erfreut uns ebenfalls Fleurs Merveilleuses bald, ein fruchtiger Floraler mit roten Beeren, rosa Grapefruit, Pfingstrose, Rose, weißem Moschus und Hölzern.

Reminiscence hatten wir erst neulich – und zwar mit ihrer neuen Vanille, die mich so zu begeistern vermochte. Jetzt legen sich gleich nach mit einer weiteren Neuveröffentlichung, die ganz selbsterklärend Oud heißt. Außer diesem sind im Duft folgende Ingredienzen vertreten: Rose, Kardamom, Safran, rosa Pfeffer, Ambra, Hölzer, Nagarmotha.

Und auch damit ist es noch nicht genug mit den Franzosen: Miller et Bertaux (endlich!) und Brecourt beglücken uns wohl alsbald mit Neuveröffentlichungen, das munkelte man auf der Pitti in Florenz. Nichts genaues weiß ich bisher nicht, halte Euch aber auf dem Laufenden.

Diese Woche war es das erst einmal mit Novitäten – nächste Woche erwartet Euch der Rest der (olfaktorischen) Welt (gibt es eine Welt außerhalb von Frankreich?).

Alles Gute und liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Isabelle
    12. November 2012
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    François Hénin habe ich in Paris vor 2 Jahren in seiner Parfümerie – Jovoy – kennengelernt. So leidenschaftlich kann er Stundenlang über Düfte sprechen – und sehr, sehr interessante Sachen erklären.
    Er war schon mit Les Jeux sont Faits beschäftigt und hatte davon erzählt, er war einfach irgendwie wie ein kleines Kind, das eine schöne Überraschung (oder ein nettes Scherz?) vorbereit! Ich durfte sogar die damals aktuelle Version riechen, interessant, sehr interessant fand ich sie, er hatte aber gesagt: „Wir arbeiten dran, diese ist noch nicht die entgültige Version“.
    Nun ist sie da, ich bin gespannt, ob ich den Duft, den ich damals in Paris riechen durfte, wieder erkennen werde.
    Und Rouge Assassin… denkst du, dass dieser Duft eine Art „Partner in Crime“ von Burlesque sein könnte?

    Dir wünsche ich eine sehr schöne Woche,

    Isabelle

  2. Avatar photo
    Ulrike
    13. November 2012
    Antworten

    Hallo liebe Isabelle,

    Hénin ist toll 🙂 Ich mag seinen Humor sehr gerne, ein ganz toller lebhafter, freundlicher, gebildeter Gesprächspartner. Du durftest damals schon testen? Haah, Neid 😉 Ich bin gespannt, ob die jetzige Version der damaligen ähnelt, berichtest Du bitte?
    Ich könnte mir von den Beschreibungen her schon sehr gut vorstellen, dass Rouge Assassin in diese Richtung der erwachsenen Skin-Vintage-Makeup-Düfte fällt, wo ich Burlesque von Maria Candida Gentile, Moulin Rouge von Histoires de Parfums, Lipstick Rose von Malle sowie auch am Rande Byredos Seven Veils einsortieren würde und noch einige mehr…
    Insofern freue auch ich mich schon richtig auf den Duft bzw. auf das Duo, die neuen Jovoys haben es mir nämlich auch sehr angetan.

    Ebenfalls eine schöne Woche und viele liebe Grüße,

    Ulrike.

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