Die Schöne und das Biest: Ael-Mat

Mariela

Ael Mat ist bretonisch und heißt Schutzengel. Schutzengel in ihrer Funktion als unsichtbare Begleiter und vielleicht auch mal Retter in der Not sind ja an und für sich schon eine schöne Metapher für Parfums; meine Erwartungen, die ich an so einen Namen stelle, sind dementsprechend himmelhoch! Ätherisch und leicht, warm und erhaben stelle ich mir den Duft vor. Um es kurz vorwegzunehmen: ich werde nicht enttäuscht…

Es beginnt mit zitrischen Noten, ohne jedoch an Zitrusfrüchte zu erinnern. Vielmehr sind es Blüten. Bisweilen erinnert es sogar an Akazien, gepaart mit subtil salzigen Noten. Der Duft soll eine Verbindung von Heide und Ozean sein. Warme Kamille paart sich mit einem ganz und gar nicht indolischen weißen Jasmin. Diese Kombination ist einfach zum niederknien, Jasmin wirkt stimmungsaufhellend, Kamille beruhigt und entspannt.

Jasmin

Im Herzen erinnert Ael Mat fast schon an Jasmintee, leicht grün und angenehm lieblich. Die kräuterige Kamille legt sich kokonartig um den Jasmin, ohne ihn jedoch seiner Kraft zu berauben. Moschus spendet weiche Cremigkeit und sorgt für einen warmen, skinnigen Ausklang.

Kamille bei Cloghmore

Der Name des Dufts ist konzeptionell sehr gut umgesetzt, die Ingredienzen passend ausgewählt. Vor allem bin ich ein bisschen über mich selbst erstaunt, dass mir doch tatsächlich ein Duft gefällt, der von Jasmin dominiert wird. Es kommt wohl wie so oft auf die richtige Kombination aller Zutaten an. In diesem Fall ist sie eindeutig gelungen.

Ael Mat ist ein ruhiger, unaufdringlicher Duft, wie geschaffen für Frühling und Sommer. Ich könnte mir vorstellen, dass sich selbst Menschen, die keine Parfums tragen oder mögen mit diesem Duft anfreunden könnten. Ich habe mir vorher nie Gedanken darüber gemacht, wie Engel wohl riechen aber dieser Duft wird ihnen sicher gerecht!

Harmen

Lostmarc’h“ wie auch „Ael-Mat“ sind Namen in bretonischer Sprache. Das Bretonische stellt die einzig verbliebene keltische Sprache auf dem europäischen Festland dar und wird, wie so viele Minderheitensprachen, in wenigen Generationen wahrscheinlich völlig ausgestorben sein. Einen kleinen Beitrag zur Sprachpflege und zur regionalen Identität der Bretagne leistet zumindest das Haus Lostmarc’h. Dieses wurde nach einem Strand auf der Halbinsel Crozon benannt, welche wiederum im Département Finistère liegt. „Ael-Mat“ bedeutet „Schutzengel“ und damit deutet der Hersteller auch auf die spirituelle Seite der Bretagne: traditioneller Katholizismus, in dem die Schutzengel ja eine wichtige Rolle spielen, aber auch die mystische Landschaft dieser Gegend wird zitiert: denn dort gibt es beispielsweise Dolmen, Druidentische oder auch Hünengräber genannt, Menhire oder Hinkelsteine, welche unser Comic-Held Asterix bekanntermaßen mit sich herumträgt. Aber auch ganz allgemein wird dieser Landstrich als urtümlich und geheimnisvoll empfunden.

Pointe de la Torche, Finistère 2

Eine frische Meeresbrise an der Küste empfängt uns in Form zitrischer Kopfnoten, welche aber zugleich schon von intensiven, blumigen Noten begleitet werden. „Ael-Mat“ ist nicht sonderlich komplex, aber wie so oft, sind gerade die einfachen Dinge geradlinig und damit auch überzeugend. Für mich ist dieses Parfum der eindeutigste Blumenduft, der mir bislang unter die Nase gekommen ist. Eher kein Herrenduft, aber erfreulicherweise auch kein schwerer, süßer Kracher. Die zitrischen Noten lenken den blumigen Hauptstrom in eine frische Richtung, sodass ich den bretonischen Ael-Mat gerade für frühlingshaft-sommerliche Tage empfehlen kann. Kindliche Unschuld, ein unerschütterliches Grundvertrauen und Geborgenheit sind vermutlich die passenden Stichworte zu unserem Schutzengel. Seht Ihr das auch so?

Fridolin Leiber - Schutzengelbilder

Nächste Woche gibt es hier einen weiteren Lostmarc’h-Duft.

Viele Grüße und frohes Schnuppern wünscht
Harmen

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