Vero.Profumo…

… ist die 2007 ins Leben gerufene Manufaktur der Schweizerin Vero Kern, die sich damit einen lang gehegten Traum erfüllte. Im stolzen Alter von 55 Jahren orientierte sich Kern nach Jahrzehnten der Berufstätigkeit als Pharma-Assistentin sowie bei Swissair noch einmal komplett um – etwas ganz anderes wollte sie machen und dabei ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen: Der Liebe zum Duft. „Ich wollte in mich selber investieren, alles herausholen, was ich kann“, sagte Kern in einem Interview dem Schweizer Tagesanzeiger. „Ich wollte etwas machen, das ich von A bis Z selber gestalten kann. Das Parfum gab mir diese Möglichkeit.“

Schon 1994 machte sie sich mit einer eigenen Praxis selbstständig, in der sie für ihre Kunden individuelle Düfte und Duftmischungen auf aromatherapeutischer Basis kreierte. Darauf folgte dann eine Ausbildung zur Parfumeurin, die sie in Paris bei Monique Schlienger absolvierte – an der Schule, an der auch Lyn Harris von Miller Harris gelernt hatte. Ihr erster eigener Duft erblickte dann 2007 nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit in der heimischen Küche das Licht der (Parfum)Welt – Kiki. Zwei weitere Düfte ließen nicht lange auf sich warten – es folgten alsbald Onda und Rubj, denen hoffentlich noch viele weitere folgen werden.

Denn – Vero Kern ist, ähnlich wie Andy Tauer, ein echtes Unikum auf dem Parfummarkt: Voller Leidenschaft und Hingabe schafft sie Düfte, die exakt jenes Herzblut ausstrahlen sowie jene Passion, aus denen sie entstanden sind. Eigen, kantig und auf eine gewisse Art und Weise rau wie Rohdiamanten üben sie in ihrer eindringlichen Präsenz, welche unter anderem auch auf ihre hohe Konzentration und den hohen Anteil erlesener natürlicher Rohstoffe zurückzuführen ist, eine besondere Faszination auf mich aus, seitdem ich sie das erste Mal testen durfte. In den nächsten Tagen nun möchte ich Euch die ganze Serie ihrer Eaux de Parfums vorstellen, heute beginnen wir mit Kiki. [Die Extraits, die es von allen Düften ebenfalls gibt und die sich von diesen durchaus unterscheiden, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen.]

Kiki ist ein Duft „für bekennende Individualistinnen mit französischem Chic.“ Und Vero Kern führt weiter aus:

„Meine Hommage an die Stadt Paris, wo ich das Parfum-Metier erlernte. Ein fast schon burlesker Auftritt der stolzen Madame Lavande de France. Madame wird umtänzelt von frivolen und puderigen Karamell- und Moschusnoten. Exotische Früchtchen klimpern freudig mit den Wimpern dazu. Keusch und wild zugleich, wie ein Besuch in der Bibliothèque nationale mit anschließendem Diner-Spektakel im „Crazy Horse“.

Ein Lavendelluder demnach, mich natürlich sofort an Dita von Teese und den momentanen Hype um Burlesque-Tänzerinnen erinnernd. Und in der Tat – das passt zu dem Duft.

Auf der Haut angekommen wirbelt zuerst eine überaus ungestüme und temperamentvolle Lavendeldiva umher, die voller Dominanz und Präsenz ernstgenommen werden möchte. Ein autoritäres Persönchen, das sich augenblicklich Gehör verschafft, in der Tat. Kaum richtig angekommen offenbart jene Madame de Lavande allerdings ihre keck-frivole Ader: Ihr warmer krautiger Körper, dem nichts von der sonst ihr eigenen medizinischen Natur anhaftet, offenbart exotische Gelüste – ein tropisch-fruchtiges Bouquet, üppig und betörend, das von den Gourmandnoten der Basis noch unterstrichen wird. Karamell und Moschus leisten hier ganze Arbeit und kreieren mitsamt der Passionsfrucht eine sinnlich-wollüstige Aura voll samtig-pudriger Anklänge

Und an was für eine Frau richtet sich der Duft? Vero Kern beantwortete die Frage im Interview mit Lena Brombacher für deren Blog Olfactorialist folgendermaßen:

Bei kiki denke ich an eine sehr lebendige Frau, es könnte auch eine Journalistin oder Schrifstellerin sein – dieser pudrige Lavendel. kiki ist fruchtig und für mich hat es eine schnelle Energie drin, aber der Lavendel holt auch runter. kiki ist ein frivoler Duft. Er passt zu Sybille Berg.

Zugegeben, ich bin kein großer Berg-Fan, vermutlich hätte ich diesen Duft dann lieber vielleicht an Françoise Sagan gesehen, jener Maserati-fahrenden Schriftstellerin, die uns unter anderem das charmante Buch Bonjour Tristesse hinterließ oder vielleicht an Colette, jener legendären Pariser Varietékünsterlin und Autorin… aber auch Frau Berg hat ja höchst unterschiedliche Seiten, insofern passt der Duft vielleicht doch nicht so schlecht.

Kiki trägt seinen Namen zu Recht – ein kecker, nur so vor Leben sprühender Duft, feminin, fröhlich sowie lustvoll und körperbetont. Die Ingredienzen: Kopfnote: Lavendel, Bergamotte, Zitrone, Passionsfrucht; Herznote: Lavendel, Geranium; Basisnote: Karamell, Patchouli, Moschus.

Die restlichen Vero.Profumo-Düfte folgen nächste Woche – bis dahin Euch ein schönes Wochenende und liebe Grüße,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Margot
    18. Februar 2011
    Antworten

    Liebe Ulrike,
    Danke dass Du dich diesen Düften angenommen hast. Und Deine Beschreibung ist sehr schön zu lesen! Ich war ja ganz wild versessen darauf, diese 3 zu testen und, leider, leider, fang ich mit keinem dieser Kandidaten etwas an.
    Kiki: Was Du mit Lavendel, Zitrone und „warmen“ krautigen Körper beschreibst entwickelt sich auf meiner Haut wie frisch drüber gepinkelt … möglicherweise ist diese Note ja für mache sinnlich-wollüstig 🙂 Sorry, aber der geht gar nicht! Hoffe, dass hier alle Worte politisch korrekt gewählt sind, wenn nicht, musst Du halt zensieren!

    Schönes Wochenende und LG,
    Margot

  2. 18. Februar 2011
    Antworten

    Ich reihe mich ein in die Linie derjenigen, die mit diesen Düften rein gar nichts anfangen können, und auch nicht wieder zu tun haben möchten. War ich doch dem Irrglauben erlegen, die Gerüchteküche hätte wohlmöglich einen annährernd gleichwertigen Nachfolger für Guerlains „Djedi“ gefunden, in Onda. Ausgerechnet. Da ich begeisterte Besitzerin eines winzigkleinen Tröpfchens echten, alten Djedi Extraits bin, konnte ich vergleichen. Was für ein Elend ist Onda – teerig, herb für mich experimentell-daneben – verglichen mit der unendlich feinen Eleganz des „Originals“. Wie man wieder mal sieht: man soll nichts auf Gerüch(t)e geben… Kiki ist für mich auch bloss ein laues Lavendeldüftchen ohne Tiefgang und mit flüchtiger Haltbarkeit. Wie aus dem Naturkostladen, aber dort schon abgestanden. Ich gebe Margot Recht – es ist eine …äh…Pissoirnote drin. Danke, aber NEIN Danke :-))
    Liebe Grüße, Martina

  3. Ulrike
    20. Februar 2011
    Antworten

    Huhuu Ihr Beiden,

    die… Note, die Euch aufstößt, dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach Maracuja sein. Diese ist NUR in den EdP’s enthalten, nicht aber in den Extraits – da lohnt sich ein kleiner erneuter Blick vielleicht. Ich werde aber auf diesen Aspekt dieser Tage noch eingehen. Was Djedi angeht bin ich ja ECHT neidisch – wie gerne würde ich diesen einmal testen…
    Was die Kern-Düfte ganz allgemein angeht – ich denke, hier ist es einfach eine Love-it-or-Hate-it-Geschichte: Dazwischen geht einfach nicht. Ich für meinen Teil bin fasziniert, vor allem von einem Duft – dazu aber später mehr 😉

    Liebe Grüße zurück – die Uli.

  4. 24. Februar 2011
    Antworten

    Nein – es ist definitiv nicht Maracuja ! Ich liebe Maracuja, Frucht und Duft – und mag auch die von Herrn Turin hervorgehobene „faule“ Komponente 😉
    Ich habe in Deinem heutigen Kommentar zu „Onda“ noch mal versucht, deutlich zu machen, wie „Onda“ – leider- für mich rüberkommt….
    Ist halt so – ich muss ja auch nicht wirklich alle Düfte haben,gelle… ;-))

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