Navigation Through Scents – Auf Reisen mit Molton Brown.

Heute ist sie endlich an der Reihe, die brandneue Molton Brown-Duftkollektion „Navigation Through Scents“, mit dem Slogan „four countries, five scents, many memories“ beworben. Reisen durch Düfte, wer von uns kennt das nicht? Gerüche, die einen entführen – in fremde Länder, an versteckte Orte, geliebte Plätze. Die Erinnerungen evozieren, Sehnsucht heraufbeschwören – an vergangene Zeiten, Menschen und Situationen.

„A brief history of perfume, told through five distinct fragrances. From lost worlds, along ancient silk and spice routes to a brave New World.“

Eine kleine Geschichte des Parfums, erzählt mit fünf unterschiedlichen Düften. Ein nicht unbedingt neuer, aber immer wieder netter Ansatz. Alle Wege führen natürlich nach London – dem Sitz Molton Browns. Aber von unterschiedlichen Richtungen aus – nämlich von Orten, die eine gewichtige Rolle spiel(t)en in der Parfumhistorie. Von denen man Rohstoffe importierte, wertvolle, um Ingredienzen zu kreieren, die die Menschen verzaubern sollten. Machen wir uns also mit Molton Brown auf die Reise…

Der erste Duft ist Iunu, altägyptisch für Heliopolis, die Sonnenstadt, in der Nähe Kairos gelegen. Wo im heutigen Ägypten nur noch ein Ruinenfeld vorzufinden ist, florierte mehr als 2000 Jahre vor Christus das Leben, ganz abgesehen davon, dass die Stadt auch mythologisch eine wichtige Rolle spielt: Sie gilt als Geburtsstätte der Götter.

Was liegt näher, als einen ägyptischen Sonnenuntergang im Nildelta in Jasmin zu gießen? Sinnlich, warm und dunkel soll er sein… und erwischt mich erstmal eiskalt auf der Haut: Idole? Nennt meine Nase verrückt und mich verschroben, aber ich meine Lubins schönen Giacobetti-Duft zu erkennen, welcher ja auch immerhin der alten Gewürzroute gewidmet ist – ich hatte ihn hier rezensiert. Mit der Entwicklung des Duftes verblasst diese Assoziation, eine Ähnlichkeit sehe ich aber immer noch und diese bleibt bestehen, trotz der unterschiedlichen Ingredienzen. Iunu beginnt mit jener für Ingwer typischen fruchtig-herben Trockenheit, die dessen Freunde so sehr schätzen, welche sich hier mit dillähnlich erscheinendem Elemiharz und scharf-würzigem Pfeffer ein Stelldichein gibt. Üppig blühender Jasmin von warmer Blütensüße bildet den Gegenpol und rundet den Duft auf einer weiche Tiefe verleihenden Basis von Patchouli und Eichenmoos ruhend gelungen ab. Und doch rieche ich da noch mehr – nicht mehr als ein Hauch, aber definitiv existent, entsprungen aus der Melange der Zutaten: Fruchtigkeit, trockene, likörig anmutend. Rumähnlich und nach Rosinen duftend – eine, vielmehr die große Parallele zu Lubins Idole, obgleich es sich hier um zwei deutlich verschiedene Düfte handelt. Auf dem Teststreifen zeigt sich diese Facette nicht so ausgeprägt, wie sie auf meiner Haut in Erscheinung tritt – ich bin also gespannt, ob Ihr diesen Twist ebenfalls wiederfinden könnt.

Iunu ist kein typischer Jasmin – wer hier ein riesige Femme-Fatale-Männerfresser-Blüte erwartet wird wohl enttäuscht werden. Auch hat Iunu keine wirkliche Ähnlichkeit mit The Different Companys Jasmin de Nuit, der einem zu in Jasmin getränkten Nächten vielleicht einfallen wird. Vielmehr gleicht Iunu einer Stimmung, einer Aura, die einen umfängt, betört. Und gleichzeitig auch einem Bild, einer nächtlichen Impression eines arabischen Landes, einer arabischen Stadt. Obgleich Monsieur Lutens sicher Freude an dem Düftchen hätte, hätte (und hat) er derlei Themen schwülstiger Ausdruck verliehen: Iunu ist zwar warm-würzig und opulent floral, besitzt aber nicht jene Hitze, die zum Beispiel die alten Lutens-Düfte auszeichnet und welche ich zwar mag, aber ehrlicherweise nur sehr selten tragen und vor allem ertragen kann. Zu Iunu würde ich deshalb ohne Zögern und sehr gerne greifen, auch, weil er zwar ein potenter Duft ist, ihm aber jenes indolisch Anstrengende vollkommen abgeht, das viele seiner Jasminschwestern besitzen.

Ein gelungener Einstieg, der Lust macht auf mehr – morgen hier 🙂

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Clouds at Egypt Sky 2 von jarto2003/Mostafa Emad, Pharao is watching von zchizzerz/Jeff Vergara, some rights reserved – vielen lieben Dank!
Hier finden Sie die Navigaton Through Scents-Kollektion in unserem Shop.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Margot
    15. September 2011
    Antworten

    Liebe Uli,
    ein Jasmin der nichts indolisches hat? Klingt gut!
    Ich verkneif es mir ja so gut es geht, irgendwelche Proben zu bestellen, damit mir mehr für Mitte Oktober bleibt! Aber puuhh, da hat sich bisher ganz schön viel angesammelt! Hoffentlich denke ich dann auch daran, alle zu testen 🙂

    Liebe Grüße,
    Margot

  2. Avatar photo
    Ulrike
    15. September 2011
    Antworten

    Nein, tatsächlich – ich rieche weder auf dem Teststreifen noch auf der Haut auch nur ein Fitzelchen Indolisches. Und yep, testenswert ist er in jedem Fall! Ach was, „zu viele Testkandidaten“ – Du musst nur früh genug kommen im Oktober und lang genug bleiben inklusive Kaffeebohnenschnüffeln zwischendurch – dann wird das schon 😉

    Liebe Grüße,

    Uli.

  3. Margot
    16. September 2011
    Antworten

    Aaahhh, hätt ich heute doch nicht auf euere HP geschaut! EIN Duft, der mir meine Genügsamkeit in Sachen Probenbestellung total umkippt! Hättet ihr mit der JHG Präsentation nicht noch warten können? Menno …. alle Disziplin beim Teufel!

    Liebe Grüße,
    Margot

  4. Avatar photo
    Ulrike
    22. September 2011
    Antworten

    Tja, so einfach geht das mit dem Verführen und verführt werden, sich verführen lassen… Denk an den guten alten Oscar: „Versuchungen muss man nachgeben – wer weiß, ob sie wiederkommen.“ Der passt einfach immer 😀

    Liebe Grüße,

    die Uli, die es mit der Mäßigung auch nicht so hat, zumindest nicht freiwillig 😉

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