Perris Monte Carlo…

…ist der Name einer neuen Nischenduftkollektion, die dieser Tage unser Sortiment erweitert hat. Auch, wenn mir der Name Perris zuerst nichts sagte, besteht der Familienclan aus alten Hasen hinsichtlich der Beauty- und Parfumbranche. Michele Perris, der Inhaber, war natürlich schon als Kind mit einer gehörigen Portion Leidenschaft für derlei Produkte ausgestattet, weswegen es ihn alsbald beruflich in diese Branche verschlug, wo er zuallererst für diverse renommierte Firmen arbeitete, um sich dann selbstständig zu machen. Seit den 70er Jahren arbeitete er als Consultant für Houbigant, deren Vertrieb er auch übernahm. Man freundete sich an. Und als sich dann der Houbigant-Erbe aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen und verkaufen musste, war es der Familie Perris natürlich ein Anliegen, sich weiter um Houbigant zu kümmern, deren verschiedene Produkte wieder unter einem Markendach zu vereinen und jenes Parfumhaus, das zu den ältestens Frankreichs gehört, wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Ich hoffe, dass man es schafft: Seit 2005 gehört Houbigant nun der Familie Perris, und ich hoffe, man bringt das Label weiterhin „auf Spur“ – zu lange hatte man vorher Lizenzen vermietet/verkauft, die Düfte wurden verändert, zum Teil verramscht. Dabei hat das Haus solch schöne Klassiker zu bieten wie Quelques Fleurs, der übrigens mein allererster Blumenduft war.

Mit Perris Monte Carlo hat sich die Familie Perris erst einmal einen langgehegten Traum erfüllt, und zwar den der ganz eigenen Duftkollektion. Fünf an der Zahl sind es, die ich Euch heute alle vorstellen werde: Bois d’Oud, Oud Imperial, Essence de Patchouli, Ambre Gris und Musk Extrême. Zugegeben, die Namen sind jetzt nicht unbedingt – originär. Trotz allem lohnt sich ein näherer Blick, wie ich finde.

Die beiden Ouddüfte beschwören die Exklusivität der Ingredienz sowie deren vielfältiger Kostbarkeit – und zwar auf durchaus verschiedene Art und Weise. Beim Testen bin ich mehrfach durcheinandergekommen, da meiner Meinung nach die Namen vertauscht sind, ich vielmehr Oud Imperial Bois d’Oud getauft hätte und umgekehrt.

Bois d’Oud sollte ja dem Namen nach der holzigen Pracht jener Ingredienz gewidmet sein, die aus dem Harz der Agarwood- oder Adlerholzbäume gewonnen wird. Ich empfinde Bois d’Oud aber eigentlich vielmehr als glimmend, als von süßen Rauchschwaden umhülltes Leder. Das Oud zeigt sich hier rauchig und auf seltsam ambivalente Art zwischen Kühle und Hitze oszillierend, von einer koketten Schärfe akzentuiert, die von Muskat, Pfeffer oder Gewürznelken stammen könnte. Darüber hinaus vermag ich, zumindest auf dem Teststreifen, dezente likörig-fruchtige Anmutungen zu erkennen. Insofern erinnert mich Bois d’Oud ein wenig an Juliette has a Guns von mir geliebten Midnight Oud oder auch an Byredos Accord Oud. Ein samtiger Oudduft voller Eleganz und auf seine Weise sehr erotisch – so gefällt es mir.

Old Danish tree

Oud Imperial dahingegen ist ein waschechter Naturbursche: Holzig, harzig, herb zeigt er sich, von Dunkelgrün umkränzt. Gräser und Kräuter vermag ich zu entdecken, nebst sanft-salzigem Vetiverrauch und ehrwürdig-ernstem Zedernholz. Aromatisch kommt dieser Duft daher und hochherrschaftlich, eine gewisse bescheidene Erhabenheit ausstrahlend, von sanfter Sandelwärme untermalt. Oud Imperial ist somit – kantiger als sein Vorgänger, das ganz gewiss. Und von beiden Düften mit Sicherheit derjenige, der eher in die maskuline Ecke tendiert, obgleich ich der Meinung bin, dass beide für beiderlei Geschlechter tragbar sind.

Der nächste Kandidat, Essence de Patchouli, ist das auch – obgleich ich ihn eher an einer Frau sehe: Eine legendäre Ingredienz und nicht erst seit den Hippies sich großer Beliebtheit erfreuend bis zum heutigen Tag – das ist es, jenes Kräutlein, das Perris hier außerordentlich klassisch umgesetzt haben: Anklänge von trockenen Hölzern, verhalten grün-florale Sprenkler und sanft-feuchte Erdigkeit stehen jener süßen Seite gegenüber, die ebenfalls charakteristisch ist für Patchouli. Likörig anmutende Nektar- und Honignoten, Schokolade und dunkel-pudriger Kakao. Das Herz eines jeden Gourmand- und Patchouli-Fans wird bei diesem Duft sicher frohlocken. Und, ich habe es bereits in unserem Shop geschrieben: Meiner Meinung nach muss sich dieser Patchouli nicht vor den Genregrößen verstecken – er besteht sehr wohl neben Bestsellern wie jenen von Reminiscence, Mazzolari oder Etro.

The Sixties

Ambre Gris ist ein Ausnahme-Ambra-Duft, das kann ich Euch versprechen. Für unseren Shop habe ich folgende Beschreibung verfasst:

„Trockene Wärme spendend, den Geruchssinn mit betörenden balsamischen Anklängen, holziger Anmutung und tabakähnlichem Duft erfreuend – so kennen und lieben Duftfreunde Ambra. Und werden auch von dieser monothematischen Kreation nicht enttäuscht sein, ganz im Gegenteil: Perris Monte Carlo schenken uns mit Ambre Gris einen wohltemperierten und überaus gekonnt austarierten Vertreter voller Eleganz und Stilsicherheit. Zart-marzipanige Noten lassen auf Heliotrop oder Bittermandel schließen, während graue Schleier die Protagonistin Ambra umwehen – einen Hauch pudriger Iris oder Veilchen vermuten wir hier, der sich überaus harmonisch in den würzig-warmen Duft einfügen, der uns an grauen Samt erinnert.“

Auch auf den zweiten längeren Test erhärtet und bestätigt sich der Eindruck: Dieser Amber ist einer jener seltenen, auch im Sommer tragbaren Vertreter, ähnlich wie vielleicht L’Artisans L’Eau d’Ambre. Dahingehaucht, luftig, von süßer, sanft-würziger Wärme und von Marzipanveilchen verwöhnt. Ungewöhnlich, wie ich finde. Und sicher für viele ein ansprechender Duft: Für Ambrafans dürfte es eine gelungene Erweiterung des vorhandenen Repertoires sein, da Perris mit diesem Amberduft wirklich etwas genuin Neues zu kreieren vermochten. Andererseits ist er aber aufgrund seiner zarten Ausprägung sicherlich auch für jene geeignet, die entweder keine Hardcore-Ambrafans sind und/oder einfach nur auf der Suche nach einem hautnahen, femininen Wohlfühlduft sind.

The Sixties

Musk Extrême ist der fünfte und letzte Duft der Perris Monte Carlo-Kollektion und widmet sich natürlich wieder einer überaus klassischen und berühmten Parfumingredienz, dem Moschus. Auch für diesen Duft habe ich unseren Text im Shop verfasst und habe ihn folgendermaßen beschrieben:

„Sanft und sauber kennt man Moschus, von reiner Zartheit und weicher Wärme, manchmal auch seifig anmutend und häufig pudrig duftend. Musk Extrême vereint alle diese Facetten, rahmt sie gekonnt mit ein paar floralen Noten ein, akzentuiert von einem klitzekleinen Hauch Tier. Ein Paradebeispiel eines Moschusduftes – und somit ein idealer Alltagsbegleiter und Seelenschmeichler.“

Sehr sauber und sehr pudrig sind die beiden Attribute, die auf Musk Extrême am ehesten zutreffen: Jene samtige Pudrigkeit erinnert einmal mehr an Vintage-Make-Up, ein Aspekt, der vielen sehr gefallen wird. Und die Sauberkeit evoziert den satten Moment nach dem Bad, frisch eingecremt im Wohlfühlbademantel, indem man ganz selbst ist und sich buchstäblich wohl in seiner Haut fühlt.

Habt Ihr schon getestet, was spricht Euch an?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Margot
    4. November 2013
    Antworten

    Hallo Uli,

    manch Dinge brauchen einfach seine Zeit. Als die Düfte bei euch einzogen, hatte ich einfach keinen Sinn dafür. Nun, da ich in den Genuß aller Düfte in Pröbchenform gekommen bin, ist mir heute morgen Musk in die Hände gefallen und habe ihn zum Tagestest herangezogen. Musk extreme heißt er ja. Und der erste Sprüher war schon relaiv „extrem“ hat sich allerdings in eine weiche, sehr ansprechende Variante verwandelt die sogar bei mir Anklang findet. Obwohl ich diese weißen Musk Düfte a la Teinte de Neige und Muschio bianco gar nicht mag. Komisch ist auch, dass das rechte Handgelenk anders duftet als das linke 🙂
    Na gut, intensiver und konzentrierterer Test ist angesagt. Vor allem hat mein Kollege heute morgen kein Wort darüber verloren; damit ist er wohl Büro tauglich.

    Schöne Woche und LG,
    Margot

  2. Avatar photo
    Ulrike
    18. Dezember 2013
    Antworten

    … uund? Ist er mittlerweile eingezogen? Oder ein anderer aus der Kollektion?

    Gespannte Grüße,

    Uli.

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