Zu Ehren…

… der diesjährigen Oscars hatte ich Euch gestern Bijou Romantique vorgestellt, und zwar im Zusammenhang mit Michel Hazanavicius‘ Stummfilm The Artist. Heute ist der zweite große Abräumer an der Reihe, Hugo Cabret von Altmeister Martin Scorsese. Genau wie The Artist heimste Hugo Cabret fünf Oscars ein – Bestes Szenenbild, Beste Kamera, Bestes Kostümdesign, Bester Ton, Bester Tonschnitt und Beste visuelle Effekte.

Hugo Cabret beruht auf dem in Amerika sehr populären Kinderbuch Die Entdeckung des Hugo Cabret und fußte wohl, wie Scorsese sagt, auf dem Wunsch seiner Tochter: Würde er einmal einen Kinderfilm machen, solle er doch bitte ihren Hugo verfilmen. Das hat er nun getan – und einmal mehr gezeigt, wieso er zu den ganz Großen im Filmgeschäft gehört. Schwierig ist das mit Hugo, dem Film, weil er so ambivalent ist. Teuer war er, sehr teuer – nicht zuletzt deshalb, weil man in 3D drehte. Und selbst James Cameron, seines Zeichens ebenfalls Regisseur und mit Titanic und Avatar der Schöpfer der zwei erfolgreichsten Filme aller Zeiten, zieht seinen Hut: Für Avatar hatte Cameron über Jahre hinweg die technischen Grundlagen für 3D-Filme geschaffen. Und behauptet jetzt ohne Neid, dass Hugo Cabret der beste 3D-Film ist, der bisher gemacht wurde – obgleich er selbst mit Avatar einen, den ersten Meilenstein setzte.

Absolute Modernität hinsichtlich der Technik, aber nicht hinsichtlich des Sujets: Dies ist nämlich, sehr ähnlich wie in The Artist, ein ganz altmodisches – die Anfänge des Kinos, eingebettet in eine entzückend-herzliche kleine Geschichte. Eine Geschichte, die sich bei näherer Betrachtung zumindest in ihrer visuellen Umsetzung nur bedingt als kindertauglich entpuppt (und es somit schwer hat, ein echtes Zielpublikum zu finden). Zu historisch ist sie angehaucht, sie atmet den Geist des Films, der Liebe zum Film. Auf den zweiten Blick ist das also doch ein, wenn auch nicht typischer Scorsese, ist der Regisseur doch bekannt dafür, dass er sich seit Jahrzehnten für die Erhaltung alter Filme und deren Anerkennung als Kunst einsetzt.

Der Ort, an dem die Geschichte ihren Lauf nimmt, ist der Hauptbahnhof des Paris‘ der frühen 30er Jahre. Dort geht es turbulent zu und zwischen all dem Getümmel lernt man die Hauptperson kennen: Hugo, einen kleinen Jungen, der sich scheinbar unsichtbar durch die Menschenmassen bewegt und, wie man wenig später erfährt, auf dem Bahnhof wohnt. Alleine kommt er einem vor, und einsam – hat er doch nur einen melancholisch dreinblickenden, scheinbar kaputten alten Roboter bei sich, der an den Blechmann aus dem Zauberer von Oz erinnert. Wenn Hugo nicht die Bahnhofsuhren wartet, bastelt er an seinem stählernen Freund, erfolglos. Was ihm fehlt ist ein Schlüssel – da hilft auch nicht das aus dem Spielwarenladen im Bahnhof gestohlene Werkzeug weiter. Und als er bald auf frischer Tat ertappt wird, entwendet ihm der erboste Besitzer desselben auch noch sein Skizzenbuch, indem sich wichtige Studien zu dem Blechmann befinden. Wer hat sie gezeichnet? Und wieso kennt sich dieser kleine Junge so gut mit Mechanik aus? – das sind die Fragen, die sich der ältere Spielwarenladenbesitzer stellt, so mutmaßt man. Nur spricht er sie nicht aus, dafür lernt Hugo dessen Nichte kennen, mit der er zusammen nicht nur die Geheimnisse seines traurigen Blechmanns erkundet, sondern auch einige andere lüftet…

Viel mehr wird an dieser Stelle nicht verraten, nur so viel: Hugo Cabret ist eine handwerklich perfekte und auf höchstem technischen Niveau produzierte, dabei aber gleichermaßen auf wohltuende Weise altmodische und bis ins kleinste Detail liebevolle Verbeugung, eine glühende Liebeserklärung an den Film. Zitiert werden George Méliès, einer der großen Filmpioniere, und dann natürlich die Gebrüder Lumière, die die Leute mit ihrem Kurzfilm L’Arrivée d’un train en gare de La Ciotat, der Ankunft eines Zugs im Bahnhof La Ciotat scharenweise vor Angst aus den Vorführräumen trieben – und somit wird, neben allem anderen, auch und vor allem die Geschichte des Films erzählt.

Ein wunderschöner Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Und der mich, als ich mir überlegt habe, welcher Duft denn dazu wohl passen könnte, an Yosh Hans neue Schöpfung Sombre Negra erinnert.

Sombre Negra, der schwarze Schatten, ist der Beginn einer neuen Reihe, der M-Kollektion:

„Indulge in the dark side of artisanal fragrances with the launch of Sombre Negra from Yosh Olfactory Sense. Sombre Negra, or black shadow, is the debut scent in her new and upcoming “M” Series. Highly sought after for her exclusive custom fragrances, the San Francisco based perfumer says, “The “M” series is a departure from the ethereal quality of my previous collections and explores fragrances that evoke our primal nature.““

Die Urinstinkte soll er ansprechen, jener Duft, den Yosh Han als rauchende Pistole von einem Duft bezeichnet – ein schönes Bild, meine Lieben:

„The smoking gun of fragrance, Sombre Negra (black shadow) is at once omnipresent and ghostly, casting doubt and arousing intrigue. Sombre Negra is a double agent: Intelligent, beguiling, captivating. The man who wears Sombre Negra is not what he seems. He is elegant and forbidden. His presence is undeniable but he can vanish without a trace. The woman who wears Sombre Negra is a smoldering beauty. Highly perceptive and discerning, she knows more than she lets on. She sees beyond the shadows, without fear of the unknown.“

Madame Han hat recht, sowohl mit der rauchenden Waffe als auch mit dem Doppelagenten: Sombre Negra ist wirklich sehr sehr besonders, aber kommen wir erstmal zu den Ingredienzen: Kopfnote: Zypresse, Schwarzer Pfeffer, Rosa Pfeffer, Gewürznelke; Herznote: Iriswurzel, Davana, Wacholder, Amyris, Kumin; Basisnote: Vetiver, Weihrauch, Patchouli, Guajakholz, Zedernholz.

Forest

Als waldig beschreibt die Parfumeurin ihren Duft, mit brodelnden unterschwelligen Noten von Patchouli, Weihrauch und geräucherter Zeder. Von einem dunklen geheimnisvollen Forst ist auch in einigen Rezensionen die Rede. Das stimmt – auf eine Art und Weise. Und auch wenn ich in Zukunft auf die Frage nach einem perfekten Waldduft Sombre Negra mit in meine Empfehlungen aufnehmen werde, passt Sombre Negra außerhalb von diesem Naturschönen auch ins Artifizielle, und damit in diesen Bahnhof der 30er Jahre. Zu der beginnenden Technik, den rauchenden Maschinen, dem stählernen Blechmann und dem elegant-hektischen Alltagstreiben des Films. Ich finde sogar die bezaubernde Blumenhändlerin des Films in dem Duft wieder, denn irgendwo hinten versteckt sich eine zarte, anishaft-honiglich duftende Blüte. Hinten heißt hinter dem restlichen Treiben, das da wäre: Grüne Holzigkeit, ernste Strenge, Kontraststerne aus Pfeffer, satter Wacholder inklusive der ihm genuinen, eigenartigen krautig-herben Fruchtigkeit. Rauchiger, ordentlich rauchiger Vetiver, von salzigen Akzenten begleitet und bisweilen wie Chanels göttlicher Sycomore schillernd und von seltsam metallischen Akzenten flankiert.

Steam Train - Leaving Connolly Station

Was für ein Duft. Ich finde ihn unglaublich schön in seiner (Strahl)Kraft, mit seinen Trutzburgeigenschaften, gleichermaßen elegant erscheinend. Und sehe ihn zwar eher an Männern, aber auch an einigen wie dafür gemachten Frauen.

Ich plädiere für einen Test, genauso wie für eine Kinokarte für Hugo – oder zumindest einen DVD-Abend 😉

Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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