Der Strom der Neuigkeiten…

… fließt munter weiter. Nachdem ich neulich erst eine ganze Neuigkeiten-Woche hier im Blog geschrieben hatte gibt es schon wieder Nachschub. Habe nur ich das Gefühl, dass momentan mehr Düfte lanciert werden als sonst um diese Zeit? Wie seht Ihr das?

In jedem Fall sind einige Schmankerl dabei, die sofort mein Interesse geweckt haben – so zum Beispiel die No. 25 aus dem Hause Parfumerie Générale: Indochine heißt er, und passt ziemlich genau zu meinen Herbstsehnsüchten, die bei dem wechselhaften Wetter der letzten Zeit aufkamen. Indochine sieht sich beeinflusst von ein paar in den 20er Jahren entstandenen sepiafarbenen Fotografien aus jener Gegend, die man als Indochina bezeichnet – vornehmlich Teilen Vietnams, Kambodschas und Laos‘, die in den kolonialen Fängen der Franzosen waren. Pierre Guillaume, die Nase hinter Parfumerie Générale, verwendete für Indochine bewusst Ingredienzen jener Länder: Pfeffer aus Kambodscha, Kardamom aus Sri Lanka, Honig aus Laos, Benzoeharz und Tanakha, einer vor allem in Burma populären Paste, die wohl aus irgendeiner Runkelwurzel gewonnen wird und gerne in der Kosmetik verwendet wird. Macht mir als Asienliebhaber und Leider-Noch-Nie-Dagewesener spontan Lust auf ein halbes Auszeit – und natürlich auf den Duft, der im September erscheinen soll.

Lubin haben vor ein paar Tagen ihren neuen Duft Black Jade vorgestellt, wiederum einen alten Schatz aus den mannigfaltigen Archiven des traditionsreichen Hauses: Zum Jahrestag des Sturms auf die Bastille, der als Geburtsstunde der französischen Revolution gilt, lancierten sie am 14.07. ihren Duft Black Jade, der damals exklusiv für Marie Antoinette kreiert wurde. Ein Geschenk ihres Gatten Ludwig des XVI. Lehnt sich der Duft an die Rosen des Château Petit Trianon an und ist demnach ein olfaktorischer Spaziergang durch die königlichen Garten: Rosen in all ihrer Pracht, Jasmin, Zimt, Galbanum, Bergamotte, Weihrauch, Patchouli, Vanille, Tonkabohne und Ambra enthält Black Jade.

Zwei Italiener, um die es in letzter Zeit sehr zu meinem Bedauern etwas ruhig geworden war, bescheren uns ebenfalls neue Kreationen: Alessandro Gualtieri von Nasomatto und Marc-Antoine Corticchiato von Parfum d’Empire.

Gualtieri scheint sich fast für diese Zeit der Stille zu entschuldigen, nein? Pardon heißt er nämlich, der Neue, und man macht es uns wieder unnötig schwer: Nichts Greifbares nicht bekommt man zu lesen und zu hören, nur dass es ein Duft für Männer sein soll. Wilde Spekulationen raumgreifender Natur wuchern im Netz – von einem Oudduft, eventuell mit Magnolien war die Rede, und von Ähnlichkeiten mit Duro. Das alleine wäre für mich ja schon ein Blindkaufgrund, wenn ich ehrlich bin. Insofern scharre ich schon mit den Hufen.

Parfum d’Empire tendieren mit ihrem Neuling in eine ganz andere Richtung: Azemour Les Orangers ist eine Hommage an die marokkanische Stadt Azemmour und wird als frisches Chypre beschrieben – die Ingredienzen: Orange, Mandarine, Grapefruit, Zitrone, Koriander, Kumin, schwarzer Pfeffer, rosa Pffer, Galbanum, schwarze Johannisbeere, Neroli, Geranium, Orangenblüte, Rose, Heu, Moos, Henna und Jod.

Verweilen wir noch einen Moment in Italien: Nach Iris Nobile und Magnolia Nobile lancieren Acqua di Parma die dritte Blume für die Damenwelt, Gelsomino Nobile. Eine „Ode an den Jasmin“ soll der Duft sein, und wird als fruchtig-floral beschrieben: Mandarine, Tuberose, Hölzer und Moschus und natürlich der Hauptprotagonist, wohl ein speziell für das Haus Acqua di Parma angebauter Jasmin. Unabhängig davon, dass ich mich immer ein wenig zu unelegant für die Nobile-Linie fühle, schätze ich doch die bisherigen beiden Düfte sehr, bin demnach auch gespannt, wie sich der neue Duft so macht.

Die Franzosen von Juliette has a Gun haben sich nochmals auf die Spuren der Rache begeben: Vengeance Extrême heißt der neueste Streich aus dem Haus und wird als intensiver Chypre beschrieben, der von einem ungewöhnlich hohen Anteil an Bulgarischer Rose und Patchouli lebt. So, wie es scheint, demnach eine komprimierte Lady Vengeance, was mich äußerst freut, da die Lady schon seit Jahren unter meinen persönlichen Top5-Lieblingen rangiert.

„For this latest episode I was inspired by an impulsive and passionate woman. There are numerous sides to her sense of extremity, from seduction and madness, to provocation and vengeance. A temptress woman known for her explosive sensuality who also reminds me that sense of calm before a storm… There’s nothing premeditated about her, but she wouldn’t hesitate to use her weapons if necessary.”

Und wenn wir schon bei der Lady sind, dann muss ich Euch noch auf einen „Mainstreamer“ aufmerksam machen, der mir in letzter Zeit ganz nachhaltig Nase und Kopf verdreht hat und mich so meiner Sinne beraubte: Elie Saab.

Der libanesische Haute-Couture-Schneider, der für seine femininen Roben berühmt ist, hat sein erstes Parfum lanciert und dafür niemand geringeres als Francis Kurkdjian verpflichtet:

„Der Duft drückt strahlende Weiblichkeit aus und ist von den beiden Hauptthemen meiner Welt geprägt: das Licht des Orients und Modernität des Okzidents.“

Meines Erachtens nach ist der Signature eine Schwester der Lady Vengeance, obgleich auch eine, die ein wenig leichteren Gemüts ist, die weiblicher und gefälliger ist, während die Lady den sinister-geheimnisvollen Part abgibt: Wo in der Lady Patchouli und Rosen dominieren, brilliert Elie Saab mit einer betörenden Melange aus Orangenblüten und Jasmin, üppig weißblühend und durch (Rosen)Honig in der ihnen genuinen Süße verstärkt. Dazu kommt ebenfalls Patchouli und sauberes Zedernholz in der Basis.

Sehr elegant, überaus feminin und ziemlich, ja, nochmal – betörend. Der Duft soll ja auch „radikal weiblich“ sein. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich dieses Schema immer erfülle – ich befürchte, es muss ein Fläschchen her von dem Düftchen…

Einen schönen Tag wünscht Euch

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Christiane
    2. August 2011
    Antworten

    Hallo Uli,
    ja auch der Herbst kann teuer werden;-)
    Ich hatte das große Glück, „Indochine“ schon testen zu können und bin hingerissen – ein wirklich schöner Duft. Ein bischen rauchig, ein bischen süß, ein bischen harzig, ein bischen würzig – dabei aber nicht beliebig, wohl durch den Pfefer gemischt mit Kardamom (?), der vorbeischaut, sehr spannend – das alles ruhend auf edlem Holz(wiederum?). Ich bin verliebt und hoffe sehr, dass er im September (möglichst gleich am 1. bitte!) hier ankommt und dann bei mir einzieht.

  2. Margot
    2. August 2011
    Antworten

    Liebe Uli,
    danke dass ich meine Liste erweitern kann, was auf mein Budget leider GAR NICHT zutrifft!
    Trotzdem schreib ich mal: PG No. 25, JhG Vengeance Extreme und Parfums d’Empire – Azemour Les Orangers wobei mich hier die Noten Henna und Jod total neugiereig machen. Jod? Ich könnte mir das ganze dann wie folgt vorstellen: Die Arzttasche aus Oud Cuir d’arabie in einem Orangenhain vergessen in dem sich jemand die Haare mit Henna färbt. 🙂
    und aus der Küche die der Duft der Gewürze heraus weht. Was meinst Du?

    LG, Margot

  3. Avatar photo
    Ulrike
    3. August 2011
    Antworten

    Ja, der Herbst hört sich, wie fast jedes Jahr, kostspielig an. Kann man ja jetzt schon mal ähöm – sparen… *hüstel*
    Indochine liest sich traumhaft, vielleicht zieht ja doch mal ein PG bei mir ein?
    Die Azemour-Impression gefällt mir im übrigen ausgesprochen gut, dann hoffen wir mal… 😉

    Viele liebe Grüße,

    Eure Uli.

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