Maison Dorin – Teil Vier.

Der vierte und letzte Teil meiner Reihe zu Maison Dorin erwartet Euch heute – und dieser ist dem letzten Duft-Quartett des Hauses gewidmet: Un Air d’Arabie. Orientalischer Wind weht uns hier um die Nasen: Man war bestrebt, ein orientalisches Mosaik zu bieten, dass zwei Kulturen verbindet – traditionell arabische Parfums mit moderner französischer Parfumkunst. Dafür bediente man sich der klassischen Palette orientalischer Zutaten, der man die folgenden vier Düfte gewidmet hat: Oud, Ambre, Musc und Rose de Taïf.

village matinal

Oud gibt sich spartanisch – lediglich Rose und Oud soll in das Fläschchen gewandert sein, was ich kaum glauben mag… Für mich alles andere als eine jener typischen Oudrosen: Das Röslein ist düster chypriert wirkend und keineswegs hell oder zitrisch. Viel mehr meine ich in der Umgebung des Duos Harze feststellen zu können, die an Nadelhölzer erinnern, sowie Moos, erdiges, leicht angefeuchtetes. Balsamisch-dunkel, kühl und auf eine ähnliche Art und Weise seltsam fruchtig-würzig und aromatisch, wie es beispielsweise bei Wacholder der Fall ist. Glattleder drängt sich in mein Näschen. Und der Hintergrund verbirgt animalische Akzente, die für mich nach wild gewordenem Moschus duften samt der für ihn genuinen Bleistiftanmutung.

Ein eleganter Oudduft, der mit seiner Erdverbundenheit und Kühle eher maskulin ausfällt – was aber für die eine oder andere Dame vermutlich erst recht ein Testgrund sein dürfte, oder nicht? 😉

pluie de soleil...

Ambre wird die Herzen einiger Ambraliebhaber zum Hüpfen bringen, ist er doch ein überaus schöner Vertreter seiner Gattung – selbst mich als mittlerweile Ambragelangweilten vermochte er zu interessieren, was sicherlich daran liegt, dass er nicht eine dieser althergebrachten Gourmandambra-Variationen ist. Ein Blick auf die Ingredienzen verrät das eigentlich schon: Piniennadeln, Zedernholz, Geranium, Labdanum, Patchouli, Ambra, Weihrauch, Benzoeharz, Vanille, Moschus.

Ambre brilliert mit Ambivalenz, beständig zwischen zwei Polen oszillierend. Und zwar einem kühlen, weihrauchgeschwängerten, der ernste, aromatisch-harzige Hölzer präsentiert und krautig-minziges Geranium. Der andere Pol ist deutlich harzig und von sämtlichen kostbaren Räucherwaren geprägt, die warme Rauchschwaden verströmen, von einer orientalischen Süße durchzogen. Vanille trägt ihr übriges zur Süße bei, cremt sahnig und puderzuckert. Und Moschus kreiert auch hier – animalische Akzente.

Musc… macht als dritter Duft dem Namen der Reihe wahre Ehre: Un Air d’Arabie. Kein Kuschelmuschelmoschus und kein watteweicher Wonneproppen, sondern eher ein wahres Wunder. Ein Moschus, der die erdigen Akzente seiner Natur aufgreift. Einer, der mit herrlichen Rosennoten und einer sehr präsenten Kamille aufwartet. Einer, der diese seine floral-erdige Natur mit moosigen Unterholz garniert. Einer, von dem ich hätte schwören können, dass er Oud enthält.

Kamille, Rose, Zedernholz, Patchouli, Labdanum, Sandelholz, Weihrauch, Gajakholz, Moschus und Vanille hat man in den Duft gepackt. Und damit einen vollkommen ausgefallenen Vertreter seiner Gattung geschaffen, der erst im weiteren Duftverlauf seinen warmen, samtigen Charakter offenbart, von Weihrauch und Hölzern samt Vanille überaus gekonnt bestärkt.

For you...

Die Rose de Taïf steht in ihren „Team-Kollegen“ in nichts nach und zeigt sich als mächtige Blüte mit Tiefgang: Rose und Safran vermählen sich hier in einer atemberaubenden Liaison, die, wie beim Vorgänger Musc, deutliche Kamillenoten offenbart. Eine Amour Fou – die man hier genauso leidenschaftlich untermalt hat, wie sich das gehört: Harze, wohin der Blick auch schweift, Wärme verströmend. Vanille, sanft-sachte Süße stiftend. Castoreum und Zivet, die die animalische Seite dieser Liebe unterstreichen. Und natürlich Patchouli, der diesem Liebestrunk ordentlich Volumen verleiht.

Alles in allem gefällt mir die Dorin-Kollektion wirklich gut. Mich für einen Favoriten zu entscheiden ist schwer – angetan haben es mir aber besonders die Blüten von gestern.

Und wie sieht es mit Euch aus? Kennt Ihr Dorin schon? Wenn ja, wie gefallen Euch die Düfte? Wenn nein – auf was oder wen seid Ihr neugierig geworden?

Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende Euch,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Üt
    29. Dezember 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    Dorin Paris – Un Air d’Arabie – Oud der landete auf meine Testliste wegen deiner Beschreibung. Maskulin und ein bissel düster – da war ich gespannt – größer könnte der Kontrast für mich gerade nicht sein, weil ich vorher Hanbury getestet habe. Die Zartheit von Hanbury gegen die Düsternis von Un Air d’Arabie. Die Mischung finde ich sehr gewagt, aber warum nicht ein Wagnis eingehen? Für mich ein besonderer Duft, eigenwillig. Eigenwilligkeit kann ich nur unterstützen ! Ist mal was anderes, finde ich gut.

  2. Avatar photo
    Ulrike
    31. Dezember 2012
    Antworten

    Freut mich, dass er Dir gefällt! Ich mag ihn gerne, ein sehr schöner, aber immer noch sehr tragbarer Oud. Und – na klar, ein fetter Kontrast zu Hanbury, dass kann ich mir richtig gut vorstellen *vondenBlütenindieHarzuntiefen*

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