

In einer früheren Ankündigung, die nebenbei die Rezension zu L’Etat Libres erstem Promiduft Eau de Protection für die Almodovar-Muse Rossy de Palma enthielt, schrieb ich bereits Folgendes:
L’Etat Libre ist kein Label für halbe Sachen, ergo auch weder für zaudernde Unentschlossene noch für Schüchterne. Zu denen zählt auch Frau Swinton nicht: Intelligent, stark, begabt und provokant – die Oscar-Gewinnerin ist gebürtige Schottin und entstammt einem der ältesten Clans, ist Cambridge-Absolventin und lebt seit längerem in einer polyamourösen Beziehung mit zwei Künstlern.
Einem sehr viel älteren Maler und Schriftsteller und einem sehr viel jüngeren und durchaus sehr attraktiven Künstler, um ganz genau zu sein. Darüber hinaus rumorte die Gerüchteküche lange, dass sie auch alle zusammen – inklusive der Kinder – leben. Das könnte ja fast, fast ein wenig beneidenswert sein, vielleicht… aber gut, wir wollten nicht über Tilda Swintons Privatleben sprechen, die momentan wieder in einem neuen, sehenswerten und erstmals selbst produzierten Film in die Kinos kommt – I am Love.
Dazu, genauso wie zu der polyamourösen Beziehung, passt auch die Werbung für den Duft ganz vorzüglich, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten mag, genauso wie die Erkenntnis, dass der Kürbis, jener Hauptbestandteil des Duftes, laut dem Amerikaner Dr. Alan Hirsch positive Auswirkungen auf die Durchblutung bestimmter weiblicher Körperteile haben soll – ich hatte es im letzten Artikel bereits anklingen lassen…
In jedem Falle ist Kürbis wohl einer der Lieblingsgerüche von Tilda Swinton, die jahrzehntelang Penhaligon’s Bluebell treu war, wie auf New York Fashion zu lesen ist:
„When I realized what they were really offering me was the opportunity to go into the kindergarten and mess around and have absolute final cut and put whatever I wanted into this bottle, I couldn’t resist. So I had a real ball! I thought about how great it would be if I could have a smell that would keep me at home wherever I was. So I started to think about my home smells, and the principal ingredients became ginger, baby carrot, pumpkin. I’m a November child — a pumpkin child — so this whole idea of orange is there. It smells like the only home I have: my house in the north of Scotland.“
Kindheitserinnerungen animierten sie also zu Like This die Erinnerung an Ingwer, Babykarotten und Kürbis, ein orangener Traum jenes November-, ergo Kürbiskindes, wie sie selbst feststellt. Der Duft rieche wie ihr einziges Zuhause: Ihr Haus im Norden Schottlands.
Eine weitere Inspirationsquelle stellten ein paar Zeilen des islamischen Mystikers und Dichters Rumi (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi) dar:
“Like this. What does your fragrance smell like? Like this. What does your fragrance feel like? Like this. What do I do with this fragrance? Like this. It’s an idea that makes me very, very happy.” aus: The Essential Rumi, übersetzt von Coleman Barks mit John Moyne.
Bodenständig hört sich das an. Und irgendwie existentiell. Sinnsuchende aufgepasst – dieser Duft verheißt wenn nicht eine Antwort, so doch dann zumindest Linderung. Er verspricht etwas Handfestes, etwas Verortetes und damit Bestimmtes zu sein, eine Konstante in einer komplexen und oft genug haltlosen Welt. So hat er auch etwas enorm Konzeptionelles, wie auch Chandler Burr in obigem Artikel feststellt:
„It’s a below-the-surface gourmand,“ erklärte er. „It is a contemporary, abstract expressionist perfume, late twentieth century. It does not contain any shock values that some of the super-neons — like those made for Britney Spears, or Gucci Rush kind of pioneered that, that overtly artificial scent — it doesn’t have any of that. But it is not representational art at all, it’s conceptual, that’s why it’s abstract expressionist. And it doesn’t give you any landmarks.“

Für mich ein ganz besonderer und überaus bemerkenswerter Duft, der in der Tat Assoziationen eines Tages auf dem Land weckt, eines Herbsttages, mit vielen Kürbissen im Hintergrund nicht zu vergessen. Jene Note finde ich unverschämt lecker. Und auf eine sehr elegante und ebenfalls erotische Art und Weise feminin.
Ich bin gespannt auf Eure Meinung – habt Ihr schon getestet? Was haltet Ihr von Duft und Frau?
Liebe Grüße und einen guten Wochenstart wünscht Euch
Eure Ulrike.

Liebe Uli,
endlich wird auch mal ein Duft diese Hauses gewürdigt! Habe ja bereits verlauten lassen, dass ich die Philosphie und (im Grunde) alle Düfte von ELdO sehr interessant finde! Und dabei geht es nicht darum, ob sie für mich alle tragbar sind oder dass ich sie mag oder nicht. Es ist definitiv das Gesamtpaket, das mich begeistert und LIKE THIS hat mich explizit begeistert. Weil, eben ja, weil er in keine Schublade passt die man mit: …. ist wie …. definieren kann. Er ist anders, auch für mich nichts für jeden Tag, aber ich liebe ihn, gerade deshalb!
Liebe Grüsse,
Margot