Reisen mit Molton Brown die Dritte.

Heute findet die Navigation Through Scent-Kollektion ihren Abschluss – und wir reisen dafür wie versprochen gedanklich nach Europa und nach Amerika.

„Grün-aromatisch“ soll er sein, der Duft, der Kent gewidmet ist und den Namen Apuldre trägt:

„Twilight on a summer’s day, in the garden of England. Picnic blankets on fresh cut grass. Fizz and gin. Irreverent. Cheeky. A bit mad.“

Picknick mit Gin? Ich wusste ja schon immer, dass die Engländer ein bisschen durchgeknallt sind, aber nachmittags Schnaps? Nun gut, warum auch nicht – zumal ginähnliche Ingredienzen bisher in Düften sehr vorbildlich in Erscheinung traten, ich erinnere nur mal an Lubins Gin Fizz. Leider ist mir der en détail nicht mehr präsent, auf einen direkten Vergleich müsst Ihr an dieser Stelle deshalb verzichten. Macht aber nichts, mir fällt trotzdem einiges zu Apuldre ein: Lächeln muss ich, als ich ihn aufsprühe – denn die Gin-Assoziation drängt sich in der Tat gleich auf, springen einem doch sofort Wacholderbeeren übermütig in die Nase, von bitter-grünem Wermut begleitet. Jene typische eigentümliche Fruchtigkeit des Wacholders lässt mich in Kombination mit dem Blattgrün, welches ich nicht treffsicher als Veilchenblätter auszumachen vermag, an grüne Äpfel denken. Vielleicht liegt es am Namen – Apuldre heißt nämlich Apfelbaum, aber bei so einem Picknick hat man ja auch fast immer Äpfel dabei, wenn man nicht gleich unter einem ebensolchen Baum kampiert und die Früchte frei Haus auf den Teller geworfen bekommt. Im weiteren Duftverlauf wird durch die gestrenge Zeder das Holz und die Borke desjenigen Baumes betont, unter dem die Picknicker Schatten suchen. Leder stiftet in der Basis Kühle, während Styraxharz die Rauchigkeit der Wacholderbeeren und des Holzes aufgreifend den Duft gekonnt abrundet.

Ein smaragdgrün-rauchiger Edelstein ist Apuldre und hat es mit seiner Besonderheit verdient, leidenschaftliche Liebhaber zu finden.

Ein solcher bin ich auch – und zwar von Rogart, dem fünften und letzten Duft der Kollektion. Wie gerne einmal, komme ich zu meinem Liebling am Schluss: Rogart ist ein Kanadier und der freien Wildnis gewidmet, den Nächten in kleinen „Cabins“, jenen mickrigen Häuschen draußen im Nirgendwo, Lagerfeuern unterm Sternenhimmel und derlei Dingen, die ja Abenteurer tun – denn Abenteuer steckt drin im Duft, das verrät uns Molton Brown.

Abenteuerlich ist auch, was Rogart da auf meiner Haut veranstaltet: Frisch aufgesprüht braust mir Wacholderfruchtigkeit entgegen, von bitteren, dunkelgrünen Koniferennadeln begleitet, auf dem Fuße gefolgt von deren Träger – sattem, harzigem Holz, frisch angeschnitten. Unverhofft kommt in Folge oft – Rogart fängt auf meiner Haut zu springen an: Das Holz wirkt süßer und süßer, als hätte man es mit Karamell bestrichen. Nicht ganz – Ahornsirup, das war es, und ja, Walnuss, welche mich in der warmen Süße an meine Lieblingseissorte von Häagen Dazs denken lässt. Schnell vertrieben sind derlei Träume – für Eis wird es nämlich zu warm, da aus dem Hintergrund die rauchige Glut eines knisternden Lagerfeuers ins Bild drängt, an dem ein zünftiges Mannsbild in Lederhosen sitzt und ein paar dicke, weiße Marshmallows röstet.

Ich bin, wie ihr ja wisst, normalerweise kein ausgewiesener Gourmandfan, es sei denn es geht erwachsen zu – das hier ist eine erwachsene, eine reife und vor allem ausgereifte Variante. Und zugegebenermaßen so lecker, so interessant, weil von solch eigenartiger Schönheit, dass mir einmal mehr die Vergleiche ausgehen.

Sonderbarkeits-Faktor – siehe Douce Amère. Ansonsten: Bitte tauchen Sie Micallefs Gaïac in eine Schachtel Mövenpick Maple Walnuts und stellen Sie es danach in den Wacholderrauch eines lauschigen Feuerchens mit Wacholderholz – oder vielmehr: lassen Sie es stellen, von einem echten Mann in knackiger Lederkluft, der hernach Ihr Herz mit Kuh-Bonbons erobert und mit Ihnen auf seiner Harley davonknattert. Alles klar?

Nun, nachdem wir (vorerst) am Ende der Molton Brown-Vorstellung angekommen sind: Habt Ihr schon getestet, wie gefällt Euch die Kollektion, habt Ihr Kaufkandidaten?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Picnic photographed by Gabriel Veyre (before 1936), Picture of trees with campfire light von plex/Peter Skadberg, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie die Navigation Through Scents-Kollektion in unserem Shop.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Evelyn
    19. September 2011
    Antworten

    Guten Morgen liebe Uli,

    wir sind uns mal wieder einig: Auch mein Favorit aus der Linie ist „Rogart“! 🙂 Diese cremig-holzige Süße, die hats mir schwer angetan und kommt auch auf meiner Haut ungemein schön heraus.

    Einen schönen Start in die neue Woche
    wünscht Dir

    Evelyn

  2. Margot
    20. September 2011
    Antworten

    Liebe Uli,
    obwohl ich Molton Brown so liebe, müssen (u.a.) diese Düfte bis Mitte Oktober warten, bis ich sie testen werde.

    Sich die bis dahin in Genügsamkeit übende,
    Margot

  3. Avatar photo
    Ulrike
    22. September 2011
    Antworten

    Oh, liebe Margot, ob Du Dich wirklich SO lange in Enthaltsamkeit üben kannst? 😀

    Dir liebe Evelyn gefällt Rogart auch am besten? 🙂 Gell, das ist ein nettes Düftchen – mir gefällt er jetzt gen Herbst auch unglaublich gut und er ist schon im Tagestest gelandet 🙂

    Liebe Grüße,

    Eure Uli.

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