Prudence Paris Teil 3.

Die Düfte von Prudence Kilgours kleiner Linie Prudence Paris beschäftigen uns diese Woche – und heute sind Duft No. 5, No. 6 und No. 7 an der Reihe.

In Prudence No. 5 schillert in der Kopfnote das auf, was ich „Nachbarin“ No. 4 gestern so vehement unterstellt hatte: Melone. Fein-fruchtig, leicht mehlig und von typischer Süße präsentiert sie sich, die Holde, um alsbald den Weg frei zu machen für ein überaus ansprechendes Herz. Johannisbeere, tief dunkelviolette in herber Pracht trifft auf betörenden Jasmin und würzig-warme Tonkabohne, welche sich in der Basis gekonnt von Vanille bekräftigt sieht. Untermalt wird dieses Geschehen von sanft-rauchiger Harzwärme durch Ambra.

An was erinnert mich das? Ich musste lange überlegen, bin dann aber doch noch draufgekommen: Eine entfernte Ähnlichkeit mit Parfum Pour Toi von The Pink Room ist vorhanden, durchaus ein Qualitätsmerkmal also. Wie Parfum Pour Toi ist auch dieses Düftchen hier französisch, ein bisschen Gauloises rauchende Audrey Hepburn, kokette-frivole Kindfrau, sinnlich, unschuldig, erotisch und vor allem auch erfrischend bis in die Fußspitze äh… Basisnote. Ich mag das. Mehr davon bitte.

Prudence No. 6 zeigt sich schon nach dem ersten Schnuppern als ganz anderes Kaliber: Weihrauch, meine Damen, in Kombination mit Rose. Hier geht es zwar nicht ganz so gruftig-kühl zur Sache wie bei den wunderschönen Weihrauchdüften von Andy Tauer, aber Madame Kilgour lässt es auch ordentlich krachen. Es raucht schon von vornherein gewaltig und Opoponax und Weihrauch entwickeln im Zusammenspiel mit Bergamotte ähnlich sonderbar-eindringliche Anklänge wie sie in Etros Mitternachtsmesse, Messe de Minuit, zu finden sind: Jener geniale Balanceakt zwischen kalten Kirchenwänden und harzig-trockener Wärme. Ein riesiger Brautstrauß dunkelroter Rosen, der irgendwo in einer alten Kirche einsam auf dem Altar wartet, große Emotionen verkündend? Ja, doch, dahin tendiert jener umhüllende Duft, der einen auf sehr ähnliche Weise schützend umfängt wie es die Etrosche Messe vermag. Allerdings ist die No. 6 weicher, harziger, ja – … gefälliger und brilliert darüber hinaus noch mit ihrem Rosenbouquet, das sich schön in das kontemplative Szenario einzufügen vermag.

Die No. 7 sprühe ich auf – und fühle mich gleich erinnert: Engelein höre ich singen, es weihnachtet ja auch schon… Ein waschechter Fruitchouly bahnt sich hier seinen Weg und erinnert deshalb zwangsläufig an die große Ikone, die die Duftfamilie der Gourmands überhaupt erst erfunden hat: Angel von Thierry Mugler. Geliebt wird er genauso heißblütig wie er gehasst wird – das wird auch auf die No. 7 zutreffen, wobei Fans von Profumi del Pantellerias Jailia und Micallefs Mon Parfum getrost zugreifen dürfen. Likörig-satte und herb-fruchtige Pflaume sowie Beerennoten, für mich Brombeere, die beiden fruchtigen Geliebten schmiegen sich sündig an den übermächtigen Patchouli, der gewandet in pudrigem Kakao dunkelster Sorte und cremige Vanille die unangefochtene Hauptrolle spielt. Ein sündhafter Gourmand für erwachsene Naschkatzen.

Morgen folgt der Abschluss der Prudence-Damenkollektion – bis dahin liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Hepburn & Peck in „Roman Holiday“ (1953), Decke der Kathedrale von Kirckwall, Orkney/Schottland von Clemens Franz, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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