Mit fernen Inseln…

… assoziiert man sehnsüchtig oft ein verstecktes Eiland, am besten mit Palmen bewachsen, das irgendwo im Nirgendwo der Südsee liegt und dessen hellen Sand noch nicht allzu viele Touristenfüße gesehen haben. Lonely Planet, jene Kult-Reiseführer, führen den Individualtouristen gerne mal an mitunter heutzutage nicht mehr ganz so entlegene Plätze. Wer es etwas exklusiver haben mag der abonniert Nota Bene, jene Publikationen des Londoners Anthony Lassman, die vermutlich zu den luxuriösesten Reiseführern weltweit gehören. Kostenpunkt: Die Mitgliedschaft in der Basisvariante liegt bei 975 Pfund pro Jahr, zuzüglich Steuern natürlich. Und ein individuelles Paket lässt sich natürlich auch schnüren – ab 5000 Pfund kein Problem. Mick Jagger und Gwyneth Paltrow sind wohl schon Mitglieder, man befindet sich demnach in bester Gesellschaft. Man wird ja wohl mal träumen dürften – das konnte man ganz hervorragend bei den netten Kolumnen, die Lassman für das mittlerweile eingestellte Magazin „Park Avenue“ schrieb.

Dieser Tage lädt uns jemand anderes zum Träumen auf die fernen Inseln ein: Keiko Mecheri, die gerade eben zwei neue Düfte lanciert hat, welche als perfekte Einstimmung auf sommerliche Temperaturen gelten können – Tuberose und Isles Lointaines, die fernen Inseln.

Letztere beschreibt Mecheri folgendermaßen:

„This brazenly flirtatious potion features an incredibly lush gardenia double-whammy by blending traditional gardenia with tiare, also known as Tahitian gardenia, and the result is every bit as seductive and gorgeous as you would expect.“

Aufmerksamen Bloglesern wird nicht entgangen sein, dass ich lange nicht mehr im Urlaub war und deshalb, wie ich hier bereits schrieb, liebend gerne olfaktorisch auf Reisen gehe. Im übrigen ohnehin einer der Aspekte, den ich an Düften so reizvoll und faszinierend finde: Sie vermögen es nicht nur, Erinnerungen zu wecken, sondern einen auch in Nullkommanix an entfernte Orte zu transportieren, gedanklich. Ein Siebenmeilenstiefel quasi.

Isles Lointaines zaubert mich sofort gen Südpazifik, vielleicht nach Tahiti, das ja schon Rosseau zu seinen Träumereien von dem edlen Wilden als ursprünglichen Menschen verleitete – für ihn war Tahiti der Garten Eden. Ähnlich sah das auch Paul Gauguin, dessen Werke unser verträumtes Bild jenes exotischen Paradieses maßgeblich beeinflusste. Eine sanfte, hesperidengeschwängerte und sacht ozonige Brise weht kühlend vorbei an mir, die ich da liege in feinstem, unschuldig weißem Sand. Von der Sonne beschienen und verwöhnt döse ich vor mich hin in absoluter Entspannung während kein Wölkchen den strahlend blauen Himmel trübt. Das Meer funkelt schillernd und es steigt mir der Duft üppiger Blüten in die Nase, tropisch, cremig-weich, leicht milchig und bisweilen süß-betäubend. Ich lasse mich mit geschlossenen Augen hineinfallen in jenes Bouquet, das sanft in der Sonnenwärme von Vanille und Benzoe verführt.

Hach… Verreisen mit Madame Mecheri macht Spaß, das ist mir schon bei ihren letzten vier Düften aufgefallen, ihrer Hesperiden-Kollektion, die ich im Blog ebenfalls ausführlich besprochen hatte. Isles Lointaines steht dem in nichts nach – und dürfte ein echter Gruppenzusammenschweißer sein, vielmehr: einen exzellenten Spagat schaffen: Denn da gibt es diejenigen, die sich für tropische Düfte begeistern, für opulent-ausladende Blüten. Und diejenigen, denen das oftmals zu viel ist und zu schwer. Anhänger beider Fraktionen sollten sich Isles Lointaines mal näher zu Gemüte führen: Für die einen ist es ein weiterer wundervoller Sommerbegleiter. Und für die anderen könnte es durchaus der erste Tropenkandidat im Repertoire werden.

Bevor ich es vergesse – die Ingredienzen: Kopfnote: Mandel, Gardenie; Herznote: Tiaré, Tuberose, Jasmin, Rose; Basisnote: Vanille, Benzoeharz.

Morgen geht es weiter mit der Tuberose – es bleibt also spannend 😉

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Paul Gauguin Fare sous les cocotiers (1896 od. 1897), Ea haere ia oe (1893) und Aha oe feii? (1892), alles via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie Keiko Mecheris Isles Lointaines in unserem Shop.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Evelyn
    5. Mai 2011
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    Tatsächlich, liebe Uli, hier ist er nun, mein erster Tropenkandidat! Bisher scheute ich diese allzu üppige Blumigkeit, doch ich gestehe, hier finde ich sie wundervoll!! Nicht schwülstig, nicht erschlagend, nicht nach abgestandenen Blumen im Krankenzimmer, nein, einfach nur cremige, rosige Mandel, zurückhaltende Tuberose, garniert mit Vanille und Tiaré – köstlich!! 🙂

    Witzigerweise musste ich sofort danach auch mein Pröbchen von Datura Noira von SL rauskramen, daran hatte ich mich noch nicht getraut bisher, und siehe da: Volltreffer auch hier!

    Danke also für diesen schönen Tropen-Tipp, der sicherlich bei mir einziehen wird dürfen. 🙂

    Herzlichst
    Evelyn

  2. Avatar photo
    Ulrike
    5. Mai 2011
    Antworten

    Huhuu liebe Evelyn,

    das freut mich jetzt aber 🙂
    Ich kann das sehr gut nachvollziehen, Tropisches entspricht auch nicht meinen persönlichen Präferenzen, diesen Duft hier aber würde „sogar“ ich tragen 😉

    Ich finde es immer wichtig, so etwas dazu zu sagen, vor allem z.B. auch bei Gourmanddüften: In den letzten Jahren gab es ja doch in dieser Gattung auch einige Düfte, die Gourmandfans sowieso mochten, die aber auch solche ansprachen, denen diese Familie eigentlich normal „too much“ ist. Da ist es doch immer toll, wenn man dann eine neue Liebe entdeckt in einem Bereich, in dem man normalerweise gar nicht „gewildert“ hätte 🙂

    Viele Liebe Grüße zurück,

    Uli.

  3. Üt
    22. September 2012
    Antworten

    Heute Isles Lointaines getestet, es gibt nichts besseres als diesen Duft zum Herbstanfang zu entdecken! Der Duft wird mich erstmal über die immer schneller kommende Dunkelheit und Kälte hinweg trösten. Toll !

  4. Avatar photo
    Ulrike
    26. September 2012
    Antworten

    Gell, der ist schön? Hach, überhaupt könnte ich gerade jede Menge solcher Inseldüfte tragen – bei mir geht es ja im Januar dann endlich, endlich auch einmal weg *seufz*

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